Seit 65 Jahren in der KAB

Glauben, das heißt helfen

Peter Winklmeier ist 80 Jahre alt, Bezirksvorsitzender der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und damit der gewählte ehrenamtliche Chef von rund 2.000 Mitgliedern im Raum München. Dass er dem Verband bereits mit 15 Jahren beigetreten ist, lag an einem Jesuiten.

Peter Winklmeier und seine Frau Wilhelma (Bild: Riffert) © Riffert

„Nein, einen Mittagsschlaf brauche ich nicht“, lacht Peter Winklmeier, als der Interviewtermin telefonisch für den frühen Nachmittag vereinbart wird. Als der 80-Jährige dann die Türe zu seinem Haus im Münchner Stadtteil Hadern öffnet, strahlt er eine beeindruckende Vitalität aus. Peter Winklmeier ist Bezirksvorsitzender der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und damit der gewählte ehrenamtliche Chef von rund 2.000 Mitgliedern im Raum München. Seinem Verband ist er bereits im Alter von 15 Jahren beigetreten. „Ich habe damals Vorträge zur sozialen Frage besucht, die der Jesuitenpater Franz Prinz gehalten hat. Das hat mich angesprochen und ich wusste, dass ich mich in diesem Sinne engagieren will“, erinnert sich Winklmeier.

Das tat der junge Mann so überzeugend, dass er bereits mit 18 Jahren zum kommissarischen Vorsitzenden der KAB in St. Canisius bestimmt wurde, obwohl man damals erst mit 21 volljährig war. „Eigentlich hätte ich Pfarrer werden sollen. Es gab zwei Sponsoren, die mir die Ausbildung bezahlt hätten. Aber dann kam meine Frau dazwischen“, schmunzelt Peter Winklmeier. Mit Wilhelma ist er seit 1959 verheiratet. Nach der Eheschließung bleiben beide berufstätig. Das ist ungewöhnlich für die damaligen Verhältnisse und belegt das gute Selbstvertrauen des Ehepaars. Helma Winklmeier ist Sekretärin und später Personalsachbearbeiterin. Peter Winklmeier ist Polsterer und nach seiner Lehrzeit 35 Jahre bei der Firma Schlafgut in Pasing tätig. Lange ist er dort auch ehrenamtlicher Betriebsratsvorsitzender und setzt sich für die Interessen der 110 Arbeitnehmer ein.

Mit 53 plötzlich arbeitslos

„Akkord in der Polsterei, das war schon eine schwere Arbeit, vor allem für die Frauen. Die Sessel und Couchs waren damals ja noch viel schwerer als heute“, erinnert sich Peter Winklmeier, der selbst auch als Akkordarbeiter anfängt, später aber zunächst in die Warenkontrolle, dann in die Auslieferung und zuletzt in den Einkauf wechselt. Die Möbelhersteller aus anderen Ländern werden immer billiger, die Firma Schlafgut muss schließen und Winklmeier ist mit 53 Jahren plötzlich arbeitslos. Doch er hat Glück und wird als Pförtner im Klinikum Großhadern angestellt. Zehn Jahre lang, bis zu seiner Rente, ist er monatlich wechselnd im Tag- und Nachtdienst tätig. „Die Nachtschicht habe ich geliebt“, erinnert sich der 80-Jährige. „Da hatte ich viele Kontakte zu Menschen und konnte ihnen gut zureden, wenn sie verzweifelt waren“, erklärt er.

Aufmerksam zuhören und auf Menschen eingehen, das liegt Peter Winklmeier. Und seine Bereitschaft zum Ehrenamt ist noch immer ungebrochen: Er übernimmt für die KAB zunächst die Leitung des Stadtkreises München-Süd, 2002 wird er zum Münchner Bezirksvorsitzenden gewählt. Die Themen Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Arbeitslosigkeit und persönliche Weiterentwicklung kennt er aus eigener Erfahrung. Aber auch in aktuelle Fragen wie beispielsweise die umstrittenen Freihandelsabkommen TTIP und CETA hat sich Peter Winklmeier gut eingearbeitet. Für besonders wichtig hält er nach wie vor das Thema Sonntagsschutz. Peter Winklmeier ist gut vernetzt mit evangelischen Kollegen und mit dem DGB. Als CSU-Mitglied kooperiert er in Arbeitnehmerfragen selbstverständlich mit anderen Parteien. Außerdem ist er im Seniorenbeirat in München-Hadern und noch in einigen Vereinen aktiv.

Da der ältere der beiden Enkelsöhne der Winklmeiers seit seiner Geburt behindert ist, engagiert sich das Ehepaar auch für Menschen mit Bewegungsstörungen. Außerdem sind Pe-ter und Helma Winklmeier ehrenamtlich in der Krankenhausseelsorge am Klinikum Großhadern aktiv. „Glauben, das heißt für uns helfen. Wir sind dankbar, dass wir noch so fit sind, dass wir helfen können“, sind sich beide einig. (rif)

Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB)

Themen:
Sonntagsschutz, Engagement gegen TTIP und CETA, solidarische Gesellschaft, Grundeinkommen, nachhaltiges Wirtschaften
Besonderes: Rechtsberatung in Arbeitnehmerfragen, Betriebsseelsorge
Geschichte: 1887 Gründung des ersten katholischen Arbeitervereins in München. 1891 entsteht der „Süddeutsche Verband katholischer Arbeitervereine“ mit Lorenz Huber als Verbandspräses. Im Nationalsozialismus gelten kirchliche Arbeitervereine als Staatsfeinde. Führende KAB-Vertreter sterben in Konzentrationslagern. 1945 gibt es wieder katholische Arbeitervereine. 1957 wird die Verbandszentrale in der Pettenkoferstraße in München eröffnet. Dort hat der Diözesanverband bis heute seinen Sitz.
Mitglieder: Dem KAB-Bezirk München gehören rund 2.000 Mitglieder an. Auf Bundesebene hat die KAB etwa 120.000 Mitglieder.
Weitere Informationen: Diözesanverband, Bundesverband, Allianz für den freien Sonntag