Regenbogenpastoral etabliert sich

Erste Fortschritte für queere Katholiken

Seit langem leiden homosexuelle Katholiken darunter, wie ihre Kirche mit ihnen umgeht. Das macht sich sehr deutlich am Thema „Heirat“ fest: während heterosexuelle Männer und Frauen vor den Traualtar treten können, gibt es für gleichgeschlechtliche Paare nichts Vergleichbares.

Nicht-heterosexuelle Gläubige sollen sich in der Kirche willkommen fühlen- das ist das Ziel der "Regenbogenpastoral" im Erzbistum München und Freising. © IMAGO/Cavan Images

München/Rosenheim – Die Segnung homosexueller Paare durch einen Priester ist nach wie vor verboten. Durch den Reformprozess „Synodaler Weg“ und das „Synodale Forum“ aber ist Bewegung in die Diskussion gekommen. Ruth Huber vom Erzbischöflichen Ordinariat München leitet die Hauptabteilung Generationen und Lebensalter und ist auch für queere Menschen in der Kirche zuständig. Für Huber ist relativ klar, dass, ausgehend vom Synodalen Weg, die deutschen Bischöfe ein Segensformular herausgeben werden, mit dem queeren Paaren ein Segen gespendet werden kann. Homosexuelle Partner, die in ihrer Heimatpfarrei um den Segen für ihre Verbindung bitten, könnten in naher Zukunft also gelebte Wirklichkeit sein.

Dringender Wunsch: Ehe für alle

Vielen Mitgliedern der queeren Communitiy geht das alles aber immer noch zu langsam – und nicht weit genug. Sie wollen das Sakrament der Ehe auch für ihre Partnerschaft. Ob es jemals eine kirchliche Heirat für gleichgeschlechtliche Paare geben wird – für Ruth Huber ist das nicht absehbar. Und die katholische Jugendreferentin Ruth Kaufmann, selbst standesamtlich mit einer Frau verheiratet, gibt zu bedenken, dass die staatliche „Ehe für alle“ erst 2017 eingeführt wurde. Seitdem sei man mit der Outing-Aktion kirchlicher Mitarbeiter „#OutInChurch“ und den Beratungen des Synodalen Wegs so große Schritte gegangen, dass sich queere Gläubige in der Öffentlichkeit den Segen Gottes wünschten und Seelsorger diesen Segen auch guten Gewissens spenden würden.

Regenbogenpastoral entwickelt sich

Die Kirche bewegt sich: Nicht nur, weil homosexuelle kirchliche Mitarbeiter nicht mehr diskriminiert werden und, in den meisten Bistümern, nicht mehr um ihren Job fürchten müssen. Sondern weil sich zum Beispiel die Erzdiözese München und Freising bemüht, dass queere Gläubige ganz selbstverständlich am kirchlichen Leben teilnehmen können. “Regenbogenpastoral“ heißt die Seelsorge für queere Gläubige. Im Erzbischöflichen Ordinariat München ist Ruth Huber für diese Seelsorge zuständig. Nicht-heterosexuelle Gläubige sollen sich in der Kirche willkommen fühlen: so dass schwule Männer im Pfarrgemeinderat mitarbeiten und lesbische Paare an Ehevorbereitungskursen teilnehmen. Darüber hinaus biete die Regenbogenpastoral Zielgruppenangebote, z.B. für schwule Männer innerhalb der Männerseelsorge, oder Angebote in der Frauen- oder Familienseelsorge.

Zu wenig Berührungspunkte mit queeren Menschen

Das bedeutet aber auch, dass Seelsorger im Umgang mit queeren Katholiken sensibilisiert werden müssen, wünscht sich Jugendreferentin Ruth Kaufmann. Denn oft sind sie mit der Situation überfordert. Seelsorger müssten sich deshalb mit Fragen und Hilfeersuchen an die Regenbogenpastoral wenden können. Noch gebe es oft wenig Berührungspunkte zu queeren Menschen. Gleichzeitig würden z.B. queere Familien ihren Kindern gerne eine Heimat in der Kirche geben. Kaufmann, selbst mit einer Partnerin und Kindern in einer Familie lebend, sagt: „Diese Gemeinschaft tut Kindern und Eltern gut!“ Und es tut der Kirche gut. Weil es zeigt, dass Kirche ein großartiges Zuhause für alle sein kann.

Der Autor
Willi Witte
Radio-Redaktion
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