Diskussion mit ZdK-Präsidentin

Katholische Akademie bilanziert über Synodalen Weg

Nach vier Jahren ist im März das katholische Reformprojekt Synodaler Weg zu Ende gegangen. Die Katholische Akademie in Bayern lud nun in München zu einer ersten Bilanz. Was hat's gebracht und wie geht's weiter?

Mit Achim Budde (links) sprachen Irme Stetter-Kamp und Thomas Söding. © Robert Walser/Katholische Akademie in Bayern/KNA

Ob der Heilige Geist am Werke war? Jedenfalls hätte die Katholische Akademie in Bayern ihren Termin für eine Bestandsaufnahme des Reformprojekts Synodaler Weg nicht besser legen können als auf diesen Mittwoch in München. Denn am selben Tag wurde bekannt, dass bei weltweiten Synoden im Vatikan künftig auch Frauen und Männer gleichberechtigt mitberaten und abstimmen dürfen, die keine Kleriker oder Ordensleute sind. Bisher hatten bei den regelmäßigen Versammlungen in Rom nur Bischöfe sowie das Führungspersonal von Ordensgemeinschaften Stimmrecht. Katholische Laien konnten lediglich als Berater hinzugezogen werden.

Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp reagierte auf Twitter mit den Worten: „Erfreulich, dass Papst Franziskus zur Weltsynode 40 Frauen mit Stimmrecht berufen will. Das ist ein Anfang! Ich hoffe, daraus wird mehr!“ Ihr Vize, der Bochumer Theologe Thomas Söding, twitterte: „Überfällig - und nur ein allererster Schritt. Aber ein wichtiger. Beraten und Entscheiden gehören zusammen. Sie sind kein bischöfliches Monopol, sondern eine gemeinsame Aufgabe des Kirchenvolkes. Das Kirchenrecht muss nachziehen.“

Kritiker blieben fern

Am Abend waren beide bei Akademiedirektor Achim Budde zu Gast, um darüber zu sprechen, was das von 2019 bis 2023 dauernde Reformprojekt verändert hat. Auch ein Vertreter der Seite, die das Projekt kritisch sieht, hätte dabei sein sollen. Gerade in Bayern, wo Teile des Episkopats zu jener Gruppe gehören, hätte dies kein Problem sein sollen. Doch es gab nur Absagen. Ein öffentliches Gespräch erscheine zum gegenwärtigen Zeitpunkt „wenig sinnvoll“, habe es geheißen. Budde hofft auf später: „Es kann ja nicht sein, dass die Lager, die in unserer Kirche unterschiedlicher Meinung sind, auf Dauer nicht miteinander öffentlich diskutieren.“

So blieb dem Direktor nichts anderes übrig, als zugleich den „Advocatus Diaboli“ (oder vielleicht „dei“, wie er sagte) zu geben. Dazu gehörte die Frage, ob die Versammlung den Kern des Glaubens infrage gestellt habe. Söding nannte solche Behauptungen „absurd“. Auf einmal würden Ethik und Kirchenverständnis hochgezogen, als ob dies die „Dogmen aller Dogmen“ wären. Übermoralisierung und Überinstitutionalisierung seien die Folge. Die Themen Macht, Rolle der Frauen, Sexualmoral und priesterliche Lebensform hätten bearbeitet werden müssen, damit das Evangelium wieder zu sehen sei, erklärte der Professor für Neues Testament.

Graben überdecken

Um den Graben zwischen der Lebenswirklichkeit der Menschen, die noch zu dieser Kirche hielten, zu überbrücken, müsse etwas passieren, ergänzte Stetter-Karp. Doch wie könne Bewegung in die Sache kommen, wenn die einzige Antwort immer nur sei „Es ist, wie es ist"? Sie sei keine Theologin: „Aber so viel weiß ich auch: Ganz ohne Veränderungen ging es in 2.000 Jahren nicht.“

Als positiv wertete die ZdK-Präsidentin das Feedback, das die deutschen Katholiken von den bei den Synodalversammlungen eingeladenen Gästen aus dem Ausland erhalten hätten. Dabei habe das Spektrum von Australien bis Amazonien, von Afrika bis Indien gereicht. „Wir haben eine Reihe an guten Bündnispartnern“, versicherte Stetter-Karp. Interessant finde sie, dass bei Ländern wie Irland, die sich schon intensiv mit Missbrauch befasst hätten, eine besondere Zugkraft dahinterstehe.

Texte genau lesen

Und die Vorbehalte aus dem Vatikan wegen des Synodalen Ausschusses oder Rates? Er lese römische Texte „relativ genau“, meinte Söding. So sei ihm bei der Lektüre aufgefallen, dass das „Lieblingswort“ dieses angeblichen Verbotsschreibens „scheint“ sei. Immer wieder heiße es: „Es scheint so zu sein.“ Wenn sich die Absender nicht sicher seien, warum hätten sie nicht gefragt?

Mit den angestrebten Reformen lasse sich der Exodus aus der Kirche nicht plötzlich stoppen, räumte die ZdK-Präsidentin ein. Die Motive jener, die austräten, seien vielfältig: „Aber natürlich ist es schon unser Interesse, für die Zukunft möglichst viele zur Mitarbeit in dieser Kirche motivieren zu können.“ (kna)