Frauenrolle im Christentum

Gleichstellung und Gender- was sagt die Bibel?

Die Forderung nach Gleichstellung von Frauen und Zugang zu allen Ämtern in der katholischen Kirche wird deutlicher gestellt. Was war denn eigentlich Gottes Idee für Frauen und Männer?

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München – Diese Frage stellte sich die Kulturwissenschaftlerin Dr. Annegret Braun und hat dafür die Bibel durchforstet. Aus dieser Arbeit der LMU-Dozentin für Europäische Ethnologie entstand ein Buch. Annegret Braun ist evangelisch, aber ehrenamtlich in einem überkonfessionellen Verein engagiert, wo sie schon viele Diskussionen geführt hat über die Rolle der Frau in der Bibel.

Der wichtigste Satz in der Bibel zu diesem Thema lautet in ihren Augen: „Gott schuf den Menschen als Mann und Frau, als sein Ebenbild“. Das drücke eine große Wertschätzung aus für die Gattung Mensch, aber mache keinerlei Unterscheidung zwischen Männern und Frauen: „Ein klare Aussage, da gibt’s kein Wenn und Aber“. Es sei nicht davon die Rede, dass nur die Männer nach Gottes Ebenbild geschaffen sind. Das zugrundeliegende Menschenbild komme eher der modernen Vorstellung nahe, wonach es weibliche Anteile bei den Männern und männliche in Frauen gebe. Und so könne man auch Gott nicht klar einem Geschlecht zuordnen, folgert Annegret Braun. „Wenn man sich Gott als Person vorstellt, dann wäre eine Frau genauso richtig“.

Frauen in Führungspositionen

Genau analysiert hat die Kulturwissenschaftlerin Frauengestalten, die in der Bibel eine Rolle spielen. Zu einer Lieblingsgestalt wurde für sie Deborah. Sie war Prophetin und zugleich Richterin. In ein Richteramt wurde man nur von Gott berufen, so die damalige Auffassung, erklärt Annegret Braun: „Wenn also argumentiert wird, dass Gott Frauen in führender Position nicht vorgesehen hat, dann ist das hier das Gegenbeispiel“ folgert sie. Allerdings seien solche Frauengestalten aus dem Alten Testament zu wenig beachtet worden.

Beginnt mit dem Neuen Testament ein völlig anderes Kapitel im Hinblick auf Frauen und deren Bedeutung? Jesus habe Frauen und Männer ganz selbstverständlich gleich behandelt, Frauen gehörten auch zu seinen Jüngerinnen. Das lasse sich an den Gleichnissen gut ablesen, sagt die Kulturwissenschaftlerin: „Die drehen sich gleichermaßen um die Inhalte der Frauenwelt wie der Männer“. Schon allein die Tatsache, dass Jesus auch Frauen gelehrt habe und sie dazu aufgeforderte, ihm zuzuhören, sei ein Bruch mit der jüdischen Tradition gewesen, in der Frauen nicht an der Lehre teilhaben durften.

Frauengestalten kaum überliefert

Zu Aposteln auserwählt wurden zwölf Männer, ein starkes Argument der Kirche bis heute, dafür, dass nur Männer eine Weihe bekommen können. „Ja es handelte sich um Männer, alle aus Galiläa, alles aramäisch sprechende Juden. An letztere Kriterien fühlt man sich heute auch nicht mehr gebunden, nur an dem Kriterium männliches Geschlecht wird festgehalten“, gibt die Wissenschaftlerin zu bedenken.

In den ersten Jahrhunderten des jungen Christentums habe das Vorbild Jesu noch weitergewirkt, auch wenn wenig über konkrete Frauengestalten überliefert ist. Phoebe ist so eine, die Annegret Braun aufgespürt hat. Paulus hat ihr den Brief an die Römer übergeben und sie dort als Überbringerin angekündigt. „Dafür muss sie auch eine Einweisung bekommen haben von Paulus, wie der Brief genau zu verstehen ist, er hat ihr seine Botschaft anvertraut.“  Eine andere Vertraute sei Prisca oder Priscilla gewesen.

Häufig wird Paulus als Kronzeuge angeführt für eine Phase, in der sich Entscheidendes geändert hat im Verhältnis der Geschlechter in der Kirche. Gemeinden. Doch die entscheidende Veränderung, so glaubt Annegret Braun, habe sich vollzogen, als das Christentum zur Staatsreligion wurde und Glaubensfragen auch zu Machtfragen.

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Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Frauen und Kirche