Nahost-Konflikt

Flucht in einem abgeriegelten Land

Über 100.000 Palästinenser sind auf der Flucht vor der Bodenoffensive, die den Raketenbeschuss der radikal-islamischen Hamas auf Israel stoppen soll. Barbara Frua aus Holzkirchen ist ehrenamtliche Mitarbeiterin des Lateinischen Patriarchats in Jerusalem. Mit einem Benefizkonzert in ihrem Heimatort will sie den Menschen im Gazastreifen helfen. Mit den Pfarreien vor Ort ist sie laufend in Verbindung.

Junge Palästinenser suchen Überlebende im stark umkämpften Nordosten von Gaza-Stadt. (Bild: imago)

Gaza - Zwei Wochen nach Beginn der Offensive im Gazastreifen sind 25 israelische Soldaten und über 550 Palästinenser getötet worden. Unter den Luftangriffen gegen die terroristische Hamas-Bewegung leidet vor allem die Zivilbevölkerung. Mehr als 100.000 Menschen sind in dem abgeriegelten Küstenstreifen auf der Flucht. „Sie versuchen jetzt in eine der Schulen der UN zu kommen, um dort Schutz zu finden“, erklärt Barbara Frua, ehrenamtliche Mitarbeiterin des lateinischen Patriarchats in Jerusalem, das für viele Christen im heiligen Land zuständig ist.

„43 Prozent des Gebietes im Gazastreifen sind mittlerweile zu einem Gebiet geworden, in dem gewarnt wird und in dem die Menschen aufgefordert sind, ihre Häuser zu verlassen.“, sagt Frua über die militärischen Sperrzonen. Doch der Gazastreifen sei nur 40 Kilometer lang und bis zu 14 Kilometer breit. „Die Menschen wissen schlichtweg gar nicht, wo sie hingehen sollen.“

„Den Menschen im Gazastreifen mangelt es an allem“, sagt Barbara Frua. Sie steht immer wieder in Kontakt mit dem Direktor der Caritas von Jerusalem. „Wasser ist ein ganz großes Thema. Den es gibt sehr viel verschmutztes Wasser, kein Trinkwasser.“ Der Pressesprecher des UN-Kinderhilfswerks Unicef, Rudi Tarneden, rechnet angesichts unhygienischer Zustände sogar mit dem Ausbruch von Krankheiten im Gazastreifen. Israel kam Sonntagmittag zwar der Bitte des Internationalen Rotes Kreuzes auf eine humanitäre Feuerpause nach, um die Evakuierung von Verletzten und den Abtransport von Toten zu ermöglichen. Doch Kämpfer der Hamas brachen die Feuerpause bereits kurz nach ihrer Verkündigung.

Barbara Frua betont, dass gerade die Kinder unter dem andauernden Konflikt leiden. Der letzte Angriff sei gerade erst eineinhalb Jahre vergangen - eine psychologische Unterstützung für die traumatisierten Kinder dringend nötig: „Sie erleben jetzt einen weiteren Angriff, der noch viel tragischer ist als der davor.“ Auch von einer der betreuten christlichen Pfarreien im Gazastreifen erreichen Frua traurige Meldungen. „Vor ein paar Tagen hat eine Bombe in der Nachbarschaft eingeschlagen.“ Dabei seien alle Fenster in der Kirche, im Pfarrhaus und in der dazugehörigen Schule zu Bruch geworden. „Auch unsere Christen - wie auch die Muslime - versuchen in die Schulen der Vereinten Nationen zu flüchten, wo mittlerweile Tausende angekommen sind.“ (acs)