Haus der Familie

Hebammensprechstunde auch in Corona-Zeiten

Im Münchner Norden gehen Frauen bei der Suche nach einer Hebamme leer aus. Seit fünf Jahren bietet das Haus der Familie Unterstützung an.

Vor und nach der Geburt eines Kindes geben Hebammen den Müttern Sicherheit © inna_astakhova - stock.adobe.com

Eigentlich sollte es doch einfach nur ein Grund zur Freude sein, wenn eine Frau schwanger ist. Allerdings haben werdende Mütter im Münchner Norden gleich auch eine ganze Reihe Probleme: Zum Beispiel wenn Sie versuchen, eine Hebamme zu finden. Zum Glück hatte das Haus der Familie da eine Idee. Die katholische Einrichtung hat sich vor 5 Jahren eine Hebammensprechstunde ausgedacht.

Normalerweise sollte es ja so sein, dass Schwangere eine Hebamme haben, die vor und nach der Geburt zu ihnen nach Hause kommt. Aber, wenn man in der bayrischen Hebammensuchmaschine die Postleitzahl von Milbertshofen eingibt, dann bekommt man genau zwei Treffer. Und die Wahrscheinlichkeit, dass diese beiden Frauen noch Kapazitäten haben, sind sehr gering. In die Hebammensprechstunde können die werdenden oder frisch gebackenen Mütter kommen und werden dort versorgt. Das Angebot wird sehr gut angenommen.

Zu wenige Hebammen

Dass ausgerechnet in dem Stadtteil, in dem es besonders viele Kinder gibt, kaum Hebammen sind, hat einen einfachen Grund: Es gibt nämlich insgesamt zu wenige Hebammen gibt. Und die wenigen suchen sich natürlich bevorzugt Patientinnen rund um ihren Wohnort. Die Probleme mit der viel zu teuren Versicherung scheinen zwar abgefedert worden zu sein, so Sylvia Kloos, die Hebamme, die die Sprechstunde im Dominikuszentrum hält. Aber am Gehalt habe sich nichts geändert. Die Pauschale für einen Hausbesuch, der etwa 45 Minuten dauert, liege bei 39 Euro. Zwar sei der Beruf inzwischen auch in Bayern als letzter Region in der Europäischen Union ein Universitätsstudiengang. Aber so lange sich das nicht in einer Vergütung niederschlage, von der die Frauen auch in München leben könnten, könne man kaum junge Frauen für den eigentlich sehr schönen Beruf begeistern.

In der Sprechstunde muss Sylvia Kloos die Frauen oft ersteinmal beruhigen. Die kommen oft ganz aufgelöst zu ihr und sie hört erstmal zu, schaut, ob alles in Ordnung ist und gibt der werdenden Mutter ein bisschen Sicherheit. Oft gibt es auch soziale Problemfälle. Da ist sie so gut vernetzt, dass sie mit Adressen und Kontakten weiterhelfen kann. Und natürlich kommen die Frauen auch mit ihren Neugeborenen und es wird gewogen, gemessen, übers Stillen geredet und der Nabel beobachtet und die Wunden der Mutter – also alles, was Hebammen auch sonst machen.

Mehr Anfragen seit Corona

Seit Beginn der Pandemie läuft natürlich auch in der Hebammensprechstunde Einiges anders:Maskenpflicht, Händewaschen, Abstand halten, Desinfizieren nach jedem Termin. Und Weihnachten ist Corona ungefähr neun Monate alt. „Ja, ich habe schon das Gefühl, dass ich mehr Anfragen habe. Und die Mütter sagen auch, dass sie im Lockdown oft viel Zeit mit ihrem Mann daheim hatten“, lacht Sylvia Kloos. Die Arbeit wird ihr also wohl vorerst nicht ausgehen.

 

 

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Die Autorin
Brigitte Strauß-Richters
Radio-Redaktion
b.strauss-richters@michaelsbund.de