Brauchtum am Palmsonntag

Esel, Zweige und Flaschen

Normalerweise ziehen Kinder und Erwachsene am Palmsonntag mit geschmückten Palmzweigen in die Kirchen ein, um sie weihen zu lassen. Dieses Jahr kann das aufgrund der Corona-Krise nicht stattfinden. Aber es gibt noch anderes Brauchtum rund um diesen Tag.

Traditionelle Palmbuschen mit Palmkaetzchen, Buchs und bunten Baendern. © imago images / Eibner Europa

Erding/Wasserburg - Am Palmsonntag wird an den Einzug Jesu Christi in Jerusalem gedacht. Zum Zeichen seines Königtums jubelte das Volk ihm zu. Dies geschah mit Palmzweigen und den Rufen „Hosanna dem Sohne Davids!“. Palmen wurden schon früh als heilige Bäume verehrt, waren etwa in Delos dem Apollon heilig.

Die Palmenweihe gehörte einst, bevor sie in vielen Gegenden auf den Palmsonntag verlegt wurde, zu den heidnischen Osterbräuchen. Die geweihten Zweige sollten nicht nur das Haus vor Blitz und Feuersgefahr schützen, sondern sie wurden auch mit den Schalen der Ostereier und den Kohlen der Osterfeuer in den Ecken der Felder eingesteckt oder vergraben, um diese fruchtbar zu machen.

Ein besonderes Brauchtum zu Palmsonntag ist der Palmesel, die Nachbildung eines Esels, zumeist aus Holz, auf dem eine Christusfigur, oft im segnenden Gestus sitzt. Der Kunstreferent des Erzbistums München und Freising, Norbert Jocher, kennt in Oberbayern nur noch fünf Exemplare. Einer davon steht im Heimatmuseum in Wasserburg, einer in Scheyern und einer in Traunstein. Ein besonderes interessantes Exemplar gibt es in Erding. Die Figur, die romanische Züge aufweist und deren Entstehungszeit vermutlich das 14. Jahrhundert ist, kommt ursprünglich aus Schwarzersdorf bei Freising. Wie sie nach Erding gelangte, ist nicht bekannt.

Rauschendes Fest

Bei allen genannten Palmeseln handelt es sich um kunsthistorisch wertvolle Stücke. Bis zur Säkularisation war die Palmprozession ein rauschendes Fest. Dann wurde sie radikal verboten, zunächst als Rückführung auf das Eigentliche, sprich es sollte weniger getrunken und gefeiert werden, dafür sollte die Andacht und das Gebet gestärkt werden. „Eselmetzger“ zogen von Ort zu Ort und schlugen den Palmeseln im wahrsten Sinn der Wortes die Köpfe ab. 

Ein regionales Brauchtum früher waren auch die sogenannten Geduldsflaschen. Dabei wurde ein Holzkreuz in eine Flasche geschoben und rundherum kleine Gegenstände wie eine Dornenkrone plaziert, die an die Kreuzigung erinnern sollten. Da es sehr schwierig und zeitaufwendig war, diese in der Flasche zu verleimen, bekamen die Flaschen ihren Namen.

Palmbuschen-Binden

Das Binden von Palmbuschen ist eine bis heute gepflegte Tradition. Aus Palmkätzchen, immergrünem Buchs als Zeichen des ewigen Lebens und Blumen, wie zum Beispiel Forsythien, als Zeichen der Freude, wird ein Buschen gebunden. Oft wird er mit bunten Bändern oder Eiern verziert. Dieser wird entweder als Handbuschen oder an einer Stange getragen. Im Gottesdienst werden die Palmbuschen normalerweise gesegnet und die meisten Mesnchen stecken sie anschließend zuhause hinter das Kreuz. Dieses Jahr ist das wegen der Corona-Pandemie nicht möglich. Einige Pfarreien bieten an, die Palmbuschen in die Kirche zu bringen, wo sie gesegnet werden. Anschließend können sie dort wieder abgeholt werden. Im Pfarrverband Steinzell gibt es beispielsweise dieses Angebot.

In ländlichen Gegenden werden die gesegneten, getrockneten Weidenkätzchen traditionell dem Vieh ins Futter, zum Schutz gegen Krankheiten und Seuchen, gegeben. Mancherorts trägt man den Palmbuschen nach der Weihe auch dreimal ums Haus, um - so der Volksglaube - Schutz vor Blitz, Feuer, Krankheit und Unglück zu erbitten. Gesegnete Palmzweige werden auch in den Acker gesteckt, für eine gute Ernte.

Die geweihten Palmzweige vom Vorjahr können vielerorts in die Kirche gebracht werden, dort verbrennt man sie und hebt die entstehende Asche auf. Mit dieser zeichnet der Pfarrer den Gläubigen am Aschermittwoch das Aschenkreuz auf die Stirn.

Die Autorin
Stefanie Schmid
Radio-Redaktion
s.schmid@michaelsbund.de

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Karwoche