Meinung
Wohnungsnot in Ballungsräumen

Es braucht eine politische Lösung

SMB-Projektmanager Henrik Evers hat in den vergangenen Monaten nach einer größeren Wohnung für seine fünfköpfige Familie gesucht. Er kennt daher aus eigener Erfahrung die angespannte Lage auf dem Münchner Immobilienmarkt. Warum er ihn für einen „Zockermarkt für Vermögende“ hält und für eine politische Lösung plädiert, lesen Sie hier.

Henrik Evers ist Projektmanager Internet-Auftritte beim Sankt Michaelsbund. (Bild: SMB) © SMB

Wenn ich in den vergangenen Monaten nach einer größeren Wohnung für meine fünfköpfige Familie gesucht habe, musste ich oft an ein Bibelzitat denken: „Wer hat, dem wird gegeben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat.“ Es trifft gerade genau die Situation von Geringverdienern, Alleinerziehenden und Familien mit Kindern, die in München und Umgebung Wohnraum suchen. Wegen der Niedrigzinspolitik der EU investieren Vermögende und Firmen in Immobilien in Ballungszentren; München und sein Umland sind da besonders attraktiv. In der Folge steigen Grundstückspreise und Mieten viel schneller als Einkommen, und Wohnen wird unerschwinglich. Rund 1.800 Euro Miete zahlt man jetzt für vier Zimmer im S-Bahn-Bereich München. Mindestens. Noch angespannter ist die Lage bei Kauf-Immobilien: Das kleine Reihenmittelhaus weit außerhalb kostet mittlerweile um die 600.000 Euro. Wer da nicht über ein großes Erbe verfügt, spielt nicht mehr mit. Das Grundbedürfnis Wohnen ist in den Großstädten zum Zockermarkt für Vermögende geworden.

Die Stadt München versucht zwar „nachzuverdichten“, also Grundstücke zur erschließen, die bisher noch nicht für die Bebauung vorgesehen waren. Deren Menge ist allerdings auch endlich, und die Münchner sind bekannt für Bürgerbegehren gegen Bebauungen – es soll am besten alles so bleiben, wie es ist. So wird es weiterhin große landwirtschaftliche Ackerflächen geben, die bis in das Stadtgebiet hineinragen, und die gigantischen forstwirtschaftlichen Monokulturen wie Perlacher Forst, Forstenrieder Park oder Ebersberger Forst stehen selbstverständlich überhaupt nicht zur Debatte. Für die umliegenden Gemeinden sind die vielen „Zuagroasten“ eine mühsame Belastung, denn, wenn man neues Bauland schafft, braucht es auch eine kostspielige Erweiterung der Infrastruktur. Alle sind also damit beschäftigt, den eigenen Besitzstand zu wahren.

In dieser verfahrenen Situation braucht es eine politische Lösung auf Landes- und Bundesebene, die korrektiv eingreift und Städte und Gemeinden in Ballungsräumen, aber auch Eigentümer und Bevölkerung zu Veränderungen zwingt.

Henrik Evers ist Projektmanager Internet-Auftritte beim Sankt Michaelsbund.