Bayerisches Ehrenzeichen

Katholikin lehnt wegen Flüchtlingspolitik Auszeichnung ab

Es sollte eine Auszeichnung für ihr Ehrenamt sein, doch Silvia Siebert aus Nürnberg gab dem bayerischen Finanz- und Heimatminister Markus Söder vor einigen Tagen einen Korb. Als Flüchtlingshelferin wollte sie ein Zeichen setzen.

Das Ehrenzeichen des bayerischen Ministerpräsidenten (Bild: Bayer. Staatsministerium der Finanzen) © Bayer. Staatsministerium der Finanzen

Nürnberg – Fünf Frauen und fünf Männer wollte Finanz- und Heimatminister Markus Söder (CSU) am vergangenen Montag in Nürnberg für ihr freiwilliges Engagement mit dem Ehrenzeichen des bayerischen Ministerpräsidenten auszeichnen. Doch auf dem Pressebild stehen vor der blauen Ministeriumswand nur neun Personen, berichtet die Katholische Nachrichtenagentur (KNA). Silvia Siebert hat die Auszeichnung, wie erst jetzt bekannt geworden sei, bei der Veranstaltung abgelehnt – aus Protest gegen die Flüchtlingspolitik der Staatsregierung.

"Mit der Flüchtlingspolitik der Bayerischen Staatsregierung stimme ich in keiner Weise überein, da sie dabei nicht für christliche Werte, sondern für die Förderung von Rassismus und fremdenfeindlichen Ressentiments steht und dabei einen Heimatbegriff prägt, der mir fremd ist", so Siebert. Als Drittletzte sei die stellvertretende Vorsitzende des Pfarrgemeinderats der Nürnberger Gemeinde Sankt Wolfgang zur Auszeichnung aufgerufen worden. Es habe eine kurze Würdigung gegeben, zudem sei an ihre Arbeit in dem Gremium erinnert worden, ihr Engagement für den Kindergottesdienst, die Sternsinger und die Frauengruppe in der Gemeinde. Ein Satz jedoch, der in der gedruckten Fassung der Laudatio steht, habe gefehlt: "Im Zuge ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit im Pfarrgemeinderat Sankt Wolfgang kümmert sie sich derzeit um Asylsuchende."

Engagement für Flüchtlinge

Zufall oder nicht – zu diesem Zeitpunkt hätte der Minister noch nichts von Sieberts Ablehnung gewusst, die sie dann vorträgt. Seit einem Jahr betreue Siebert selbst ehrenamtlich Flüchtlinge in ihrer Gemeinde, habe Kleiderspenden organisiert und Deutsch unterrichtet. Zwei Familien mit je vier Personen beherberge ihre Pfarrei seit einem Jahr. All das habe sie auch angegeben, als Söders Ministerium im Sommer bei ihr anrief und nach ihrem Engagement fragte.

Sie habe es schon damals als "doppelzüngig" empfunden, dass sie unter anderem für ihre ehrenamtliche Flüchtlingshilfe geehrte werden soll, sagt sie. Denn die Haltung der Staatsregierung nehme sie anders war. Die Äußerungen, aber auch die konkreten Handlungen ärgern sie. Man überlasse die Flüchtlinge sich selbst, so ihr Vorwurf. Außerdem könne sie nicht verstehen, wie davon gesprochen werde, dass die Kapazitäten erschöpft seien. Sie als Helferin spüre etwas anderes.

Doch die Abfuhr habe Söder bei der Veranstaltung nicht auf sich sitzen lassen. Siebert berichtet der KNA, dass der Minister aufgezählt habe, wie viel Geld die Staatsregierung in die Hand nehme und was sie sonst für Flüchtlinge tue. Aber: Deutschland müsse sich schützen und es sei nur realistisch anzuerkennen, dass es begrenzte Kapazitäten gebe. Überdies habe der Minister ihr dann noch vorgeworfen, sie würde ihm Rassismus unterstellen. All das sind die Erinnerungen von Silvia Siebert.

In Söders Ministerium sagt man dazu: Man respektiere die Entscheidung. "Keiner ist gezwungen, eine Ehrung anzunehmen." Den Vorwurf des Rassismus und der Fremdenfeindlichkeit gegenüber der Staatsregierung weise man jedoch nachdrücklich zurück. Und: "Von den anderen neun Ausgezeichneten sind im Übrigen sechs kirchlich engagiert und haben die Ehrung angenommen." (kna)