Kirche in Madrid bietet umfangreichen Service

Kaffee, WLAN und Flatscreen

Das Kirchen nicht immer offen stehen, haben sicher viele Gläubige schon erlebt. Das spontane Innehalten im Alltag ist deswegen oft nicht möglich. Eine kleine Kirche in der Innenstadt von Madrid geht einen neuen Weg.

Kostenloses Internet über WLAN können Besucher der San Anton Kirche in Madrid nutzen (Bild: Dialogverlag) © Dialogverlag

Madrid/Passau – Es ist oft nur ein Moment: Man geht an einer Kirche vorbei und hat spontan das Bedürfnis, das Gotteshaus zu betreten, um einen Moment Ruhe zu haben, Kraft zu tanken, dem Alltag zu entfliehen. Doch allzu oft wird einem der Zutritt verwehrt. Mangelndes Personal, oder die Angst vor Vandalismus sind Gründe, warum sich Pfarreien dafür entscheiden, ihre Kirchen nur tagsüber, oder sogar nur rund um die Gottesdienstzeiten zu öffnen. Im Bistum Passau geht man das Problem an: Bischof Stefan Oster wünscht sich dort einen 24-Stunden-Gebetsort. Ihm schwebt die Barbarakapelle neben dem Passauer Dom vor, schrieb er unlängst auf Facebook. Dafür suche er ortsansässige Menschen, die bereit seien, „dafür regelmäßig eine oder mehrere Stunden in der Woche zu verschenken".

Ein Vorbild für eine 24-Stunden-Kirche findet man beispielsweise in Madrid: In der Calle Hortaleza, einer kleinen, schmalen Gasse, die von der Prachtstraße Gran Via abgeht, ist das Portal von San Anton weit geöffnet – rund um die Uhr. Ein Banner rechts vom Eingang zeigt für eine Kirche eher ungewohnte Angebote: Kaffee, freies WLAN und aktuelle Kirchennachrichten auf einem Flachbildschirm. Dazu die Information: „Jeder ist hier willkommen – und dein Haustier auch.“ Vor dem Beichtstuhl steht ein Korb mit der Lebensmittelkollekte: Nudeln, Reis, Dosentomaten. An der Seite leuchtet ein merkwürdiger Kasten mit bunten Tasten. Der bietet die Möglichkeit, nicht nur eine Spende für die Armen der Gemeinde abzugeben, sondern wie bei einem Zigarettenautomaten gleich die gewünschten Produkte zu bestimmen. Zwei Dutzend Eier für drei Euro, oder eine Dose Sardinen für einen Euro.

Weiter vorne, an der Seite, die Valentins-Kapelle „für die Verliebten“, in der Paare Symbole ihrer Verbundenheit anbringen können. Darüber, groß, schwer, dunkel und in Öl: „Die letzte Kommunion des heiligen José de Calasanz“. Ein Originalwerk des großen Francisco de Goya, nicht im Museo del Prado, sondern in diesem abgelegenen Kunststück gelungenen Kirchenseins. (Nolte/KS/KNA)