"Aschermittwoch der Künstler" in Kriegszeiten

Kardinal Marx: Kirche und Kunst setzen Zeichen der Hoffnung

Der Münchner Erzbischof hat beim "Aschermittwoch der Künstler" angesichts des Kriegs in der Ukraine auf die hoffnungsgebende Kraft hingewiesen, die Religion und Kunst verbinde. Das sei besonders in Zeiten unschuldiger Opfer und dem Gedanken der Sinnlosigkeit wichtig.

Performance beim "Aschermittwoch der Künstler" im Münchner Liebfrauendom. © Kiderle

Kirche und Kunst haben nach den Worten des Münchner Kardinals Reinhard Marx gemeinsam, Zeichen der Hoffnung zu setzen. Große Kunstwerke ließen die Menschen aufwachen und Neues entdecken; sie seien wie die Kirche dafür da, um in der Finsternis ein Licht zu sehen, auch mitten im Krieg, sagte Marx beim "Aschermittwoch der Künstler" im Münchner Liebfrauendom.

Dies sei besonders in Zeiten von Krieg, unschuldiger Opfer und dem Gedanken der Sinnlosigkeit wichtig, wenn es den Anschein habe, alles gehe, wie es Mephisto in Johann Wolfgang von Goethes "Faust" sage, zugrunde. Es sei undenkbar, sich vorzustellen, dass Städte wie Kiew zerstört würden: „Da ist man erschrocken, dass das möglich ist“, sagte der Erzbischof in seiner Predigt zur Situation in der Ukraine. Schon in der Pandemie sei die Zerbrechlichkeit des Lebens deutlich geworden; und auch die Kirche sei in einem "sehr zerbrechlichen Zustand".

Raum für Hoffnung und Gott

Der katholische Theologe Johann Baptist Metz habe, so Marx, als kürzeste Definition für Religion einmal genannt: "Doppelpunkt Unterbrechung." Das könne man genauso von der Kunst sagen, die den Prozess des Alltäglichen unterbreche. Es gehe darum, Atem zu holen, hinzuschauen, zu denken und neue Möglichkeiten zu erkunden. Auf diese Weise könne der Hoffnung und Gott wieder Raum gegeben werden.

Unterbrechung bedeutet nach den Worten des Kardinals, den Raum zu öffnen, "nicht für das, was wir immer machen und was wir wollen", sondern für das Geheimnis Gottes". Dazu gehöre auch Schweigen und Hinhören. Das Gebet sei nicht etwas, mit dem der Mensch Gott bewegen könne, etwas anderes zu tun. Das sei eine sehr menschliche Vorstellung. Vielmehr gebe das Gebet einen neuen Horizont vor und öffne Augen und Herzen.

Vorbereitung auf Ostern

Mit dem Aschermittwoch beginnt die 40-tägige Fastenzeit, in der sich die Christen auf das Osterfest vorbereiten. Dabei wird in den Gottesdiensten der Ritus der Aschenauflegung gepflegt. Dazu spricht der Geistliche die Worte: "Bedenke Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst". Der "Aschermittwoch der Künstler" wurde von dem katholischen Schriftsteller und Diplomaten Paul Claudel nach dem Zweiten Weltkrieg in Paris begründet. Er wird mittlerweile in mehr als 100 Städten weltweit gefeiert. (kna/eom)