Meinung
Frauen in der Kirche

Frage mit Zündstoff: Diakonat der Frau?

In München findet am Mittwoch eine Kundgebung für das Diakonat der Frau statt. In der katholischen Kirche gehen die Meinungen dazu auseinander. Zwei junge Frauen beziehen Stellung.

Jacqueline Straub und Tina Mercep © Meli Wetzel/privat Meli Wetzel/privat

Pro: Eine Frage der Gleichberechtigung

Schon seit Jahrzehnten wird der Frauen-Diakonat nicht zuletzt deswegen gefordert, weil das sakramentale und spirituelle Leben unter dem akuten Priestermangel leidet. Der Diakonat der Frau würde diesen Mangel nicht auf einen Schlag beheben, doch es würde sich in der Seelsorge etwas Grundlegendes ändern. Denn die Forderung des Frauendiakonats ist eine Frage der Gleichberechtigung.

Dass es in der frühen Kirche Diakoninnen gab und in der orthodoxen Kirche sogar über 1000 Jahre lang, ist längst bekannt. Ganze Buchreihen füllen die Bibliotheken der theologischen Fakultäten. Konkret ist bislang noch nichts geschehen, auch wenn Papst Franziskus eine Fachkommission zu diesem Thema eingesetzt hat.

Darum braucht es immer wieder laute Stimmen aus dem Kirchenvolk, die deutlich sagen, dass der Ausschluss der Frau von den Weihämtern eine Ungerechtigkeit ist und sicher nicht im Sinne von Jesus Christus, der Frauen in seine Nachfolge berief und sie dabei als gleichberechtigte Jüngerinnen anerkannte.

Wenn es in Zukunft den Frauendiakonat geben soll, sollte dieser ein geweihter, sakramentaler Dienst sein. Frauen dürfen nicht in einen «Diakonat zweiter Klasse» zurückgestuft werden. Ein Diakonat der Frau ohne Weihe wäre lediglich ein fauler Kompromiss.

Frauen als Diakonninen


Frauen waren in der frühen Kirche als Diakoninnen in speziellen Diensten der Gemeinde tätig, etwa in der Glaubensunterweisung, der Armenfürsorge und der Arbeit mit Frauen. Sie hatten aber nach Einschätzung vieler Kirchenhistoriker keine Funktion am Altar. In der lateinischen Westkirche sind Diakoninnen vom 6. bis ins 13. Jahrhundert bezeugt. In der Ostkirche lebte die Tradition der Diakoninnen weiter. Unter Berufung auf die gleiche Würde der Frauen und das Priestertum aller Gläubigen wurden nach dem Zweiten Vatikanum auch in der katholischen Kirche Forderungen nach einer Diakoninnenweihe von Frauen laut. Papst Franziskus hat im August 2016 eine wissenschaftliche Kommission zur Untersuchung der Geschichte des Frauendiakonats berufen. Sie soll sich mit dem Amt weiblicher Diakone befassen, "vor allem mit Blick auf die frühesten Zeiten der Kirche", heißt es. Franziskus betonte, die Kommission solle lediglich die Rolle von Diakoninnen in der frühen Kirche untersuchen. (kna)

Wichtig ist auch, dass es nicht nur bei der Forderung nach dem Diakonat der Frau bleibt. Denn ohne Diakonat auch kein Priesteramt für die Frau. Es braucht eine volle Gleichberechtigung – zum einen, um die verlorene Glaubwürdigkeit (verursacht durch Männer in der Kirche) wieder zu gewinnen, zum anderen, weil die Kirche schliesslich aus Männern und Frauen besteht.

Der geweihte Diakonat der Frau wäre ein wichtiger und historisch bedeutsamer Meilenstein in der Geschichte der katholischen Kirche. Es wäre eine Bereicherung für die Seelsorge vor Ort. Und vor allem: Es wäre das Hören auf die «Zeichen der Zeit»; ein Rückbesinnen auf den, weshalb Kirche heute überhaupt existiert: Jesus Christus. (Jacqueline Straub)

Jacqueline Straub (28) ist katholische Theologin, Journalistin und Buchautorin. Sie möchte römisch-katholischen Priesterin werden und kämpft seit Jahren für mehr Gleichberechtigung für Frauen und Männer in der Kirche.

