Alternative zum Sakrament

Kindersegen statt Taufe

In der Kirche werden immer häufiger Segensfeiern angeboten, die Nachfrage nach Sakramenten geht zurück. So werden auch mehr Kinder gesegnet und nicht mehr getauft.

Manche Eltern wollen für ihr Kind den Schutz von oben, aber keine Mitgliedschaft in der katholischen Kirche. © vadim kozlovsky - stock.adobe.com

Dass junge Eltern zögern, ihr Kind taufen zu lassen, kann viele Gründe haben. Zum Beispiel, dass sie sich mit den Jahren innerlich von der Kirche entfernt haben – bis hin zum Austritt. Oder dass sie verschiedenen Konfessionen angehören und sich nicht einigen können. Oder dass sie ihr Kind später selbst entscheiden lassen wollen. Oder dass nur ein Elternteil getauft ist und das andere grundsätzliche Vorbehalte hat.

Oft ist dieses Zögern aber auch mit einem Bedauern verbunden: Denn auf den Segen Gottes für ihr Kind, den Eltern mit der Taufe (auch) verbinden, auf den möchten sie ungern verzichten. Gerade die Geburt eines Kindes macht vielen Eltern deutlich, wie wenig letztlich in der eigenen Hand liegt und wie sehr wir alle auf Heil und Segen hoffen.

Keine Verwechslungsgefahr mit der Taufe

Die Segnung von Neugeborenen trifft deshalb einen Nerv. Zum Beispiel im St.-Elisabeth-Hospital, einer großen katholischen Geburtsklinik in Bochum. Mehrmals jährlich werden hier Familien, in denen mindestens ein Elternteil getauft ist, angeschrieben und zu einer ökumenischen Segensfeier für Babys eingeladen. Viele kommen – mit Babys und Geschwisterkindern, mit Oma, Opa, Tante, Onkel – in die Krankenhauskapelle, die dann oft aus allen Nähten platzt und in der eine fröhliche Atmosphäre herrscht. Während der strengeren Corona-Beschränkungen wurde die Feier deshalb in einen nahegelegenen Pfarrgarten verlegt.

Feiern wie diese werden gut angenommen – in Bochum ist jede zehnte angeschriebene Familie dabei. Und das, obwohl das ökumenische Team sehr deutlich macht, dass hier keine Taufe zu erwarten ist.

Sie erwarten ein Kind? Planen eine Taufe? Sind Pate oder Patin? Praktische Tipps und Informationen rund um die besondere Zeit von Schwangerschaft, Geburt und Taufe finden Sie auf der Themenseite Taufe & Geburt feiern.

Um jede Verwechslungsgefahr auszuschließen, gehört Wasser nicht zum Gottesdienst, auch kein Taufkleid und keine Taufkerze. Dafür Lieder und Bibeltexte, die vom Segen und von der Liebe Gottes für die Kinder sprechen. Und ein Einzelsegen für jede Familie, die haupt- und ehrenamtliche Seelsorgerinnen und Seelsorger spenden. Ein Geschenk gibt es auch oft. In Bochum ist dies ein hölzerner Schutzengel – und dazu ein Lätzchen mit der Aufschrift: „Ich bin gesegnet, auch wenn mal etwas danebengeht.“

Schutz durch eine höhere Macht

Natürlich ist der Kindersegen keine Konkurrenz zur Taufe; manche, die solch ein ökumenisches Angebot wahrnehmen, werden früher oder später ihr Kind auch taufen lassen. Andere nicht. Sie sind berührt vom Segenszeichen, hoffen darauf, dass eine höhere Macht ihr Kind beschützt, aber streben für ihr Kind keine Mitgliedschaft in einer Kirche an. Und die einstige religiöse Überzeugung, dass Gott ohne Taufe kein Heil schenkt, ist ihnen ohnehin keinen Gedanken mehr wert. (Susanne Haverkamp, Redakteurin bei der Verlagsgruppe Bistumspresse)