Kirchen reagieren auf Amoklauf

Gottesdienste und Hilfsangebote

Kardinal Reinhard Marx zeigt sich über die Bluttat vor dem Münchner Einkaufszentrum OEZ erschüttert. Die beiden großen Kirchen planen für die Opfer einen gemeinsamen ökumenischen Gottesdienst.

Am Olympia Einkaufszentrum legen Passanten Blumen nieder, zünden Kerzen an und beten (Bild: imago) © imago

München  - Nach der Gewalttat mit zehn Toten planen die beiden großen Kirchen einen gemeinsamen Gottesdienst in München. Ein Termin steht jedoch noch nicht fest, wie ein Sprecher des Erzbistums am Samstagmittag sagte. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx gedenkt der Opfer am Sonntagabend in einer Messe im Liebfrauendom. "Diese schreckliche Tat erschüttert mich und erfüllt mich mit tiefer Trauer", erklärte Marx.

Auch andere Bischöfe und Religionsvertreter äußerten sich bestürzt. In der Nacht von Freitag auf Samstag blieben in München zahlreiche Kirchen und Moscheen geöffnet. Da Busse und Bahnen aus Sicherheitsgründen den Verkehr eingestellt hatten, kamen viele Menschen nicht mehr nach Hause und suchten Zuflucht. Auch im Dom und in der zentral gelegenen Jesuitenkirche fanden Münchner und Touristen eine nächtliche Bleibe.

Zahlreiche kirchliche Mitarbeiter und Notfallseelsorger bieten weiterhin Gespräche an, unter anderem in der Pfarrei nahe des Einkaufszentrums. Zudem bieten mehrere Kirchen im Münchner Stadtzentrum mit speziellen Angeboten Raum für Trauer und Stille, teils mit Orgelmusik, Gebeten und Textimpulsen. Die heutigen Abendgottesdienste im Dom sollen im Zeichen der tödlichen Ereignisse stehen. In allen Kirchen des Erzbistums München und Freising werde an diesem Wochenende in tiefer Verbundenheit der Opfer gedacht, kündigte der Bistumssprecher an.

Kardinal Marx sprach sich dafür aus, "Zeichen der Hoffnung, des Friedens und des Zusammenhalts" zu setzen. "Fast täglich werden wir Zeugen einer beispiellosen Entfesselung der Gewalt und des Hasses", so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. An vielen Orten vergifteten Gewaltakte das gesellschaftliche Klima. Marx rief zum Gebet für alle Opfer von Gewalt und Terror auf. Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm erklärte: "Ich bin in Gedanken und im Gebet bei ihren Angehörigen, die nicht fassen können, dass sie einen ihrer liebsten Menschen verloren haben." Er bete auch dafür, "dass sich unter uns nicht Angst ausbreitet, sondern die Zuversicht wieder Fuß fassen kann".

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode sagte: "Die Welt scheint aus den Fugen geraten! Die Ängste und Unsicherheiten wachsen!" Er äußerte sich bei einer Veranstaltung zum 60-jährigen Bestehen der Telefonseelsorge in Aachen. "In der jetzigen Situation ist es umso notwendiger, dass wir ein Ohr haben für die Nöte und Ängste der Menschen", so der Vorsitzende der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz.

Auf Twitter schrieb der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, der sich zur Zeit in Polen aufhält: "Auch in Stettin denken die Teilnehmer an der Vorwoche zum Weltjugendtag an die Opfer in München und beten: Herr gib Frieden unserer Zeit."

Die Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde München, Charlotte Knobloch, zeigte sich "fassungslos". Nach der Phase des Schocks gelte es, sich darauf zu besinnen, "was wir jetzt tun können und müssen", so Knobloch.

"Die brutale und menschenverachtende Bluttat erfüllt uns alle mit Trauer und Entsetzen", erklärte Seehofer am Samstag in München. Zusammen mit Oberbürgermeister Dieter Reiter legte er am frühen Nachmittag an der Stelle des Amoklaufs vor dem OEZ Kränze nieder und legte eine Schweigeminute ein. Am Tatort sind nun auch viele Menschen, besonders Jugendliche, die Kerzen anzünden, Blumen nierderlegen und trauern.

Kanzlerin Merkel ist am Nachmittag, sehr spät so die Kritik vieler, vor die Presse getreten. Sie hat den Angehörigen der Opfer ihre Anteilnahme ausgesprochen, aber auch allen Münchnerinnen und Münchnern für ihre besonnenes Handeln am Tatabend gedankt.

Am Freitagabend hatte in einem Münchner Einkaufszentrum ein Mann nach bisherigen Erkenntnissen neun Menschen erschossen und sich anschließend selbst getötet. Bei dem Täter handelt es sich vermutlich um einen 18-jährigen Deutsch-Iraner. Religiöse Motive spielen nach Polizeiangaben offenbar keine Rolle. (kna/sts)