Contra: Eine biblisch begründete Tradition der Kirche

Beruflich ist es mir als Politologin in einer internationalen Organisation ein Anliegen, Frauen in politische Führungspositionen zu verhelfen. Ebenso freut es mich, fähige Frauen in Wissenschaft und Wirtschaft anzutreffen. In diesen Tätigkeitsfeldern geht das Streben nach Verwirklichung und Erfolg meist auch mit dem Faktor des Machtgewinns einher. Je mehr Erfolg ich habe, desto mehr Macht steht mir zu. Ganz anders verhält es sich in unserer Kirche, wo Macht durch Dienst ersetzt werden muss. Von einem christlichen Verständnis ausgehend, ist die entscheidende Frage immer, wie kann ich Gott und den Menschen meiner Berufung entsprechend dienen? Setzt man das Streben nach Macht innerhalb der Kirche ein, pervertiert man ebendieses christliche Verständnis und zerstört dessen Wesensinhalt. Das gilt für jeden Laien, im Besonderen aber für die Amtsträger der Kirche. Ein solcher Missbrauch der eigenen Berufung schädigt die gesamte Kirche und das Volk Gottes.

Sprechen wir vom Diakonat als sakramentalem Amt, so ist eine Weihe der Frau für mich niemals möglich. Die Sakramente sind die von Christus selbst hinterlassenen Geschenke an uns, durch die er in der Welt wirkt. Er allein hat die Bedingungen vorgegeben, wo und wie er in der Welt handelt. Es gibt also Voraussetzungen für Sakramente, die durch den Menschen nicht veränderbar sind. Die Kirche bezieht sich hier auf das Wirken Jesu selbst, denn er hat die Apostel zu einem inneren Kern erwählt, ihnen den Auftrag gegeben an seiner Stelle in der Welt zu sein und sein heilendes Wirken weiterzugeben. Dies tut die Kirche im besonderen Maße dann, wenn Sakramente gespendet werden. Dass Jesus für diesen engsten Kreis an Mitwirkenden nur Männer ausgewählt hat, dürfte aufgefallen sein. Daraus jedoch einen Mangel an Emanzipationswillen des Herrn ableiten zu wollen, ist vermessen.

Amt des Diakon


Das Diakonen-Amt ist eines der ältesten der Kirche und steht zunächst für soziale Verantwortung. Der Begriff Diakon leitet sich vom griechischen Wort "diakonos" ab und bedeutet Diener oder Helfer. In der römischen Kirche der ersten Jahrhunderte wirkten Diakone in der Armen- und Krankenpflege oder als Gehilfen des Bischofs in der Gemeindeverwaltung und beim Gottesdienst. Seit dem fünften Jahrhundert verlor das Diakonat als eigenständiges Amt an Bedeutung. Im Gegensatz zur orthodoxen Kirche wurde die Diakonenweihe in der katholischen Kirche zu einer ersten Durchgangsstufe auf dem Weg zur Priesterweihe. Die dritte Stufe ist die Bischofsweihe. Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) belebte das Diakonat neu. Seit 1968 können auch verheiratete Männer zu "Ständigen Diakonen" geweiht werden; sie streben also kein Priesteramt an. (kna)

Auch wenn im Diakonat nicht in gleicher Weise alle Sakramente gespendet werden wie im Priester- oder Bischofsamtamt, so ist es doch das gleiche Sakrament und ist so an die gleichen Voraussetzungen gebunden. Eine davon ist eben, gemäß der biblisch begründeten Tradition der Kirche – auch der Ostkirchen –, dass es nur Männern vorbehalten ist. Verändern wir diese Sakramente so, wie es uns passend erscheint, gehen wir das Risiko ein, dass dadurch die Wirkmacht Christi in der Welt beschnitten wird.

Ein Amt für Frauen ohne sakramentale Beauftragung steht in der Gefahr falsch verstanden zu werden. Es würde für zwei unterschiedliche Dinge die gleiche Bezeichnung gebraucht werden, was zwangsläufig zu Verwirrung führt. Auch kann ich mir nicht vorstellen, dass diejenigen, die ein Diakonat der Frau fordern sich mit einem Diakonat der Frau „zweiter Klasse“ zufriedengeben würden. Es geht immer um die Forderung, die eine sakramentale Beauftragung inkludiert.

Betrachten wir die großen Gestalten der Kirche, so stellen wir fest, dass sich hier sehr viele Frauen finden, denn nicht die Amtsträger sind diejenigen von wahrer Relevanz in der Kirche, vielmehr doch der himmlische Chor der Heiligen, in dem nicht ein Konkurrenzkampf zwischen Mann und Frau, sondern eine fruchtbare Zusammenarbeit herrscht. (Tina Mercep)

Tina Mercep (35) ist als stv. Generalsekretärin bei einem internationalen Parteiendachverband tätig. Sie ist Mitglied der Initiative Pontifex. Mitglieder des Mediennetzwerks wollen ihr Leben am christlichen Glauben in seiner ganzen Bandbreite ausrichten. Sie sind bereit, ihren persönlichen Glauben, ihre Position zu Kirche und Papst und die damit verbundenen Überzeugungen auch in der Öffentlichkeit zu erklären.

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Frauen und Kirche