Kooperation

Hilfswerke Misereor und Renovabis prüfen Fusion

Zwei große katholische Hilfswerke tragen sich mit Hochzeitsplänen, haben es aber nicht eilig. Die Verlobung ist beschlossen. Für alles Weitere will man sich zehn Jahre Zeit lassen.

Die zwei großen katholischen Hilfswerke Misereor und Renovabis erwägen eine Fusion. © peterschreiber.media - stock.adobe.com

Die beiden katholischen Hilfswerke Misereor und Renovabis rücken enger zusammen. In einer am Dienstag in Freising und Aachen veröffentlichten gemeinsamen Pressemitteilung ist von einer Kooperationsvereinbarung die Rede. Am Ende eines zehnjährigen Prozesses könne eine Zusammenführung unter einer Leitung stehen. Die Marken Misereor und Renovabis sollen jedoch eigenständig bleiben, auch die Standorte Aachen und Freising sowie die unterschiedlichen Aufträge der Werke dauerhaft erhalten werden. Die Belegschaften beider Häuser seien Ende März über diese Entscheidung informiert worden, erklärten Sprecher auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Die Initiative gehe von den Geschäftsführungen beider Werke aus.

Prozess für Eine-Welt-Arbeit wichtig

Ziel sei die Entwicklung einer "guten Form verbindlicher Zusammenarbeit". Dieser Prozess sei angesichts steigender Kirchenaustrittszahlen, sinkender Kirchensteuereinnahmen und eines nachlassenden Engagements in Pfarrgemeinden für die Eine-Welt-Arbeit umso wichtiger.

Misereor, gegründet 1958, betreibt Entwicklungszusammenarbeit mit Partnern in 90 Ländern in Afrika, Asien, Lateinamerika und Ozeanien. Renovabis, das gerade 30 Jahre alt geworden ist, ist als Osteuropahilfswerk in 29 Ländern aktiv, von Estland bis Tadschikistan, von Albanien bis Sibirien.

Die Größenunterschiede zwischen beiden Werken sind beträchtlich. Misereor beschäftigt rund 370 Menschen, Renovabis etwa ein Siebtel davon. Auch die Einnahmen bewegen sich in dieser Relation, 2021 waren es bei Misereor 247 Millionen Euro, bei Renovabis 34,8 Millionen Euro. Bei den geförderten Projekten ist es ähnlich.

Keine Staatsgelder für Renovabis

Die Einnahmen beider Hilfsorganisationen setzen sich unterschiedlich zusammen. Misereor kann jedes Jahr einen dreistelligen Millionenbetrag aus dem Haushalt des Entwicklungsministeriums einsetzen, bei Renovabis sind es nur einige wenige Millionen Euro. Dafür erhält Renovabis fast doppelt so viele Kirchensteuermittel wie Misereor. Fast die Hälfte der von Renovabis geförderten Projekte hat einen kirchlichen oder seelsorglichen Bezug. Für solche Zwecke können keine Staatsgelder verwendet werden.

Außer Misereor und Renovabis gibt es in Deutschland noch vier weitere katholische weltkirchliche Hilfswerke, die in der Arbeitsgemeinschaft MARMICK kooperieren: Adveniat, missio (München und Aachen), Caritas International und das Kindermissionswerk "Die Sternsinger". Auch das Bonifatiuswerk der Katholiken engagiert sich über Deutschland hinaus in mehreren nord- und osteuropäischen Ländern. (kna)