Es gibt politische Gefangene, die hinter Gittern ihrer Sache noch sicherer und noch ungebrochener zu sein scheinen als in Freiheit. Zum Beispiel Alexander Nawalny in Russland oder Joshua Wong in Hongkong. Johannes der Täufer ist ebenfalls ein politischer und auch theologischer Oppositioneller. Das war damals in Palästina so ziemlich dasselbe. Er kommt prompt in den Kerker dafür. So steht´s im Evangelium zum dritten Adventssonntag, der auch den Namen Gaudete, also „Freut Euch“ trägt.
Und in diesem Evangelium ist etwas geschildert, das mich besonders rührt. Johannes der Täufer scheint sich nicht mehr sicher zu sein. „Da schickte er seine Jünger zu ihm und ließ ihn fragen: Bist du der, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?“ Gebrochen ist er nicht. Aber er hat Zweifel. Ist dieser Jesus tatsächlich der Messias, auf den er gesetzt hat?
Jesus ist souverän: Er lässt Johannes selbst entscheiden
Das ist so menschlich und macht diesen herben Mann aus der Wüste nahbar. Genauso rührt mich die Antwort von Jesus. „Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht: Blinde sehen wieder und Lahme gehen; Aussätzige werden rein und Taube hören; Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium verkündet.“ Jesus stellt den Täufer nicht in den Senkel. Er versorgt ihn mit Argumenten, aber überlässt es Johannes, selbst zu entscheiden. Das ist ungeheuer souverän!
Jesus lobt diesen Johannes sogar noch über den grünen Klee. „Dieser ist es, von dem geschrieben steht: Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg vor dir bahnen wird.“ Und das, obwohl Johannes der Täufer die existentiell kritische Frage stellt, ob Jesus wirklich der Messias ist. Darum passt dieses Evangelium für mich so gut zum Gaudete-Sonntag. Ich freue mich, dass Jesus Zweifel nicht lässig vom Tisch räumt, niemanden deshalb fallen lässt. Er lässt sie zu und darum mein Vertrauen wachsen.