Aufarbeitung

Kardinal Marx stellt sich früherer Gemeinde von Missbrauchstäter

Weltweit hat der Fall in Garching an der Alz für Aufsehen gesorgt. Dort wurde ein Priester mit dem Wissen eingesetzt, dass er bereits wegen Missbrauchs verurteilt worden ist. Weitere Taten waren die Folge. Nun soll die Aufarbeitung fortgesetzt werden.

Die Missbrauchstaten des Priesters in Garching an der Alz haben weltweit für Aufsehen gesorgt. © Goss Vitalij - stock.adobe.com

München – Der Münchner Kardinal Reinhard Marx wird am Samstag mit Vertretern der Pfarrgemeinde in Garching an der Alz über die Aufarbeitung der Missbrauchstaten eines früheren Priesters reden. Dazu wird er sich im geschützten Rahmen mit Pfarrgemeinderäten und Mitgliedern der örtlichen Initiative "Sauerteig" treffen, wie das Erzbistum München und Freising am Mittwoch ankündigte. Anschließend ist am frühen Abend ein Pressestatement des Kardinals geplant. Bereits zuvor gab es bereits Gespräche von Marx mit Pfarrei-Vertretern.

Der Fall in Garching an der Alz hatte im Frühjahr 2010 weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Der mutmaßliche Täter Peter H. wechselte 1980 vom Bistum Essen nach München. Damals war Joseph Ratzinger (später Papst Benedikt XVI.) Erzbischof von München und Freising. Auflage war damals, dass H. eine Therapie machen soll. Der Geistliche wurde jedoch weiter in mehreren Gemeinden eingesetzt. Dafür übernahm 2010 der ursprünglich dafür zuständige Generalvikar Gerhard Gruber die alleinige Verantwortung.

Schwerwiegende Fehler bei Einsatz von Priester

In Garching an der Alz war der Priester 20 Jahre lang. Zuvor war er 1986 wegen Missbrauchs vom Amtsgericht Ebersberg zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. In einer Erklärung am 23. März 2010 bat der frühere Münchner Erzbischof, Kardinal Friedrich Wetter, um Entschuldigung. Das Erzbistum erkläre am Mittwoch, dass der Einsatz dieses Priesters und die mangelnde Information der Gemeinde "angesichts von dessen Vergangenheit schwere Fehler" gewesen seien, für die sich die Erzdiözese bei den Betroffenen und allen Menschen in der Pfarrei entschuldige. "Die Erzdiözese bedauert zutiefst, dass Kinder so zu Betroffenen sexuellen Missbrauchs wurden."

Aufarbeitung soll fortgesetzt werden

In dem Ort selbst sind laut Erzbistum bisher drei Betroffene bekannt, die Taten sollen sich in den 1980er und 1990er Jahren ereignet haben. 2008 versetzte ihn der neu nach München gekommene Erzbischof Reinhard Marx in die Tourismusseelsorge nach Bad Tölz mit dem Verbot, Kontakt mit Kindern und Jugendlichen zu haben. Doch daran hielt er sich nicht. Peter H. ist seit 2010 suspendiert.

Das Erzbistum verwies in seiner Erklärung am Mittwoch darauf, dass mit dem Gespräch am Samstag die Aufarbeitung in der Pfarrei fortgesetzt werden solle. Bereit 2010 habe man einen Rechtsanwalt als unabhängigen Ombudsmann bestellt. Zudem sei ein Krisenteam mit sechs Mitgliedern als Ansprechpartner geschickt worden, dazu käme das Regionalteam der Seelsorgeregion Süd und zwei Mitarbeiter der Gemeindeberatung. (kna)

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Kirche und Missbrauch