Teeexporteur und Flüchtlingsland

Kenia im Zentrum des Weltmissionsmonats

Kenia gilt als Stabilitätsfaktor in Ostafrika. Doch Pandemie, Dürre, explodierende Lebensmittelpreise und zunehmende Flüchtlingszahlen machen dem Land zu schaffen. Wie missio München seine Partner vor Ort unterstützt.

Kenia steht an der Spitze der weltweiten Tee-Exportstaaten. © IMAGO/Joerg Boethling

Geht es um Tee, würden wohl die meisten vermuten, dass dieser für den internationalen Markt in erster Linie aus China, Sri Lanka oder Indien kommt. Doch weit gefehlt. Schon seit einigen Jahren führt Kenia die Spitze der Exportstaaten an; 2020 waren es mehr als 500.000 Tonnen an Tee, die aus dem ostafrikanischen Land weltweit in Kannen aufgebrüht werden konnten. Doch für die Bauern und ihre Mitarbeiter heißt das nicht, sich zufrieden mit einem Tässchen des kostbaren Getränks zurückzulehnen. Sie und ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen stehen in der Regel am Ende der Kette. Das eigentliche Geschäft machen vor allem große Unternehmen.

Was das mit der katholischen Kirche zu tun hat? Es ist die Christliche Arbeiterbewegung (CWM), die sich für die Rechte der eigentlichen Produzenten in Kenia einsetzt. Sie kämpft für faire Löhne und Arbeitsbedingungen. "Allein kann hier keiner viel erreichen", sagte Domitila Mwelu Kaluki dem "missio-magazin", "aber wenn wir zusammen zu einer Stimme finden, ist Veränderung möglich." Die CWM und andere Projekte sind es, die vom katholischen Hilfswerk missio München finanziell unterstützt werden. Es geht darum, den Menschen zu helfen, Verantwortung zu entwickeln, um die eigenen Angelegenheiten selbstbewusst in die Hand nehmen zu können.

Kenia ist Hoffnungsträger

Unter dem Motto "Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben", einem Wort des Propheten Jeremia, steht der diesjährige Weltmissionsmonat (Oktober). Als Beispielland wurde Kenia gewählt. Der Vielvölkerstaat, in dem mehr als 40 verschiedene Ethnien leben und über 50 Sprachen gesprochen werden, hält eine große kulturelle Diversität vor. Der ostafrikanische Staat gilt zudem als Hoffnungsträger in einer ansonsten relativ instabilen Region. Das ist auch der Grund, warum seit Jahren Tausende unter anderem aus dem Kongo, Burundi und Ruanda in die Hauptstadt Nairobi fliehen. Dort hoffen sie, für sich und ihre Familie ein neues, besseres Leben aufbauen zu können.

Mit rund 3,5 Millionen Einwohnern im Stadtbereich und etwa 7,5 Millionen im Großraum steht die rasant wachsende Metropole an der Schwelle zur Megacity. Rund 60 Prozent der Stadtbevölkerung Nairobis leben in mehreren großen Slums wie Kibera oder Mathare auf nur sechs Prozent der Stadtfläche. Pfarrgemeinde sind oft der erste Anlaufpunkt für Flüchtlinge, wenn sie in Großstädte kommen.

Eine Erfolgsgeschichte: Charles Sendegeya

Der aus Ruanda stammende Charles Sendegeya kam Ende der 1990er Jahre über den Kongo und Malawi nach Kenia. Er hat es geschafft, Fuß zu fassen. Heute hilft er anderen dabei, als Teil der Organisation TUSA, die Selbsthilfe für Flüchtlinge anbietet. Auch sie wird von missio München gefördert. Die katholische Initiative macht es möglich, dass Kinder von Flüchtlingsfamilien einen Kurs in einer Berufsschule besuchen können und dann etwa das Friseurhandwerk erlernen. "Bildung ist das Beste, was wir den jungen Flüchtlingen mitgeben können", ist Sendegeya überzeugt.

Wer mehr über diesen Mann und seine Arbeit erfahren möchte, kann ihn im Oktober im Rahmen des Weltmissionsmonats bei Veranstaltungen erleben oder im "missio-magazin" darüber nachlesen. Dem erzählte Sendegeya auch, welche Freude es sei, wenn er ehemaligen Schützlingen aus Ruanda begegne, die es auf die Wirtschaftsschule geschafft hätten und nun bei einer kenianischen Bank arbeiteten. Als diese beschlossen habe, nach Ruanda zu expandieren, waren es die einst von dort geflohenen Männer, die nun die erste Bankfiliale in ihrer Heimat eröffneten.

Seine TUSA-Kollegin Apollinarie Mukakarara betreut als Sozialarbeiterin ebenfalls Selbsthilfegruppen von Flüchtlingen. So konnte sie Denise Uwineza mit ihren drei Söhnen helfen. Inzwischen hat die junge Frau eine eigene kleine Wohnung gefunden, wo sie sich in einer Ecke eine Schneiderei eingerichtet hat. Dort entstehen an der Nähmaschine Taschen, Tischdecken und Kochschürzen. Es ist zumindest ein Anfang. Aber dieser hat sie gerettet, aus einer arrangierten Ehe mit einem gewalttätigen Ehemann herauszukommen. (Barbara Just/kna)