Reformprozess

Erneute Intervention: Vatikan erteilt "Synodalem Rat" eine Absage

Wieder ist ein "Nein" aus dem Vatikan zu hören: In einem Brief lehnt er die Einrichting eines "Synodalen Rates" ab. Durch ein Detail erhält er ein besonders Gewicht im Streit um das Reformprojekt Synodaler Weg.

Der Streit um das Reformprojekt Synodaler Weg geht weiter. Der Vatikan erteilt ihm erneut eine Absage. © Synodaler Weg/Maximilian von Lachner

Der Vatikan hat die Spielräume für Kirchenreformen in Deutschland deutlich eingeschränkt. Ein am Montagabend bekanntgewordenes Schreiben aus Rom erteilt der Errichtung von sogenannten Synodalen Räten eine Absage. Unterzeichnet haben den Brief Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und die Kurienkardinäle Luis Ladaria und Marc Ouellet. Besonderes Gewicht erhält er durch den lateinischen Zusatz, Papst Franziskus habe ihn "in forma specifica" approbiert.

"Es ist damit kein behördlicher Akt der Kurie mehr, sondern einer des Papstes", sagte der Bonner Kirchenrechtler Norbert Lüdecke der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Gegen Kurienentscheidungen kann man immer noch den Papst anrufen. Gegen den Papst geht gar nichts."

Vatikan antwortet auf Brief von deutschen Bischöfen

Das Schreiben kommt kurz vor dem Ende des 2019 gestarteten Synodalen Wegs zur Zukunft der Kirche in Deutschland. Auf ihrer jüngsten Vollversammlung hatten sich die Teilnehmer dafür ausgesprochen, die Beratungen zwischen Bischöfen und Laien über zentrale Fragen in Form eines Synodalen Rates zu verstetigen. Vorbereiten soll dieses neue Gremium ein "Synodaler Ausschuss".

Die Erzbischöfe und Bischöfe von Köln (Rainer Maria Woelki), Eichstätt (Gregor Maria Hanke), Augsburg (Bertram Meier), Passau (Stefan Oster) und Regensburg (Rudolf Voderholzer) wollten daraufhin vom Vatikan wissen, ob sie verpflichtet seien, an diesem Synodalen Ausschuss mitzuarbeiten. Darauf antwortete nun der Vatikan.

Ausdrücklich hält das Schreiben mit Blick auf den Synodalen Rat beziehungsweise den Synodalen Ausschuss fest: Weder der Synodale Weg noch ein von ihm eingesetztes Organ noch eine nationale Bischofskonferenz sei befugt, ein Gremium einzurichten, das die Autorität der Bischöfe beschneide.

Bischof Bätzing will weiter an "Synodalen Ausschuss" arbeiten

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, kündigte daraufhin an, trotzdem weiter an den Arbeiten zu einem Synodalen Ausschuss festhalten zu wollen. Rückendeckung bekam er vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken. "Das Bischofsamt wird durch den geplanten Ausschuss gestärkt, nicht geschwächt. Ich bin froh zu sehen, dass die überwältigende Mehrheit der deutschen Bischöfe am Synodalen Weg festhält", erklärte ZdK-Präsidentin Stetter-Karp.

Die Bischofskonferenz hatte gemeinsam mit dem ZdK den Synodalen Weg ins Leben gerufen. Ausgangspunkt ist eine jahrelangen Kirchenkrise, die der Missbrauchs-Skandal verschärft hat. Aus den Bistümern Köln, Eichstätt, Augsburg, Passau und Regensburg gab es bis Dienstagmittag keine Stellungnahme zu dem Briefwechsel mit dem Vatikan. (kna)

Synodaler Weg


Der Begriff "Synodaler Weg" verweist auf das griechische Wort Synode. Es bedeutet wörtlich "Weggemeinschaft"; im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien. In ihrem Reformdialog auf dem Synodalen Weg wollen die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland beraten. Ausgangspunkt ist eine jahrelangen Kirchenkrise, die der Missbrauchs-Skandal verschärft hat. Oberstes Organ des Synodalen Wegs ist die Synodalversammlung. Sie zählt 230 Mitglieder, die für eine möglichst große Bandbreite kirchlichen Lebens stehen sollen. Schwerpunktthemen des Reformdialogs sind die Sexualmoral, die priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche. Die Initiative, die es in dieser Form in der katholischen Kirche noch nie gab, war ursprünglich auf zwei Jahre angelegt. Wegen der Corona-Pandemie sowie der Fülle an zu beratenden Papieren wird der Synodale Weg allerdings nach derzeitigem Planungsstand nicht im Oktober enden, sondern bis mindestens Anfang 2023 dauern. (kna)