Kinderschutzzentrum in Rom

Ermutigung von Bundeskanzlerin Merkel

Die Kanzlerin in Rom: Zuerst besuchte sie das Kinderschutzzentrum der Gregoriana, später traf sie Papst Franziskus. Die Kirche müsse glaubwürdig bleiben, mahnte Merkel dabei an.

Papst Franziskus und Bundeskanzlerin Angela Merkel © Vatican Media/Romano Siciliani/KNA

Rom/Vatikanstadt - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat am Donnerstag das Kinderschutzzentrum der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom besucht. Dabei informierte sich Merkel über die Arbeit der Einrichtung, die als eine der weltweit führenden Institutionen im Kampf gegen sexuellen Missbrauch gilt. Zum Wintersemester wurde das Zentrum zu einem Hochschul-Institut für Safeguarding (IADC) ausgebaut.

Merkel sei sehr gut vorbereitet gewesen und habe sich über die Programme des Instituts, etwa das E-Learning, informiert, sagte dessen Leiter, Pater Hans Zollner, mk online im Anschluss. Er habe sich über den Besuch und das Interesse der Kanzlerin sehr gefreut. "Das heißt auch für uns: Wir werden wahrgenommen und unser Einsatz ist durchaus systemrelevant für die Kirche." Merkel habe die Einrichtung dazu ermutigt, mit der Arbeit fortzufahren, diese zu intensivieren und auch mit weiteren Universitäten, Forschungsinstituten und Regierungen zusammenzuarbeiten. Die deutsche Regierungschefin sehe in dem Kinderschutzzentrum auch ein Zeichen für die Glaubwürdigkeit der Kirche, so Zollner.

Intervention und Prävention

Das Institut für "Interdisciplinary Studies on Human Dignity and Care" (IADC) bietet englisch- und spanischsprachige Studiengänge zu Intervention und Prävention in Sachen sexueller Missbrauch an Minderjährigen und anderen Schutzbefohlenen an. Zudem arbeitet es mit etlichen internationalen Partnern zusammen.

Im Anschluss an das Gespräch im IADC fuhr die Kanzlerin in den Vatikan zu einer Privataudienz beim Papst. Bei der rund einstündigen Unterredung habe sie mit Franziskus über weltweite politische Herausforderungen wie den Klimawandel, aber auch Herausforderungen der Kirche gesprochen, sagte Merkel im Anschluss vor Journalisten.

Die Kirche, so Merkel, müsse ihre Glaubwürdigkeit erhalten, auch weil sie bei vielen Herausforderungen ein wichtiger Partner sei. Für sie, so die Kanzlerin, bleibe ermutigend, dass die Kirche weiterhin eine wichtige und konstruktive Rolle spiele. Der Klimawandel verlange "eine radikale Änderung des Lebenswandels". Daher sei das persönliche Engagement des Papstes bedeutsam, auch vor dem anstehenden Klimagipfel COP26 in Glasgow.

Engagement von großer Bedeutung

Nach dem Treffen mit Franziskus sprach die Kanzlerin mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin über diverse Konflikte weltweit. Dabei sei das Engagement der Kirche und ihrer Hilfsorganisationen in vielen Ländern von allergrößter Bedeutung, so Merkel. Deutschland wolle seinen Beitrag leisten, wenn es um Herausforderungen wie den Klimawandel, Artenvielfalt, Frieden und humanitäre Hilfe gehe, aktuell etwa in Afghanistan.

Unmittelbar vor der Begegnung mit dem Papst hatte Merkel den Petersdom besichtigt. Kardinal Mauro Gambetti, Erzpriester von Sankt Peter, führte sie durch die Basilika. Zur Stunde trifft die Kanzlerin Italiens Ministerpräsident Mario Draghi zu einem Arbeitsessen. Nachmittags nimmt sie zusammen mit dem Papst an der Abschlussfeier eines interreligiösen Friedensgebets am Kolosseum teil. Dabei wird sie auch eine Rede halten. (kna/sts/ksc)