Neue Formen der Glaubensweitergabe

Kerngeschäft der Seelsorge

Marianne Habersetzer ist Leiterin der Hauptabteilung „Generationen und Lebensalter“ im Erzbischöflichen Ordinariat München. Kürzlich hat sie im Freisinger Kardinal-Döpfner-Haus eine Tagung zum Thema „Katechese. Weit(er). Denken.“ verantwortet. Welche neuen Formen der Glaubensweitergabe dabei besprochen wurden, erläutert sie im Interview.

Beim „MoonlightPrayer“ gibt es Livemusik und eine gemeinsame Aktion (Bild: EOM) © EOM

mkn: „Katechese. Weit(er). Denken.“ lautete der Titel einer Tagung, die Sie im Freisinger Kardinal-Döpfner- Haus verantwortet haben. Worum ging es dabei?

HABERSETZER: Wie der Titel schon sagt, wollten wir in diesem Bereich weiterdenken. Katechese meint mehr als Vermittlung von Glaubenswissen. Katechese ist eine lebensbegleitende Kommunikation über den Glauben. Katechese will helfen, im Leben Gott zu suchen und auch zu finden und Christus besser kennen zu lernen.

mkn: Sie haben sich mit neuen pastoralen Projekten im Erzbistum beschäftigt, zum Beispiel mit der „Offenen Kirche“ in Fürstenfeldbruck. Was kennzeichnet diese?

HABERSETZER: Dieses Angebot der Jugendstelle im Landkreis Fürstenfeldbruck richtet sich an alle Generationen und stellt eine Art offenen Besinnungstag dar. Es geht darum, dass jeder Einzelne an verschiedenen Stationen das erleben kann, was ihm guttut und seiner Spiritualität entspricht. Sie müssen sich das so vorstellen: Sie kommen in eine große Kirche und finden an verschiedenen Orten Anregungen zu bestimmten Themen: einmal anders über sich selbst nachzudenken, einmal anders über Krisensituationen zu meditieren, einmal anders zu überlegen: Wie schaut mein Gebet aus? Wie komme ich ins Gespräch mit Gott?

mkn: Ein anderes Beispiel war das „MoonlightPrayer“ in München-St. Margaret. Was kann man sich darunter vorstellen?

HABERSETZER: Das ist ein Abendgebet im Mondlicht, bei dem die Menschen eingeladen sind, sich zu einem aktuellen Thema Gedanken zu machen. Oft ist der Ausgangspunkt ein Schrifttext mit weiterführenden Impulsen. Dazu kommen Livemusik und eine Aktion mit allen Teilnehmern. Bei der Tagung haben wir am Abend auch ein „MoonlightPrayer“ gehalten und als Aktion ein Netz geknüpft. Dabei ging es um Vernetzung und die Frage: Welches Netz trägt mich?

mkn: Auch über die „Holy-wood“-Filmkatechese der Fachstelle „Medien und Kommunikation“ haben Sie gesprochen.

HABERSETZER: Diese Fachstelle gibt schon länger Anregungen, wie man mit Filmen zu spirituellen Themen arbeiten kann. Ein Kollege der Fachstelle hat mit uns den Film „Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit“ angesehen. Es geht darum, wie man mit Filmen an unterschiedlichen Orten über Lebens- und Glaubensfragen ins Gespräch kommen kann.

mkn: Darüber hinaus haben Sie sich mit pastoralen Projekten aus anderen Diözesen befasst, etwa mit der generationenübergreifenden Katechese. Was ist damit gemeint?

HABERSETZER: Es geht darum, die eigenen Grenzen zu überschreiten und in der Gemeinde Katechese mit allen Generationen anzubieten. Auf der Tagung wurde deutlich, wie wichtig es ist, dass die Generationen über spirituelle Themen miteinander ins Gespräch kommen. Ziel ist es, sich zu vergewissern, in Gemeinschaft miteinander und mit Gott unterwegs zu sein. Miteinander unterwegs sein heißt: Ich nehme dir ab, was du sagst, ich glaube dir deinen Glauben. Dieses Zeugnis ist in der Familie wie in der Gemeinde wichtig. Beim Propheten Sacharja heißt es: „Wir wollen mit euch gehen; denn wir haben gehört: Gott ist mit euch.“ Das Ziel ist erreicht, wenn die Menschen merken: Da ist noch jemand anderes mit auf dem Weg.

mkn: Wäre es vorstellbar, das auch im Erzbistum umzusetzen?

HABERSETZER: Ich kann mir vorstellen, dass gerade die intergenerationelle Katechese auf die Zukunft hin einen Mehrwert hat, weil oft die Familie als kleine Einheit das nicht mehr leisten kann. Die Sozialisation in religiöser Hinsicht nimmt immer mehr ab. Wenn Eltern mit ihren Kindern an einem größeren Angebot teilnehmen, bekommen sie mit, wie andere ihren Glauben leben und selbst auf der Suche sind. Dadurch entsteht ein Netzwerk des Glaubens, in dem man voneinander lernt. Gerade im katechetischen Kontext sind wir alle Lernende. Katechese geschieht ein Leben lang. Wir lernen nie aus.

mkn: Generalvikar Peter Beer war auch bei der Tagung. Welche Impulse hat er gegeben?

HABERSETZER: Er hat uns im Eröffnungsreferat ermutigt, durchaus kreativ zu denken und Neues zu erproben. Außerdem hat er mehrmals betont, wie wichtig es ist, dass dieser Teil der Pastoral noch mehr ins Bewusstsein kommt, denn Katechese gehört zum Kerngeschäft der Seelsorge.

mkn: Wie geht es jetzt weiter?

HABERSETZER: Wir haben für hauptamtliche Mitarbeiter im Bereich der Erwachsenenkatechese weitere Fortbildungen ins Auge gefasst. Denn der Anfang der Katechese ist die Erwachsenenkatechese. So hat es schon die Würzburger Synode formuliert. Die Erwachsenen sind durch ihr Zeugnis Träger der Glaubensweitergabe. Wenn die Erwachsenen diesen Dienst tun, dann ist es auch möglich, Kinder und Jugendliche auf den Weg zu bringen. Die Glaubensweitergabe leidet heute darunter, dass Erwachsene etwas weitergeben sollen, was sie selbst nicht oder zu wenig kennen und auch nicht praktizieren. Daher brauchen Erwachsene die Möglichkeit, den eigenen Glauben zu reflektieren, zu vertiefen und sich im Glauben gegenseitig zu bestärken. Darüber hinaus sollen Qualitätszirkel „Katechese“ in den Dekanaten entstehen, in denen Haupt- und Ehrenamtliche zum Beispiel gemeinsam überlegen: Was können wir an Glaubenskursen anbieten? Wie sieht bei uns die Taufkatechese aus? Wie binden wir vermehrt die Erwachsenen im Rahmen der Vorbereitung auf Erstkommunion und Firmung mit ein? (Interview: Karin Hammermaier/Theresia Lipp)

Näheres bei Franziska Marschall, Leiterin des Fachbereichs Katechese und Neuevangelisierung im Ordinariat, Telefon 089/21371371, E-Mail: FMarschall@eomuc.de