Kirchweih im Oberland

Kein Gebäude wie jedes andere

Holzkirchen im Landkreis Miesbach hat mit Sankt Josef ein neues Gotteshaus. Kardinal Marx hat den aufsehenerregenden Bau am Sonntag geweiht.

© Kiderle

Holzkirchen - Drei Mal klopft der Bischof an die Pforte, sie wird aufgetan und er betritt das Gebäude, das sich durch den nun beginnenden Ritus verwandelt. Am Sonntag hat Kardinal Reinhard Marx Sankt Josef in Holzkirchen geweiht. Begleitet von rund 70 Ministranten, Ortspfarrer Gottfried Doll und rund einem Dutzend Fahnenabordnungen zieht er ein.
Danach segnet er das Weihwasser, besprengt damit die Gläubigen und das Gotteshaus. Ganz still werden die über 400 Menschen in Sankt Josef, als Kardinal Marx nach seiner Predigt den Altar mit heiligem Öl salbt. Ein leichter Rosenduft weht da durch die Kirche. Der mischt sich mit dem Geruch des Weihrauchs, den der Erzbischof auf dem Altarstein verstreut und mit einer Kerze entzündet. Langsam züngeln die Flammen in die Höhe, Kardinal Marx und die Gläubigen knien nieder.

Aus einem Gebäude wird heiliger Ort

Wahrscheinlich spürt fast jeder Gottesdienstbesucher, dass in diesem Moment aus einem Gebäude ein spiritueller, ein heiliger Ort wird. „Beim Kirchenbau ist die Schwierigkeit, dass man einen Raum schafft, in dem man das Übersinnliche spürt, etwas, das wir nicht greifen können“, sagt Architekt Eberhard Wimmer kurz vor Weihe. In den Augen vieler Holzkirchner hat der Architekt das geschafft. Nach der allerersten Messfeier in Sankt Josef stehen noch ganze Menschentrauben in und vor der Kirche. „Ich merke, wenn ich da hineingehe, fühl´ ich mich wohl“, sagt eine Besucherin.
Anderen gefällt die Helligkeit des Innenraums und „dass man ein starkes Gemeinschaftsgefühl hat, weil sich die Menschen rund um den Altar versammeln“. Ein junger Malteser-Helfer meint, „dass es nirgendwo eine Kirche gibt, die so aussieht“ und dass die Holzkirchner da etwas „Einzigartiges“ bekommen hätten.
Von außen hat die Kirche die Gestalt von zwei oben abgeschnittenen Kegeln. Sie sind mit Schindeln verkleidet und durch einen verglasten Gang miteinander verbunden. Im kleineren ist die Werktagskapelle untergebracht, im größeren die Kirche. Das Licht fällt vor allem von oben durch die Kegelöffnung in den Raum. Die gewölbten Wände werden von weißen hölzernen Rauten getragen.

Veranschlagtes Budget eingehalten

11,5 Millionen Euro hat das neue Gotteshaus in Holzkirchen gekostet, einschließlich der Restaurierung des alten Kirchturms, der stehen bleiben durfte. Das veranschlagte Budget sei damit eingehalten worden, erklärt das Erzbischöfliche Ordinariat. Kardinal Reinhard Marx hat zum ersten Mal nach fast zehn Jahren wieder eine neue Kirche im Erzbistum geweiht. Der Neubau war nötig geworden, weil das alte Gotteshaus aus den 1960er Jahren schwere statische Probleme aufwies. „Es ist nicht einfach ein Gebäude, wie jedes andere“, lobt der Erzbischof von München und Freising: „Die neue Kirche trumpft von außen nicht auf, aber drinnen macht sie den Blick offen für den Himmel.“

Nach dem großen Fest der Weihe beginnt nun der Alltag für die neue Josefskirche. In den vergangenen sieben Jahren musste die Pfarrei in die viel kleinere Marktkirche Sankt Laurentius ausweichen. „Jetzt muss die neue Kirche zeigen, was sie kann, was sie bietet“, sagt Pfarrer Gottfried Doll. Er traut dem frisch geweihten Gotteshaus jedenfalls eine Menge zu. Er will darauf auch die neue Generation der Gläubigen in Holzkirchen aufbauen. Denn für Gottesdienst mit Familien hält er Sankt Josef für besonders geeignet. Der helle und freundliche Raum bietet jedenfalls alle Voraussetzungen, um sich dort mit Leib und Seele wohlzufühlen.

Der Autor
Alois Bierl
Chefreporter Sankt Michaelsbund
a.bierl@michaelsbund.de

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Kirchweihe Sankt Josef, Beitrag im Münchner Kirchenradio

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Neue Kirchen wurden gebaut