Wechsel in der Münchner Jesuitenkirche

"Große Fußstapfen" für den neuen Kirchenrektor

Pater Martin Stark löst Pater Karl Kern als Kirchenrektor der Münchner Jesuitenkirche St. Michael ab. Und der neue blickt seiner Aufgabe angesichts der Leistungen des scheidenden Kirchenrektors mit großem Respekt entgegen.

Am 31. Juli übergibt Pater Karl Kern (rechts) das Amt des Kirchenrektors von St. Michael an Pater Martin Stark. © Kiderle

München – Sie sind ein eingespieltes Team: der scheidende Kirchenrektor der Jesuitenkirche St. Michael in der Münchner Fußgängerzone, Pater Karl Kern, und sein Stellvertreter und Nachfolger, Pater Martin Stark. Wenn der eine den Sakristeischlüssel nicht gleich zur Hand hat, schließt eben der andere die Tür auf. Am 31. Juli, dem Fest des Ordensgründers Ignatius, wird Pater Kern (73) sein Amt an seinen 20 Jahre jüngeren Mitbruder übergeben. Obwohl dieser seinen Vorgänger um einen halben Kopf überragt, ist er sich bewusst, dass er in „große Fußstapfen“ tritt: „Ich hoffe, uns wird es gelingen, das, was Pater Kern hier aufgebaut hat, weiterzuführen“, sagt der Obere der Jesuitenkommunität von St. Michael voller Respekt vor seiner neuen Aufgabe.

Orte der Vergemeinschaftung

In der Tat hat Pater Kern in den vergangenen zwölf Jahren etliche Pflöcke eingeschlagen. „Ich hatte als Erstes mal die Menschen im Blick“, erinnert er sich der gebürtige Unterfranke an den Beginn seiner Münchner Amtszeit im Juni 2010. „Meine Vision war: St. Michael muss von unten her, sprich von jungen Leuten, Kindern, Familien her, Zukunft gewinnen. Und St. Michael als Nicht-Pfarrgemeinde braucht Orte der Vergemeinschaftung“ – also Gruppen von Ehrenamtlichen, die sich in dieser Kirche engagieren und sie gemeinsam mit den Jesuiten und den Hauptamtlichen tragen. So hat Pater Kern zum Beispiel neue Lektoren, Kantoren und Kommunionhelfer hinzugewonnen. „Das waren vielleicht 20, als ich kam. Heute sind es 40 bis 50.“ Zudem hat er bei den Werktagsgottesdiensten erwachsene Ministranten eingeführt.

Das Kreuz im Zentrum

Auch baulich hat Pater Kern diesem Anliegen Rechnung getragen: „Weil ich merkte, dass junge Leute auf dem Boden sitzen und in kleinen Gruppen zusammen Eucharistie feiern oder beten wollen, habe ich das Oratorium eingerichtet, damit man in St. Michael Vergemeinschaftung erleben kann.“

Der Gebetsraum war nicht die einzige räumliche Veränderung, die Pater Kern in St. Michael vornahm. "Ich glaube, es gab hier kein einziges Jahr, wo ich nicht mit Baugeschichten befasst war – zuletzt mit der umfassenden Außenrenovierung der Kirche, die im Herbst abgeschlossen werden soll." Darüber hinaus ließ der Geistliche das große Kruzifix des flämisch-italienischen Bildhauers Giambologna an seinen ursprünglichen Platz ins Zentrum der Kirche zurückbringen: "Je mehr ich mich mit der Architektur und vor allen Dingen der dahinterstehenden Theologie beschäftigt habe, kam mir, das Kreuz bildet eigentlich das Zentrum, wie es ursprünglich geplant und über zwei Jahrhunderte der Fall war, deshalb dieser Kraftakt", erläutert Pater Kern diesen Schritt.

Beichtkirche St. Michael

Erstmals wurde in seiner Amtszeit auch ein Kantorenpult aufgestellt, zudem ein neuer Ambo und sechs neue Beichtstühle, um St. Michael weiterhin als Beichtkirche zu positionieren. Ein Markenzeichen, das auch während der Corona-Pandemie gepflegt wurde: „Wir haben, sobald es ging, wieder mit dem Beichthören angefangen – auch auf die Gefahr hin, dass wir uns selber hätten anstecken können“, berichtet der Seelsorger. Die Gläubigen hätten dieses Angebot dankbar angenommen. „Von daher war die Corona-Pandemie für uns auch eine Zeit der Gnade.“

Zudem seien die im Ordnungsdienst engagierten Ehrenamtlichen bei jedem Gottesdienst – auch unter der Woche – das freundliche Einlassgesicht für die Kirchgänger gewesen. „Dieser Ordnungsdienst, das war einmalig. Das war beispielhaft“, schwärmt Pater Kern. Und Pater Stark pflichtet ihm bei: „Das ist der große Schatz, den wir hier haben, dass hier wirklich viele Menschen sind, die das mittragen. Das lässt mich zuversichtlich in die Zukunft gehen und darauf können wir aufbauen.“

Kirche bleibt Baustelle - in vielerlei Hinsicht

Allerdings gibt der künftige Kirchenrektor zugleich zu bedenken: „Auch bei uns ist der Kirchenbesuch im Durchschnitt zurückgegangen. Da müssen wir uns fragen, wie wir darauf reagieren können.“ Fertige Konzepte hat der aus dem Erzbistum Paderborn stammende Theologe und Journalist dafür noch nicht in der Schublade. Er möchte sich „auf einen Weg machen, um zu werben, einzuladen, auch viel zuzuhören“: „Ich glaube, wir müssen zusammen danach suchen, wie wir uns den Veränderungen stellen können, wie wir neu auf junge Menschen und Suchende zugehen können“, umschreibt er sein Zukunftsprogramm. In nächster Zeit stehen erst einmal zahlreiche Gottesdienste, Taufen, Trauungen, Gedenkfeiern für Verstorbene und Beichtzeiten in seinem Terminkalender. In zwei Jahren soll dann die Innenrenovierung der Kirche beginnen. „Kirche bleibt im umfassenden Sinn Baustelle“, bringt es Pater Kern auf den Punkt. 

Rückkehr nach Franken

Der 73-Jährige wird auch selbst weiterhin auf dieser Baustelle im Einsatz sein, wenn auch künftig an zwei unterschiedlichen Standorten: Zum einen wird er als Seelsorger im Raum Erlangen-Nürnberg wirken. In der Frankenmetropole war er vor seiner Amtszeit in München bereits 13 Jahre tätig und hatte die Cityseelsorge aufgebaut. Zudem wird er dafür sorgen, dass der ordenseigenen Hochschule für Philosophie in der Münchner Kaulbachstraße, die 2025 ihr 100-jähriges Bestehen feiert, die finanziellen Mittel nicht ausgehen, obwohl immer weniger Jesuiten dort lehren. Für die Finanzen des Ordens war übrigens auch Pater Stark zuletzt zuständig – als Leiter der Abteilung Kommunikation und Fundraising der Zentraleuropäischen Jesuiten-Provinz. 

Pater Karl Kern wird am Samstag, 23. Juli, nach der Vorabendmesse um 18 Uhr aus dem Amt des Kirchenrektors verabschiedet. Im Anschluss wird im Innenhof von St. Michael ein Abschiedsfest gefeiert. Pater Martin Stark wird am Sonntag, 31. Juli, beim Hochamt um 9 Uhr als Kirchenrektor eingeführt. Anschließend findet im Innenhof ein Stehempfang statt.

Die Autorin
Karin Hammermaier
Münchner Kirchenzeitung
k.hammermaier@michaelsbund.de