Katholikentag in Münster

Kardinal Marx: Auch mit Glaubensfragen befassen

Kardinal Reinhard Marx hat auf dem Katholikentag betont, dass sich dieser "selbstverständlich" auch mit strittigen Glaubensfragen beschäftigen müsse. Er wandte sich damit gegen die Kritik eines Mitbruders.

Kardinal Marx (links): Auch strittige Glaubensfragen gehören zum Katholikentag. © imago/epd

Münster - Beim Katholikentag in Münster ging es am Donnerstag vor allem um die Verantwortung der Religionen für den Frieden in der Welt. Aber auch innerkirchliche Streitthemen spielten eine Rolle. Zum Auftakt feierten rund 25.000 Menschen auf dem Schlossplatz und weitere etwa 10.000 auf dem Domplatz Gottesdienste zum Fest Christi Himmelfahrt.

Dabei rief Münsters Bischof Felix Genn auf, zu überlegen, welche Waffen jeder Einzelne symbolisch vernichten könne, um zu mehr Frieden beizutragen. Nach den Gottesdiensten begann die inhaltliche Arbeit, wobei viele Hallen und andere Veranstaltungsorte voll besetzt waren.

Schwerer Rückschlag

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier betonte seine Sorge über die Kündigung des Atomvertrags mit dem Iran durch die USA. Das sei ein schwerer Rückschlag für die Friedensdiplomatie, die dringender denn je gebraucht werde. Dabei hätten die Religionen eine besondere Verantwortung. Unions-Fraktionschef Volker Kauder kritisierte eine "mangelnde Religionsfreiheit" in vielen islamischen Staaten, die die Friedensbemühungen oft erschwerten.

Der kolumbianische Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos berichtete vom schwierigen Versöhnungsprozess in seinem Land und hob dabei die wichtige Rolle der Kirchen hervor. Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) nannte Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) die katholische Kirche "die größte Friedensbewegung der Welt" und lobte die Arbeit der kirchlichen Hilfswerke. Müller und der vatikanische Entwicklungsminister, Kardinal Peter Turkson, riefen zudem zu einer engen Partnerschaft mit Afrika auf.

Eucharistiefeier zu Christi Himmelfahrt auf dem Katholikentag in Münster

Strittige Themen

Bei den innerkirchlichen Themen verwahrte sich der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, gegen die Kritik des Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer. Dieser hatte den Katholikentag aufgefordert, sich mit Forderungen zu Glaubensfragen zurückzuhalten.

Marx sagte im Interview von KNA und katholisch.de, dass sich der Katholikentag selbstverständlich auch mit strittigen Glaubensfragen befassen müsse, etwa mit der aktuellen Debatte über den Kommunionempfang für nichtkatholische Ehepartner.

Einvernehmliche Lösung in Aussicht?

Er fühle sich vom Papst sehr ermutigt, in dieser und in anderen Fragen der Ökumene voranzugehen. Franziskus habe die Bischöfe aufgefordert, in Deutschland eine Regelung zu finden, so Marx. Und er sei optimistisch, dass es bei einem der nächsten Treffen der Bischöfe zu einer einvernehmlichen Lösung kommen könne.

Andere Themen, die am Rande immer wieder zur Sprache kamen, waren die Debatte über das Kreuz in öffentlichen Gebäuden und die Frage nach dem Werbeverbot für Abtreibungen in Paragraf 219a. Unter anderem bekräftigten Marx und Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) ihre Forderung, an diesem Verbot festzuhalten. Die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles nannte den Paragrafen "veraltet", äußerte sich aber zuversichtlich, dass es zu einer für alle tragbaren Lösung kommen werde.

Am Freitag wird auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf dem Katholikentag erwartet und über "Friedenssuche - die vornehmste Aufgabe der Politik" sprechen. (KNA)