Die Berge schimmern in allen Schattierungen von Grün: Wald, Palmen, Bananenstauden. Dazwischen liegt ein kleines Feld, auf dem einige Männer in gebückter Haltung den Boden umpflügen. Auf ihren paar Hektar Land, die wie eingezwängt zwischen den großen Plantagen liegen, pflanzen sie Mais und Bohnen an. Am Feldrand plärrt ein kleines batteriebetriebenes Radio. Die Arbeit ist hart, der Ertrag mager. Und das Wenige muss auch noch zwischen allen aufgeteilt werden.
Das fruchtbare Ackerland um sie herum gehört Großgrundbesitzern, die hier Palmöl, Bananen und Kaffee anbauen. „Wir können froh sein, dass wir wenigstens etwas ernten, dass wir überhaupt Land haben“, sagt Pedro Muñoz. Der ausgemergelte Mann lebt in El Pital, einem Dorf im Nordosten von Honduras, eine Stunde zu Fuß von dem Gemeinschaftsfeld entfernt. Dicht gedrängt wohnen die Menschen hier zwischen den Bergen, viele Häuser stehen am Hang. Alle Dorfbewohner sind Bauern, viele von ihnen besitzen kein eigenes Land. Sie arbeiten auf den umliegenden Plantagen.
Besetztes Land
Der karge Lohn reicht kaum aus, um ihre Familien zu ernähren. „Von den zehn Kindern, die Gott mir schenkte, habe ich acht großziehen können. Ein Wunder! Denn ich hatte nur dünne Bohnensuppe und manchmal Reis“, erzählt Gloria Lara, Pedro Muñoz’ Frau. „Geld, um etwas zu kaufen, habe ich bis heute nicht.“ Sie sitzt auf einer wackeligen Bank vor ihrem einfachen Lehmhaus. Im Vergleich zu vielen anderen hatte sie Glück: Ihr Mann erbte einen Anteil des Gemeinschaftslandes von seinem Vater, der es in den 1980er-Jahren zusammen mit anderen Dorfbewohnern besetzt hatte.
Damals war es in Honduras möglich, nicht bewirtschaftetes Land zu enteignen und an Landlose zu übertragen. In der Praxis wurde das Land jedoch häufig nur vergeben, wenn die Bauern selbst die Initiative ergriffen und es besetzten. 1992 erließ die honduranische Regierung dann aber ein Gesetz, das den Verkauf von Land erlaubt, das Kleinbauern-Kooperativen wie der von Pedro Muñoz gehört. Zudem erschwert das Gesetz den Zugang zu ungenutztem Land. Seitdem werden besetzte Landstriche immer wieder von Militär und Polizei geräumt. „Wir haben große Angst“, sagt Pedro Muñoz. „Was sollen wir unseren Kindern und Enkeln hinterlassen?“