Maristengymnasium Fürstenzell

Erfinden als Unterrichtsfach

Als erste deutsche Schule hat das Maristengymnasium Fürstenzell 1983 einen Erfinder-Unterricht eingeführt. Immer noch tüfteln die Schüler an Neuheiten – von Lichterketten bis zu Robotern ist alles dabei.

Martin kann alle vier großen Räder seines Roboters einzeln steuern. Dadurch kann sich das Gefährt auf der Stelle drehen und von dort aus in alle Himmelsrichtungen fahren. © SMB/Wastlhuber

Fürstenzell – Ein Klick auf den Computerbildschirm – schon ändert Martins grauer Roboter die Richtung und fährt unter dem Werktisch hindurch. Je nachdem, welchen Knopf der 10. Klässler auf der selbstprogrammierten, digitalen Fernbedienung drückt, fährt das graue Gefährt schräg nach vorne oder seitlich nach links. „Dieses Fahrzeug kann in jede Himmelsrichtung fahren, ohne eine Lenkachse zu brauchen“, erklärt Martin. Das heißt: Der Roboter kann auf der Stelle drehen. Denn Martin kann jedes der vier großen Räder einzeln steuern.

Roboter: Erfindung mit Praxisbezug

„Es geht quasi darum, das Rad neu zu erfinden“, beschreibt Martin seine Idee. Die Umstellung auf Elektromotoren biete zahlreiche neue Möglichkeiten in der Bauweise. Über die Jahre seien schon unterschiedliche Ideen entstanden. Martin baut daraus jetzt Testfahrzeuge, die er ausprobiert und vergleicht. Mobilität der Zukunft – damit beschäftigt sich der Erfinder-Schüler jeden Donnerstagnachmittag, für drei Stunden.

Legosteine für den Physikunterricht

Seine acht Mitschüler arbeiten allein oder zu zweit an ganz anderen Erfindungen: Die Brüder Paul und Nepomuk tüfteln an ihren „EduBricks“. Sie bearbeiten Legosteine mit Alufolie und Lötzinn so, dass diese Strom leiten können. Die Idee dahinter: Schulklassen sollen im Physikunterricht praktischer arbeiten und damit zum Beispiel einen Schaltkreis bauen können. Tobias und Samuel wiederum entwickeln ein Hilfsmittel für das Baseball-Training: eine Düse, die den Ball schweben lässt, sodass man ihn gut schlagen kann. Die beiden spielen selbst Baseball und hoffen, ihre Erfindung bald auch im Training einsetzen zu können.

Hilfe zur Selbsthilfe

Unterstützt werden sie dabei von ihren drei Lehrern: „Sie sollen selber nicht nur auf Ideen kommen, sondern auch Wege finden, wie man das verwirklichen kann“, sagt Johannes Danner. Schritt für Schritt vorzugehen, sei besonders wichtig. „Wenn ich etwas bauen will, nicht einfach drauf los, sondern erst einmal eine Skizze zeichnen. Sich überlegen, wie groß es sein soll und aus welchem Material.“ Zusätzlich bringen die Lehrer ihren Schülern handwerkliche Fertigkeiten bei. Wie man lötet oder die Bohrmaschine bedient zum Beispiel.

Hilfe zur Selbsthilfe – das galt schon im Jahr 1983, als der damalige Kunstlehrer Hubert Fenzl das Wahlfach eingeführt hat. Damit war das Maristengymnasium die erste deutsche Schule mit Erfinderunterricht und die erste mit einem eigenen Stand auf der Erfindermesse in Nürnberg. Noch heute präsentieren die Schüler dort und bei Wettbewerben wie „Jugend forscht“ ihre Erfindungen.

Erfinder-Schüler "teilen eine Leidenschaft“

So unterschiedlich ihre Ideen sind – eines haben sie alle gemeinsam: „Man ist in einer Gemeinschaft, wo jeder die Leidenschaft teilt, etwas zu erfinden“, beschreibt Martin. „Man unterstützt sich wirklich gegenseitig“, stimmt Tobias zu. Verbesserungsvorschläge von Mitschülern und Lehrern nimmt er gerne an. Und Konstantin ergänzt: „Das Equimpent ist top. Und man hat keine Vorgaben, kann also wirklich total kreativ sein.“ Die Jugendlichen sind überzeugt, dass jeder Erfinder sein kann. Was es dazu braucht? Lediglich eine gute Idee, Kreativität – und manchmal auch die Hilfe von anderen.

Schon der Lehrer war Erfinder-Schüler

Auch Der Mathe- und Physiklehrer Danner war in seiner Schulzeit Erfinder-Schüler am Maristengymnasium. Heute schätzt er, was er damals gelernt hat, als er beispielweise eine kabellose Christbaumbeleuchtung gebaut hat: „Auch als Lehrer steht ich vor Leuten und muss etwas erklären. Das ist ja beim Präsentieren der eigenen Erfindung das A und O.“ Beispielsweise auf der Erfindermesse müsse man den Besuchern das eigene Projekt gut verständlich präsentieren können. Danner hat davon profitiert: „Ich habe das Gefühl, dass mir das schon geholfen hat.“

Ein Grund mehr, warum er diese Erfahrung jetzt auch seinen Schülern ermöglichen will. Dass es sich lohnt, ist spürbar: „Es ist schön, denen anzusehen, wie wichtig es ihnen ist und wie gerne sie hierherkommen.“ Man dürfte nicht vergessen, dass das Wahlfach freiwillig sei. „Ich merke, dass das nicht nur für mich damals etwas Besonderes war. Ich hab wirklich das Gefühl, dass das ein großer Mehrwert ist – und ich seh es ja, was sie dazulernen.“ (Hannah Wastlhuber, Volontärin)