Fazit zum Ad-Limina-Besuch

Kardinal Marx: "Gespräche auf Augenhöhe"

Die Bischöfe und Weihbischöfe der 27 deutschen Bistümer hatten in der vergangenen Woche ihren Ad-Limina-Besuch im Vatikan absolviert. Sie berichteten Papst Franziskus über die Situation der Kirche in Deutschland. Wie Kardinal Marx die Kritik des Papstes bewertet, lesen Sie hier.

Kardinal Marx beim Gottesdienst am Petrusgrab im Rahmen des Ad-Limina-Besuchs der deutschen Bischöfe in Rom. (Bild: KNA) © KNA

Vatikan – Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat eine weitgehend positive Bilanz des Ad-Limina-Besuchs der deutschen Bischöfe im Vatikan gezogen. Die Gespräche seien auf "Augenhöhe" geführt worden, "vor allem das Treffen mit dem Papst haben wir so empfunden", sagte Marx. Es sei für viele Bischöfe etwas Außergewöhnliches gewesen, mit dem Papst in einer Runde zu sitzen und "offen über alles sprechen zu können". In einigen vatikanischen Behörden habe man über Einzelthemen jedoch auch "durchaus kontrovers diskutiert", so der Münchener Erzbischof. Die Bischöfe hätten mit Franziskus und den Kurienbehörden eine Vielfalt von Themen, Fragen, Herausforderungen und auch von Problemen der Kirche erörtert. Dabei sei es etwa um die sozial-karitative Arbeit für Flüchtlinge, aber auch um Theologie und theologische Fakultäten, um Priesterberufungen, Ökumene und das Verhältnis zum Islam gegangen.

Zu kritischen Äußerungen in der Ansprache des Papstes über den Zustand der katholischen Kirche in Deutschland sagte Marx: "Ich empfinde es als Aufgabe des Papstes, auf grundsätzliche, auch kritische Punkte hinzuweisen. Warum sollten wir zusammenkommen, wenn wir uns nur gegenseitig loben und friedlich zusammensitzen."

"Erosion des katholischen Glaubens"

Franziskus hatte in seiner Ansprache, die den Bischöfen überreicht wurde, unter anderem von einer "Erosion des katholischen Glaubens" in Deutschland und von einer "lähmenden Resignation" gesprochen. Er verwies etwa auf den Rückgang des Gottesdienstbesuchs und den Mangel an Priesterberufungen.Außerdem forderte er zur Wahrung des katholischen Profils kirchlicher Einrichtungen auf. Das "Gebot der Stunde" sei eine pastorale Neuausrichtung, appellierte der Papst. Die Seelsorge müsse in allen Bereichen offener, die Strukturen stärker auf die Verkündigung ausgerichtet werden. Der Papst räumte ein, es sei sehr schwer, verweltlichte Menschen zu erreichen. Ausdrücklich dankte Franziskus den christlichen Kirchen in Deutschland für ihr Engagement in der Flüchtlingskrise.

Stärkung der Katholischen Universität Eichstätt

In seiner Ansprache stärkte Papst Franzikus der Katholischen Universität Eichstätt persönlich den Rücken. Sie sei "von großem Wert für ganz Deutschland", sagte er. Ein Engagement der gesamten Bischofskonferenz "wäre daher wünschenswert, um ihre überregionale Bedeutung zu stärken und den interdisziplinären Austausch über Fragen der Gegenwart und der Zukunft im Geist des Evangeliums zu fördern". 

Die Bischöfe und Weihbischöfe der 27 deutschen Bistümer waren vergangene Woche zum sogenannten Ad-Limina-Besuch in Rom. Das Kirchenrecht schreibt vor, dass die Bischöfe dem Papst und den vatikanischen Behörden regelmäßig über die Situation ihrer Ortskirchen berichten sollen. Der Name "Ad limina Apostolorum" bedeutet "an den Schwellen der Apostelgräber". Zuletzt waren die deutschen Bischöfe 2006 zum Ad-limina-Besuch nach Rom gereist. (kna/taw)