Aufruf zur Vergebung

Franziskus besucht Assisi

Bei brütender Hitze haben die Menschen auf Papst Franziskus gewartet. Unter Ihnen auch Ministranten aus dem Erzbistum München und Freising. Mit seiner Spontanität hat Papst Franziskus mal wieder alle überrascht.

Papst Franziskus hat die Kirche Santa Maria degli Angeli bei Assisi besucht. (Bild: imago) © imago

Assisi/Rom – Papst Franziskus hat am Donnerstag die Kirche Santa Maria degli Angeli bei Assisi besucht - und sich dort spontan als Beichtvater zur Verfügung gestellt. Überraschend setzte er sich in den Beichtstuhl und spendete im Laufe fast einer Stunde 19 Gläubigen das Bußsakrament, unter ihnen zahlreiche Jugendliche, aber auch eine ältere Frau im Rollstuhl und zwei Priester. Ein junger Pfadfinder bekannte anschließend, Franziskus habe ihn gemahnt, nicht zu lügen - "sonst kriegst du eine Nase wie Pinocchio".

Anlass der Visite war ein Gebet in der Portiuncula-Kapelle innerhalb der Basilika Santa Maria degli Angeli. Der Überlieferung zufolge hatte dort der Ordensgründer und Armutsprediger Franziskus (1181-1226) vor 800 Jahren einen Ablass erwirkt, der noch heute allen Katholiken zugänglich ist. Franziskus betonte in einer Ansprache, die Welt brauche Vergebung. Zu viele Menschen lebten eingeschlossen in Groll und Hass, weil sie unfähig seien, zu vergeben. "Und so verderben sie ihr eigenes Leben und das anderer", sagte er.

Priester beten spontan den Rosenkranz mit Besuchern

"Die Barmherzigkeit in der Welt von heute zu bezeugen, ist eine Aufgabe, der sich keiner von uns entziehen kann", sagte Franziskus. Dabei rief er die begleitenden Bischöfe und Priester auf, sich den Gläubigen in der Basilika für das Sakrament der Versöhnung anzubieten. Nach einem Moment sichtlicher Verblüffung begannen die Franziskaner in der Kirche mit den anderen Besuchern den Rosenkranz zu beten.

Papst Franziskus hatte in seiner Ansprache eine verbreitete Doppelmoral kritisiert: "Wenn wir den anderen etwas schulden, beanspruchen wir Barmherzigkeit; wenn wir dagegen eine Schuldforderung haben, rufen wir nach Gerechtigkeit", sagte er. Gottes Vergebung hingegen kenne keine Grenzen, auch wenn man immer in die gleichen Sünden zurückfalle. "Es ist eine volle, allumfassende Vergebung, mit der er uns die Gewissheit gibt, dass er, obwohl wir in dieselben Sünden zurückfallen können, Erbarmen mit uns hat und nicht aufhört, uns zu lieben", sagte Franziskus.

Papst Franziskus mahnt zur Barmherzigkeit

An dem Gebet in der Basilika nahmen auch zwei Imame aus der Region teil. Vor 30 Jahren, 1986, hatte Papst Johannes Paul II. (1978-2005) die Vertreter anderer christlicher Kirchen und Religionen erstmals zu einem Gebetstreffen nach Assisi eingeladen. Die im Programm vorgesehene Begegnung mit Ordensleuten und Priestern in der Krankenstation des benachbarten Franziskanerklosters holte der Papst mit fast einstündiger Verspätung nach.

Vor seiner Abfahrt grüßte Franziskus die Menschen vor der Kirche, die teils seit Stunden ausgeharrt hatten. Angesichts der sommerlichen Hitze hatte sich der Platz merklich geleert. Franziskus mahnte auch dort noch einmal zur Barmherzigkeit: "Wenn wir vergeben, vergibt auch der Herr", sagte er und fügte scherzend an: "Wenn einer hier keine Vergebung nötig hat, soll er die Hand heben." (KNA/kas)

Minstranten des Pfarrverbandes Stephanskirchen und der Stadtteilkirche Rosenheim - Am Wasen in Assisi. (Bild: Josef Huber)
Minstranten des Pfarrverbandes Stephanskirchen und der Stadtteilkirche Rosenheim - Am Wasen in Assisi. (Bild: Josef Huber)

35 Ministranten des Pfarrverbands Stephanskirchen und der Stadtteilkirche Rosenheim - Am Wasen sind gerade in Assisi. Sie sind dort auf Ministrantenwallfahrt. Den Besuch von Papst Franziskus haben sie sich natürlich auch nicht entgehen lassen. Knapp drei Stunden haben sie in brennender Hitze gewartet, um einen kurzen Blick auf ihn zu werfen. Benedikt, Anna und die anderen waren danach "fix und fertig", aber "es war cool". Auch Barbara fand es sehr eindrucksvoll, den Papst zu sehen, auch wenn es nur ganz kurz war: Es war ein schönes Erlebnis und nur wenige Menschen hätten die Chance ihn zu sehen. Neben der Erinnerung bleiben den Minstranten auch viele "unscharfe und verwackelte Fotos".