Sommerrätsel Münchner Kirchenzeitung

Gottergeben für die Menschen da

Er ist ein ungewöhnlich stilles Kind. Schweigen und Einsamkeit liebt er von klein auf. Und Beten. Den Rosenkranz betet er auf dem Schulweg – auch seine Mitschüler motiviert er unermüdlich dazu – und bei der Arbeit auf dem Felde. Man kann durchaus sagen: Er ist ein Heiliger von Kindesbeinen an.

Einfach, schlicht und voller Demut – so beschreibt der Passauer Bischof Stefan Oster „seinen“ Bistumspatron. (Bild: Friedenberger) © Friedenberger

Der Venushof in Parzham, ein ansehnlicher Bauernhof, auf dem unser Gesuchter am 22. Dezember 1818 auf die Welt kommt, ist überall bekannt als Ort lebendigen christlichen Glaubens und einer tief im Herzen verwurzelten Frömmigkeit. Hier finden viele Arme und herumziehende Handwerksburschen Unterschlupf und eine warme Mahlzeit. Bereits früh muss Johann, das elfte Kind von Gertrud und Bartholomäus Birndorfer, auf dem Hof mit anpacken. Trauer und Leid erfährt er schon in jungen Jahren. Mutter Gertrud stirbt, als Johann gerade mal 14 Jahre alt ist, Vater Bartholomäus nur zwei Jahre später. Der Sohn bleibt stark und arbeitet sich vom dritten zum ersten Knecht hoch.

Doch die Arbeit auf dem Bauernhof soll nicht für die Ewigkeit sein. Eine Volksmission findet im September 1838 in Ering am Inn statt. Johann Birndorfer will daran unbedingt teilnehmen und macht sich auf den langen Fußweg. Als er wieder zurückkommt, ist er noch schweigsamer, noch frommer. In den kommenden Jahren, 1840 bis 1849, macht er sich alle acht oder 14 Tagen auf den Weg nach Aigen am Inn. Ihm wird immer deutlicher, dass sein Platz nicht auf dem Venushof in Parzham ist, sondern im geistlichen Leben und Wirken. Schließlich, im September 1849, wagt er den alles entscheidenden Schritt: Johann meldet sich beim Guardian des Kapuzinerklosters St. Anna in Altötting.

Er wird zum Pfortendienst eingeteilt. Johann ist überglücklich, dass er endlich in der Nähe des Heiligtums der Muttergottes in Altötting sein darf. Das Glück wird getrübt, als er nach Burghausen soll, um einen kranken Mitbruder zu pflegen. Doch die christliche Nächstenliebe geht ihm über alles, Tag und Nacht opfert er sich auf. Schließlich, am 4. Oktober 1852, legt Johann seine Profess ab und erhält gleichzeitig einen neuen Namen, unter dem er später bekannt wird. Nun wird ihm das Pförtneramt in Altötting übertragen – dieses wird er bis zu seinem Tod ausüben.

Es ist nicht leicht für ihn, den Schweigsamen, die Einsamkeit suchenden, introvertierten Mann, sich jeden Tag mit dutzenden Menschen auseinandersetzen zu müssen, die nach Altötting pilgern. Doch er ist demütig, gottergeben und macht, was der Gehorsam von ihm verlangt.

Bei der Frühmesse ministriert er tagtäglich um fünf Uhr in der Gnadenkapelle. Für ihn eine wahre Kraftquelle, denn durch das Gebet fühlt er sich Gott nahe. Ab sechs Uhr übernimmt er dann den Pfortendienst. Oft wird er herausgeläutet, bis zu 200 Mal am Tag. Mit Geduld, Güte, Hilfsbereitschaft begegnet er den Besuchern. Für jeden findet er das passende Wort, aufmunternd, ermahnend, tröstend. Passaus Bischof Stefan Oster erzählt: „Die Menschen wussten immer, wo sie ihn finden können. War er zufällig einmal nicht an der Pforte, war er entweder nachts in der Kapelle oder in der Früh hat er bei der Messe ministriert. Er war einfach ein großer Beter.“ Er habe diese Offenheit für jeden und alle gehabt, meint Bischof Oster, ihm sei wichtig gewesen, „da zu sein, zu sorgen, sich hinzugeben, sich zu verschenken. Diese Kombination aus Gottesliebe und Nächstenliebe ist die Heiligkeit“.

Insgesamt sitzt Johann 43 Jahre lang an der Pforte. Zum Schluss ist er vom Alter schwer gezeichnet. Krank wird er am 18. April 1894. Drei Tage später erleidet er einen großen Schwächeanfall. Mit letzter Kraft schleppt er sich noch einmal an die Pforte, als es klingelt. Um 19 Uhr, während des Aveläutens, schließt Johann Birndorfer für immer seine Augen.

1934 wird er heiliggesprochen, „ganz bewusst als Gegenakzent zur Rassenideologie der Nationalsozialisten“, weiß Bischof Oster, „also ein demütiger, lieber Ordensbruder“. Dem Passauer Bischof ist „dieser Heilige schon ganz besonders ans Herz gewachsen“. Er sei ein „ungeheures Vorbild in Sachen Nächstenliebe und Barmherzigkeit“. Und spreche auch heute viele Menschen an, da er einfach, schlicht, voller Demut und offen für jeden war, „das ist wunderbar“.

Susanne Hornberger
Die Autorin ist MK-Chefredakteurin.

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