Katholischer Jugendbuchpreis verliehen

Flüchtlingsgeschichte mit eindringlichen Bildern

Weil Islamisten ihr den Sport verbieten wollen, flüchtet eine junge Leichtathletin von Somalia nach Europa. Für die Illustration dieser Geschichte wurde Reinhard Kleist der Katholische Jugendbuchpreis verliehen. Der Preisträger ist überrascht, wie sein Graphic Novel bei Schülern ankommt.

Erzbischof Ludwig Schick mit Preisträger Reinhard Kleist und Bischof Gebhard Fürst (vordere Reihe von links). Dahinter Weihbischof Robert Brahm (links) und Laudator Felix Giesa (Bild: Andreas Kuschbert) © Andreas Kuschbert

Bamberg – Reinhard Kleist (46), Berliner Illustrator und Comic-Zeichner, hat den Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis 2016 erhalten. Die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde ihm am Mittwochabend in Bamberg überreicht. Geehrt wurde er für sein Werk "Der Traum von Olympia - Die Geschichte von Samia Yusuf Omar". Darin erzählt Kleist die wahre Geschichte einer somalischen Leichtathletin. Islamisten wollen ihr den Sport verbieten, weil sie eine Frau ist. Sie flieht nach Europa in der Hoffnung, an den Olympischen Spielen 2012 in London teilnehmen zu können, und kommt dabei im Mittelmeer um. Zu dem Wettbewerb hatten 75 Verlage 253 Titel eingereicht.

Der Vorsitzende der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst, würdigte die "mit bewegenden Worten und in eindringlichen Bildern" erzählte Geschichte, die 2015 im Carlsen Verlag erschien. Sie werde Lesern allen Alters lange in Erinnerung bleiben. Dem Preisträger sei es gelungen, durch das Berichten eines Einzelschicksals auf die gesamte Problematik der Flüchtlingskrise aufmerksam zu machen, der sich auch die Deutschen nicht entziehen könnten.

Christen seien herausgefordert, sich für die Flüchtlinge zu engagieren, nicht nur in der westlichen Welt, sondern auch in ihren Herkunftsländern, sagte Fürst. Auch der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick forderte zu "energischem Einsatz" auf: "Menschenleben und Menschlichkeit dürfen nicht untergehen."

In seiner Dankrede erinnerte der Preisträger daran, dass seine Hauptperson besonders gewesen sei, ihre Geschichte aber nicht. Diese wiederhole sich "tagtäglich tausendfach auf See und auf dem afrikanischen Kontinent", sagte Kleist. "Es liegt an uns, etwas zu verändern." Zur Wirkung seines Buches auf Schüler sagte der Autor, er sei jedes Mal verblüfft. "Das gezeichnete Bild ist weiter von der Realität entfernt als ein Foto, und doch hat es einen direkteren Draht zu den Herzen der Betrachter." Als er mit der Arbeit an der Graphic Novel begonnen habe, sei noch nicht absehbar gewesen, welche Bedeutung das Thema "Migration" bekommen werde. (kna)

Reinhard Kleist wurde 1970 in Hürth bei Köln geboren, studierte Grafik und Design in Münster und lebt und arbeitet seit 1996 in Berlin. Seitdem hat er zahlreiche Comics und Graphic Novels veröffentlicht und war zudem als Artdirector für Trickfilme tätig. Für seine Werke wurde er bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet, unter anderem 2013 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis in der Kategorie "Sachbuch" für die Biografie eines jüdischen Boxers.