Wirtshäuser an Wallfahrtsorten

Geistige und leibliche Einkehr

Das richtige Pilgererlebnis vervollständigt vielerorts die Einkehr in einer urigen Gaststätte. Im Interview erzählen drei Wirte, warum Leib und Seele zusammengehören.

Im Waldbiergarten Mariabrunn lässt sich ein Pilgertag schön ausklingen lassen. © SMB/Burghardt

Das Pilgern ist keine rein geistige Angelegenheit, denn Gaumen und Magen pilgern mit! Im Idealfall finden im Laufe eines Pilgertages Leib und Seele harmonisch zusammen, werden Körper und Geist gleichermaßen gefordert und gestärkt. Wir haben uns bei Josef Eckl, dem Wirt im Andechser Bräustüberl, bei Hans Schmid, seit über 30 Jahren Wirt im Gasthaus Schmid in Tuntenhausen, sowie bei Florian Breitling, dem Eigentümer der Schlosswirtschaft Mariabrunn im Dachauer Land, nach ihren Erfahrungen in der Pilgergastronomie erkundigt.

mk online: Warum lohnt es sich, bei Ihnen einzukehren?

Josef Eckl: Mit einem Wort: Es ist das „Andechser Gefühl“, das Gefühl, nicht allein zu sein, wie es Herbert Achternbusch einmal treffend auf den Punkt gebracht hat. In diesen Tagen ist das wichtiger denn je.

Hans Schmid: Wir bemühen uns, dass sich unsere Gäste wie zu Hause fühlen, und halten es mit dem alten Geheimrat von Goethe: „Wenn ihr gut gegessen und getrunken habt, fühlt ihr euch wie neu geboren.“

Florian Breitling: Weil der historische Marienwallfahrtsort Mariabrunn mit seiner barocken Marienkirche, der Heilquelle, seiner Schlosswirtschaft inmitten eines historischen Gutshofensembles und seinem Biergarten, der als einer der schönsten Bayerns gilt, eine besondere Oase und ein einzigartiges Idyll für den Besucher darstellt.

Was macht den besonderen Flair Ihrer Wirtschaft aus?

Eckl: Das Bräustüberl des Klosters ist ja bis heute eine ganz klassische Pilgergaststätte, wo unsere Gäste auch ihre eigene Brotzeit mitbringen können. Und in Corona-Zeiten gibt es durch unsere durchweg verständnisvollen und vernünftigen Gäste noch einmal ein besonderes Flair. Mich freut das besonders, denn hier kann man konkret erleben, was es heißt, Abstand zu halten und zusammenzustehen.

Schmid: Die bayerische Gemütlichkeit wird in unserem Wirtshaus gelebt – egal ob am Stammtisch in gemütlicher Runde, ob Wallfahrer, Radlfahrer, Mittagsgäste, Wanderer oder einfach nur zur Einkehr auf eine gute hausgemachte Brotzeit und ein süffiges Feierabendbier. Das Gasthaus Schmid kann auf eine über 400-jährige Tradition zurückblicken und ist seit fast hundert Jahren in Familienbesitz. Besonders beliebt ist unser Herrgottswinkel in der Stubn, und im Sommer lädt unser gemütlicher Biergarten zum Verweilen ein.

Breitling: Von der barocken Wallfahrtskirche strahlen echte Lebensfreude und bayerische Gemütlichkeit auf das gesamte Schlossgut und auf all seine Pilger und Gäste aus.

Was ist Ihre Hausspezialität, die man unbedingt gekostet haben muss?

Eckl: Ein resche Haxe, die man sich aber gerne auch teilen kann.

Schmid: Unser knuspriger Schweinsbraten, Schweinshaxn oder Ente werden immer frisch zubereitet und das schmeckt man. Im Sommer lassen eine frische Bratensülze, die ohne künstliche Zutaten hergestellt wird, oder hausgemachte Weißwürste zum Frühschoppen das Herz eines Kenners höherschlagen. Alte bairische Gerichte wie ein Böfflamott, Lüngerl oder Ochsenbackerl, resche gefüllte Kalbsbrust oder auch Milzwurst sind bei uns immer wieder auf der Speisekarte zu finden.

Breitling: Ochsenbackerl auf Rahmwirsing und Mariabrunner Schnitzel.

Kirche und Wirtshaus gehören warum zusammen?

Eckl: Weil’s halt so is’, wäre die kurze Antwort. Und darin kommt etwas von der Selbstverständlichkeit zum Vorschein, mit dem bei uns Himmlisches und Irdisches eng miteinander verbunden sind, was auch unser Motto „Genuss für Leib und Seele“ ganz gut ausdrückt.

Schmid: Seit Jahrhunderten steht neben einer Kirche auch ein gutes Wirtshaus, das ist in Bayern gute Tradition. Und nach der geistigen Einkehr in unserer wunderschön restaurierten Basilika zu unserer Lieben Frau gehört die leibliche Einkehr bei bayerischen Schmankerln und einem frischem Bier einfach dazu.

Breitling: Weil Leib und Seele zusammengehören!

Der Autor
Florian Ertl
Münchner Kirchenzeitung
f.ertl@michaelsbund.de

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Pilgern: Der Weg ist das Ziel