Jahrespressekonferenz der Caritas

Integration gelingt über ein gutes Beziehungsnetzwerk

Das Thema Flüchtlinge, Asyl und Migration stand im Zentrum der Caritas-Jahrespressekonferenz vergangenen Dienstag in München. Besonders für die berufliche Zukunft junger Flüchtlinge will sich der Verband künftig verstärkt einsetzten. Doch es ging auch darum, die Caritas zukunftsfähig zu machen.

Klaus Weißbach, Georg Falterbaum und Prälat Hans Lindenberger (v.l.) (Bild: Caritas) © Caritas

München – Seit den jüngsten Ereignissen in München Ansbach und Nizza rückt das Thema Flüchtlinge wieder verstärkt in den Fokus. Um die Integration zu fördern will der Caritasverband verstärkt die Ausbildung der Flüchtlinge in den Blick nehmen. Es sei wichtig, traumatisierte minderjährige unbegleitete Flüchtlinge, auch nach dem Erreichen der Volljährigkeit, die Möglichkeit zu bieten einen Schulabschluss zu erlangen, so Caritaspräsident Hans Lindenberger. Das Jugendhilfe-Gesetz biete hier die rechtlichen Grundlagen dafür, dass Jugendliche zwischen dem 18 und 21 Lebensjahr noch einmal einen Antrag stellen können, dem eine qualifizierte Einzelfallentscheidung folgt. Dies seien Weichenstellungen für die Zukunft der jungen Menschen.

Lindenberger erwähnte hierbei die Zusammenarbeit in diesem Bereich mit der Stadt München und den umliegenden Landkreisen. Zwei Landkreise kenne er, die diese Jugendhilfemaßnahme nicht als wichtig erachten und die Förderung abrupt mit dem 18 Lebensjahr enden ließen, „weil es ja Flüchtlinge sind“. Dies sei auch eine politische Entscheidung in diesen Regionen, stellt er fest.

Beziehungsnetzwerk für Flüchtlinge unabdingbar

Nachdem nun nicht mehr so viele Asylsuchende in der Erzdiözese ankommen, legt die Caritas nun ihren Fokus vermehrt auf die Integration der Flüchtlinge, denn viele von ihnen haben schon ein Aufenthaltsrecht, also einen anderen Status und sollen integriert werden. Die Caritas-Mitarbeiter und Ehrenamtliche vor Ort haben die Erfahrung gemacht, dass ein Beziehungsnetzwerk für Flüchtlinge unabdingbar ist, damit Integration gelingen kann. Die Menschen bräuchten Ansprechpartner, die ihnen die Gepflogenheiten unseres Landes zeigen und sie bräuchten die Beziehung untereinander zu anderen Migranten, um sich auszutauschen.

Auf die Frage hin, welche Meinung die Caritas vertritt, ob man wie gerade in der Politik gefordert, vorbestrafte Flüchtlinge wieder zurückschicken soll, argumentierte Prälat Lindenberger aus seinem christlichen Menschenbild heraus. Er sei nicht der Meinung, dass man pauschal Menschen in Kriegsgebiete wie Afghanistan oder Syrien zurückschicken darf, nur weil sie vorbestraft sind. Hier unterscheidet er sich, von den Forderungen aus der Politik.

Man dürfe jedoch auf keinen Fall „die Anliegen benachteiligter und bedürftiger Menschen in unserer Gesellschaft und die Bedürfnisse der Flüchtlinge und Asylsuchende gegeneinander ausspielen,“ so der Caritasdirektor.

Caritas-Vorstand Georg Falterbaum ergänzt, dass 250 neue Stellen in der Asylsozialberatung geschaffen werden mussten und nur mit der Unterstützung der Erzdiözese von 3 Millionen Euro ausgebaut werden konnte. Auch wurden 21 Ehrenamtskoordinatoren ausgebildet und in den Landkreisen eingesetzt, die die Erzdiözese weitgehend finanziert. Ganz wichtig ist der Caritas die Vernetzung der professionellen Hauptamtlichen Arbeit mit dem großen ehrenamtlichen und freiwilligen Engagement.

Wettbewerbsfähiger Caritasverband

Klaus Weißbach, der dritte im Bunde der Vorstandschaft, berichtet sichtlich erfreut über die internen Weichenstellungen der Caritas in den letzten 18 Monaten. Das Projekt „jetzt Zukunft gestalten“ ist ein Konzept, dass der Erzbischof dem Caritasverband aufgetragen zu erstellen, um ein zukunftsfähiger, attraktiver und wettbewerbsfähiger Caritasverband zu werden. Interne Strukturen, Entscheidungs- und Geschäftsabläufe sollen so noch effizienter gestaltet werden um Kosten zu sparen und Hilfe suchenden noch wirksamer helfen zu können.

Die Caritasarbeit in den Pfarreien soll künftig noch besser vernetzt und ausgebaut werden, um Menschen an den Rändern der Gesellschaft noch besser zu erreichen. Auch der Bereich Wohnen im Alter ist und bleibt ein weiterer großer Schwerpunkt der Caritas. 28 Altenheime sind von der Caritas geführt. An einigen Standorten werden neue Gebäude entstehen, da sich die gesetzlichen Standards und die Konzepte wie man im Alter wohnen möchte verändert haben. So können Wohngruppenmodelle oder ein Betreutes Wohnen mit Tagespflege und Pflegeheim besser verwirklicht werden. In Traunstein konnte im Mai schon Richtfest gefeiert werden, In Gauting, Germering und Bischofswiesen ist die Entscheidung über einen Neubau auch schon gefallen.

 

Bei der Vorstellung des Finanzberichtes erläutert Weißbach, dass die Caritas im vergangen Jahr einen Gesamtumsatz von 390 Millionen Euro erwirtschaftet hat, bei einem Jahresüberschuss von 797.000 Euro. Aufgrund des enormen Kostendrucks (angemessene Entgelte bzw. Zuschüsse, faire Löhne) und der nicht ausreichenden Refinanzierung von Angeboten und Diensten, ist dies ein ausgeglichenes Ergebnis, auch „wir in einigen Bereichen ganz auf Kante genäht“ sind. Erfreulich ist, dass 2015 die Spenden im Jahr 2015 um 2,8 Mio. anstiegen, die Ergebnisse der Caritassammlungen blieben nahezu unverändert zum Vorjahr.

 

Bereits zum 20 Mal, legt heuer der Caritasverband seine Bilanzen offen, um der Öffentlichkeit und den Spendern und Partner in Politik und Verwaltung zu zeigen, wie mit dem anvertrauen Geld umgegangen wird. Für diese Transparenz erhalten sie seit 20 Jahren das DZI-Siegel. (ms)

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Flucht & Asyl