Es gibt wohl keinen anderen Feiertag, der so häufig kritisiert wird, wie der Karfreitag. Viele stören sich daran, dass er zu den sogenannten "stillen Feiertagen" gehört. In den meisten Bundesländern herrscht ein Tanzverbot, auch Sportveranstaltungen wie Fußball-Bundesligaspiele finden nicht statt. Doch der religiöse Sinn des Karfreitags ziele genau darauf ab, was viele Menschen störe, so der Jesuit Eckhard Frick. Er leitet Leitung die Forschungsstelle Spiritual Care an der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Münchner Klinikums rechts der Isar. „Die Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit ist etwas störendes, weil sie unsere Routine unterbricht – so ist das auch mit dem Karfreitag, der ein ganz ungewöhnlicher Tag ist, an dem das Kreuz oder der Tod im Mittelpunkt steht", betont Frick.
Karfreitag: Sich auf den Tod zubewegen
Als Gesellschaft gelingt es uns scheinbar, uns weiter vom Tod wegzubewegen: Wir sind gesünder, wir leben länger, der Tod spielt im Alltag für die meisten Menschen kaum eine Rolle. Anders am Karfreitag. Er lädt die Gläubigen dazu ein, sich auf den Tod zuzubewegen – inhaltlich, aber auch ganz konkret in der Kreuzverehrung. Vielen Menschen ist das inzwischen suspekt, für Psychoanalytiker Frick aber unvermeidlich. Als "sterbliche Wesen" seien wir dem Gesetz der Vergänglichkeit unterworfen. Dagegen könne man sich auch nicht wie ein trotziges Kind wehren.