Corona-Pandemie

Katastrophenfall schränkt religiöses Leben in Bayern massiv ein

Gottesdienste abgesagt, Veranstaltungen gestrichen - auch das Gemeindeleben steht in Bayern still. Doch es gibt auch Alternativ-Angebote für Gläubige.

Auch wenn die Gottesdienste abgesagt wurden, gebetet werden kann weiterhin. © pingpao - stock.adobe.com

München – Die Ausrufung des Katastrophenfalls durch die bayerische Staatsregierung schränkt auch das religiöse Leben in bisher einmaligem Ausmaß ein. Die kirchlichen Stabsstellen befinden sich im Krisenmodus, Gottesdienste werden großräumig abgesagt, am höchsten christlichen Fest zu Ostern werden erstmals im Freistaat weithin keine öffentlichen Feiern stattfinden. Auf den kirchlichen Internetseiten werden Anweisungen zum Umgang mit der Krise fortlaufend aktualisiert.

Die einzige katholische Universität im deutschen Sprachraum in Eichstätt und Ingolstadt richtet sich auf ein Sommersemester mit rein digitalem Lehrbetrieb ein.

Um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, hat die Regierung Veranstaltungen und Versammlungen landesweit seit Montag bis vorerst 19. April untersagt, bis auf private Feiern in privaten Wohnräumen. Ausnahmen müssen von den Behörden genehmigt werden.

Gottesdienste abgesagt

Sechs der sieben katholischen Bistümer in Bayern haben vorerst alle öffentlichen Gottesdienste abgesagt. Auch im Evangelisch-Lutherischen Landeskirchenamt sieht man keinerlei Spielräume mehr für Ausnahmen. Das Bistum Regensburg kündigte für Mittwoch eine neue Anordnung für Sonntagsmessen und die Feiern der Kar- und Ostertage an. Werktagsgottesdienste sollen die Priester ab sofort vor Öffnung der Kirchengebäude feiern, eventuell mit einem Mesner oder einer Lektorin.

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke beauftragte seine Priester, die Messe stellvertretend für ihre Gemeinden zu feiern. Die Familien sollten ihren Glauben daheim leben. Bis Ende Mai fallen alle Firmungen aus.

Am Sonntag waren noch Messen in vielen bayerischen Kirchen gefeiert worden, unter erhöhten Schutzvorkehrungen und mit beschränkter Teilnehmerzahl.

Veranstaltungen gestrichen

Der Passauer Bischof Stefan Oster lädt die Gläubigen ein, täglich mit ihm zusammen zur gleichen Zeit Rosenkranz zu beten - und dabei besonders an die Kranken, Angehörigen, Pflegenden und Ärzte zu denken. Jeden Tag sollen dazu im Bistum um 15 Uhr die Glocken läuten.

In München entfällt die für Mittwoch und Donnerstag angesetzte Frühjahrsvollversammlung der bayerischen Bischöfe, ebenso die Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) am 15. und 16. Mai. Die am 16. Mai geplante Feier des 100-jährigen Bestehens des katholischen Sportverbands DJK in Würzburg wurde ersatzlos gestrichen.

Auf unbestimmte Zeit vertagt ist auch die Weihe des ernannten Bischofs von Augsburg, Bertram Meier. Diese hätte kommenden Samstag stattfinden sollen.

Online gemeinsam beten

Nachdrücklich wird den Gläubigen empfohlen, für die Mitfeier von Gottesdiensten die Übertragung von Funk, Fernsehen und Internetmedien zu nutzen. Dazu gibt es zusätzliche Streamingangebote. Das herkömmliche Gemeindeleben mit Chorproben, Gruppenstunden und Gebetstreffen steht so gut wie still.

Von Sonntag, 15. März 2020, an wird bis auf weiteres täglich ein Gottesdienst aus der Sakramentskapelle des Münchner Liebfrauendoms live im Internet und im Münchner Kirchenradio übertragen, jeweils sonntags um 10 Uhr sowie montags bis samstags um 17.30 Uhr.

Mehrere Initiativen rufen dazu auf, sich über die sozialen Netzwerke spirituell zusammenzuschließen. Damit solle eine "Infektion des Guten" bewirkt werden, hieß es etwa bei "Einfach gemeinsam BETEN" in Augsburg. Deutschlands bekanntester Mönch, der Münsterschwarzacher Benediktiner Anselm Grün, gestaltete den ersten geistlichen Impuls, der am Sonntag über Messenger-Dienste verschickt wurde.

Der Malteser Hilfsdienst sucht Ehrenamtliche, die Einkäufe für Senioren und Menschen mit geschwächtem Immunsystem erledigen. (kna)

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Corona - Pandemie