München – Langsam und überlegt spricht Anne Seyffert. Ihre Stimme klingt dabei ruhig und sanft. Dass die junge Frau als Telefonseelsorgerin arbeitet, lässt sich – allein stimmlich - gut vorstellen. Darüber hinaus strahlt sie in der direkten Begegnung eine Entspanntheit und ein ehrliches Interesse am Gegenüber aus. Seit knapp fünf Jahren nimmt die 30-jährige den Hörer ab, wenn bei der Telefonseelsorge des Erzbistums München und Freising angerufen wird. Am anderen Ende der Leitung erzählen ihr die Menschen von ihren Sorgen. Das sind Frauen, die sich einsam fühlen, Jugendliche, die Probleme zuhause haben, Menschen mit Beziehungsprobleme oder welche, die schon lange arbeitslos sind. Durch ihr Ehrenamt hat die Wirtschaftsprüferin Menschen und Sichtweisen kennengelernt, mit denen sie sonst nie in Kontakt gekommen wäre. Die Anrufer befinden sich in schwierigen Lebenssituationen und fühlen sich unwohl. „Ich bin keine Therapeutin und wir werden nicht jedes Problem lösen, aber mir ist wichtig, dass derjenige nicht allein ist.“, beschreibt Seyffert ihrer Motivation.
Die Telefonseelsorge im Erzbistum München und Freising ist rund um die Uhr kostenlos unter folgender Nummer zu erreichen: 0800/111 0 222. Der Anruf ist kostenlos und bleibt völlig anonym.
Vor fast fünf Jahren kam die gebürtige Sächsin nach München und hat die Ausbildung zur Telefonseelsorgerin begonnen. Wie sie darauf gekommen ist? Sie wollte von ihrem Glauben nicht nur selber profitieren, indem sie Gottesdienste besucht oder zu einem Gebetskreis geht, sie wollte auch etwas weitergeben. Zweimal im Monat sitzt sie seitdem für vier Stunden vor dem Telefon. Die Nervosität vor den Anrufen hat stetig abgenommen. In der Ausbildung lernen sie Gespräche zu führen und bekommen ein Basiswissen von Krankheitsbildern wie zum Beispiel Depressionen vermittelt.
Angebot zu beten
Kein Telefongespräch ist wie das andere. Jedes Mal, wenn Anne Seyffert den Hörer abnimmt, muss sie sich auf neue Menschen und ihre Geschichten einstellen. Bis zu einer Stunde kann ein Gespräch dauern. Die meiste Zeit schweigt sie: „Ich höre mehr zu als dass ich rede“. Aufgabe sei es durch Fragen den Betroffenen zu helfen, die Situation besser zu überblicken. Vielleicht schaffe es der Anrufer so seine Gedanken zu ordnen. Manchmal fragt sie die Menschen, ob es ok ist, wenn sie für sie betet: „Wenn ich das Gefühl habe mit Worten nicht viel erreichen zu können, habe ich so das Gefühl, sie trotzdem zu unterstützen.“ Einige waren von dem Angebot überrascht, aber bisher habe es noch niemand abgelehnt oder negativ reagiert, sagt sie.