Freising – Ein eisiger Wind pfiff zwischen den Zelten hindurch und dennoch war das Freisinger Festivalgelände gut gefüllt. Sitzplätze zum Essen waren heiß begehrt und warmer Tee floss in Strömen. Über 2.000 Jugendliche und junge Erwachsene hatten sich vom Wintereinbruch nicht abschrecken lassen und waren unter dem Motto „Wofür es sich lohnt“ zur 76. Jugendkorbinianswallfahrt gekommen.
Seit 1942 pilgern Jugendliche zum Jahrestag des Freisinger Stadtpatrons zum Dom. Vor dem Gottesdienst wärmte die Sonne noch ein wenig und der strahlendblaue Himmel ermöglichte einen traumhaften Blick vom Freisinger Domberg. Doch beim feierlichen Umzug zum Festivalgelände war von der Sonne nichts mehr zu sehen und die Temperaturen sanken erheblich, was aber niemanden zu stören schien.
Die Traumkirche planen
Vor 60 Jahren war das Highlight noch ein lebendiger Bär gewesen, sonst gab es außer dem Gottesdienst allerdings kein Programm. Ganz anders heute: In mehr als einem Dutzend großer Festzelte konnte man sich nicht nur mit Speis und Trank aufwärmen, sondern auch diversen Aktivitäten nachgehen. So konnte man zum Beispiel in der "Abenteuer-Area" seine Traumkirche planen und aus Holz nachbauen oder in der "Kult-Area" an einem Trommelworkshop teilnehmen.
Besonders beliebt waren ein Schubkarrenrennen: Von einem Freund geführt schoben die Teilnehmer mit verbundenen Augen eine Schubkarre durch einen Hindernisparcour. Im großen Festzelt wurde ausgiebig und ausgelassen zu verschiedenen Bands getanzt. Auch der Sankt Michaelsbund war mit einem Radioworkshop vertreten. Die angehenden Reporter wussten auch gleich, wen sie interviewen mussten und schnappten sich Kardinal Reinhard Marx, der bereitwillig Fragen beantwortete. Der Kardinal hatte sichtlich Freude beim Rundgang über das Festivalgelände.
Jugendliche interviewen Kardinal Reinhard Marx. (Bild: Kiderle)
Angst nicht größer als Hoffnung
Noch bei der Messe im
prall gefüllten Freisinger Dom hatte er eingehend über das Motto
gesprochen: Wer sich engagiere, stelle schnell fest, dass man nicht
ausgesaugt werde, sondern bereichert. Denn „in der Gemeinschaft Jesu
wird die Angst nicht größer als die Hoffnung“, erklärte er.
Gemeinschaft
war ein Stichwort, das immer wieder von allen Teilnehmern zu hören war.
Fast jeder freute sich darauf, neue Freunde zu finden oder alte zu
treffen, gemeinsam zu tanzen, zu feiern und den Glauben zu bekennen.
„Hier erlebt man mal, was Gemeinschaft eigentlich heißt“, erklärte ein
Teilnehmer. Auch Thomas Andonie, der Vorsitzende des Bundes der
Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), war begeistert: „Wir sehen hier
einen Gottesdienst, bei dem tausende junge Menschen sind, der von jungen
Menschen und durch die Jugendverbände und die vom BDKJ organisierten
Gruppen gestaltet wurde. Das zeigt, dass die Kirche jung und vital ist.
Dafür lohnt es sich.“
"Wie die Kirche aus allen Nähten platzt"
Die BDKJ-Diözesanvorsitzende für München und Freising, Stephanie von
Luttitz, pflichtete ihm bei: „Das ist für mich das allerschönste, zu
sehen, wie die Kirche aus allen Nähten platzt, wie man sich
zusammendrängt und feiert und den Glauben bekundet.“
Am Ende
konnte jeder eine ganz eigene Antwort auf die Frage finden, wofür es
sich lohnt, Christ zu sein und die Gesellschaft mitzugestalten. An
vielen Ständen gab es da auch ganz praktische Angebote: Amnesty
International oder die „Aktion für das Leben“ informierten, genauso wie
der Ministrantenverband und der BDKJ. Endgültige Antworten gab es wohl
nicht, denn wie Kardinal Reinhard Marx erklärte, seien diese Fragen auch
noch für ihn aktuell. Auch wenn er schon etwas älter sei, als die
Jugendlichen. (Thomas Stöppler)