Trostberg – Die Sonne blitzt durch das Mosaik hinter dem Altar. Sie taucht die Kapelle in blaues, weißes und rotes Licht. Dezent, aber durchdringend. Voll, aber gebrochen. Genau deshalb mag Hubert Gallenberger das Fenster so gerne. Das Bruchstückhafte, sagt er, zeige das Leben. Oft kommt er in die Kapelle für seine persönlichen Momente der Stille. Die braucht er auch, um Abstand zu gewinnen von den Schicksalen und Krisen, denen er täglich begegnet.
Die Würde der Kranken wahren
Als „Katholischer Krankenhausseelsorger Hubert Gallenberger, Kliniken SOB“ identifiziert sein Namensschild den aufgeschlossenen Mann mit den zerzausten Haaren und den wachen Augen. Er ist Pastoralreferent und -psychologe. Ausschlaggebend für den Wunsch, in der Krankenseelsorge tätig zu sein, war sein Zivildienst als Krankenpflegehelfer. Seit über 25 Jahren ist er nun schon Seelsorger im Trostberger Krankenhaus.
Seine Hauptaufgabe ist es, Menschen zu begleiten, die mit Krankheit konfrontiert sind. Krankheit stelle einen Einschnitt dar, rufe Verunsicherung und physische wie psychische Umbrüche hervor. „Der Mensch, der hier in die Klinik kommt ist immer in einer Krise“, ist Hubert Gallenberger überzeugt. In dieser Situation ist er Begleiter. Das heißt für ihn konkret: den Menschen sehr bewusst wahrnehmen, „wie er da ist und sich fühlt“, ihn hören und aufnehmen, „damit er merkt, er kommt an“ und spürbar machen, dass er auch mit Angst und Trauer ernst genommen werde. Ziel sei, einen Raum zu schaffen, in dem der Kranke Gefühle und Ängste ausleben und selbst bestehen kann. Dem Seelsorger ist dabei stets wichtig, den Menschen in seiner Ganzheit wahrzunehmen. Und: dessen Autonomie und Wert zu bewahren. Ein Kranker brauche - so Gallenberger - vor allem eines: Würdigung.
Immer auf Abruf
Die Frage nach dem „typischen Arbeitstag eines Krankenhausseelsorgers“ findet der gebürtige Münchner „ein bisserl schwierig“ zu beantworten, weil jeder Seelsorgende eigene Gestaltungsformen habe. Gallenberger selbst begleitet jeden Tag Kranke, die den Wunsch nach Seelsorge äußern. Außerdem wird er von den Ärzten zu Patienten gerufen. In den 30 Wochenstunden in der Trostberger Klinik hat der Pastoralreferent immer ein Ruftelefon bei sich. Und auch außerhalb seiner Rahmendienstzeit ist er rufbereit, um in dramatischen Situationen zu kommen. Es ist somit Teil seiner Alltäglichkeit, in Notsituationen sofort greifbar zu sein. Oft sind es Schwerkranke, zu denen er geholt werde, schildert er. Das Personal wisse, dass es ihm ein Anliegen ist, Menschen im Sterben und der Vorbereitung darauf zu begleiten.