München – Genau acht Jahre nach dem Rücktritt von Papst Benedikt XVI. hat die ehemalige Ordensfrau Doris Reisinger ein Buch veröffentlicht, das eine vernichtende Bilanz des Lebenswerks des früheren Startheologen Joseph Ratzinger zieht. Das Buch "Nur die Wahrheit rettet - Der Missbrauch in der katholischen Kirche und das System Ratzinger" schrieb sie zusammen mit dem Filmregisseur Christoph Röhl, der bereits 2019 das Wirken von Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. in dem Dokumentarfilm "Verteidiger des Glaubens" scharf kritisierte.
Konsequenz des Scheiterns
Auf 348 Seiten versuchen Reisinger und Röhl eine umfassende Demontage des heute 93-Jährigen, der als Wissenschaftler, als Präfekt der Glaubenskongregation und als Papst (2005 - 2013) Theologie und Kirche über ein halbes Jahrhundert maßgeblich mitprägte. Seine von Anhängern oft als brillant beschriebene Theologie charakterisieren sie als naiv. Seine Versuche, Missbrauchstäter in der katholischen Kirche konsequenter zu verfolgen und zu bestrafen, kamen aus Sicht der Autoren viel zu spät und waren unzureichend. Außerdem sei es ihm dabei nicht um die Opfer gegangen, sondern um die Rettung der Kirche.
Ferner werfen sie ihm vor, die neuen geistlichen Bewegungen, in denen es zahlreiche Fälle von sexuellem oder geistlichem Missbrauch gab, lange unkritisch gefördert zu haben. Seinen Rücktritt, der vor acht Jahren das Pontifikat Benedikt XVI. beendete, deuten die Autoren als Konsequenz eines Scheiterns auf ganzer Linie, die von ihm mit verschuldete Krise dauere weiter an. (kna)