Folgen der Corona-Krise

Junge Malteser müssen Theatertournee absagen

Corona bringt ehrenamtliche Initiativen ins Wanken. Die Gemeinschaft junger Malteser hat für ihr "Libanon on Stage" Projekt zum Glück rechtzeitig vorgesorgt.

Jeder Teilnehmer wird einzeln betreut bei den Sommercamps der Gemeinschaft junger Malteser im Libanon © Gemeinschaft junger Malteser

München - Längst hat die Corona-Krise auch die Theaterhäuser erreicht. Für Philippa Waldburg ist das eine schmerzliche Erfahrung. Die 23-jährige Studentin leitet bereits zum dritten Mal das Benefiztheater-Projekt „Libanon on Stage“ der Gemeinschaft junger Malteser. Gerade hat sie die 16. Tournee der Laienschauspieler wegen des Coronavirus‘ absagen müssen. Am 18. April sollte eigentlich auch in München im Prinzregententheater „King Lear“ von William Shakespeare auf die Bühne kommen. Daraus wird nun nichts.

 

Sommercamps sind für Behinderte der Höhepunkt des Jahres

Normalerweise hätten sich die jungen Erwachsenen in diesen Tagen getroffen, um das Bühnenprojekt ins Rollen zu bringen, angefangen von den Proben für das Stück bis hin zum Nähen der Kostüme oder beim Bau des Bühnenbildes. Ein unglaubliches Gemeinschaftserlebnis sei das immer gewesen, erzählt Waldburg. Viel Zeit, um in Erinnerungen zu schwelgen, bleibt der Münchnerin aber nicht. Ihre eigentliche Sorge gilt jetzt den Menschen mit Behinderung im Libanon, die von der Spendenaktion profitieren. Denn alle Einnahmen aus „Libanon on Stage“ kommen den Sommercamps der Gemeinschaft junger Malteser zugute, die jedes Jahr in der Nähe der Hauptstadt Beirut stattfinden. Dort verbringen Behinderte und Nicht-Behinderte gemeinsam ein paar schöne Ferienwochen. Für die Behinderten sei das der Höhepunkt des Jahres, erklärt Waldburg, die selber schon als Betreuerin in die Feriencamps mitgefahren ist. Die meisten lebten unter schwierigen Bedingungen in Heimen. Dort kümmerten sich oft nur zwei Ordensschwestern und ein Pfleger um bis zu einhundert Bewohner. Da falle eine individuelle Betreuung oft unter den Tisch.

Einmal frech sein dürfen

Im Sommercamp sei das anders. Dort habe man die Kapazitäten, dass ein Betreuer „sich eine Woche lang nur um das Wohl von einem Gast kümmert“. Für die Behinderten sei das häufig wie eine Befreiung. Sie wüssten genau, „wenn sie jetzt frech sind, dann wird darüber gelacht“. Generell versuche man in den vier Wochen den Gästen das zu bieten, was im Heim nicht möglich ist: Make-Up und Nagellack für die Frauen, eine Modenschau oder Theater. Absoluter Höhepunkt sei immer der Ausflug zum Strand, berichtet Waldburg. Die Religion spiele weder im Heimleben noch im Camp eine trennende Rolle, bemerkt Waldburg fast beiläufig. Christen und Muslime lebten hier ganz selbstverständlich zusammen.

Dankbar auf das eigene Leben schauen

Überhaupt haben die Sommercamps das Weltbild der jungen Malteserin gründlich verändert: „Ich habe gelernt, dass man jedem Menschen eine Freude machen kann, und wie gut wir es in Deutschland haben. Man wird auch dankbar für das eigene Leben, die Familie und das persönliche Umfeld“. Aus diesem Grund fährt Philippa Waldburg auch in diesem Sommer wieder ins Ferienlager in den Libanon. Die fehlenden Spenden von „Libanon on Stage“ fängt übrigens eine Stiftung auf, die genau für solche Notfälle eingerichtet wurde.

Der Autor
Paul Hasel
Radio-Redaktion
p.hasel@michaelsbund.de

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Corona - Pandemie