München – Als nach dem Anschlag im Münchner OEZ Betroffene vor Entsetzen nicht mehr klar denken können, weil ihnen die schrecklichen Ereignisse den Boden unter den Füßen wegziehen, sind Diakon Saur und an die 20 Kollegen da und leisten „Erste Hilfe für die Seele“, wie er sagt. Besonders anspruchsvoll ist das auch, weil sie Menschen in ganz unterschiedlichen Situationen antreffen: da sind die Zeugen des Anschlags, aber auch die Angehörigen eines Todesopfers. Und da sind in der folgenden Nacht und am Samstag die Passanten, die am Abend eine Massenpanik am Karlsplatz erlebt hatten.
In solchen Ausnahmesituationen läuft im Gehirn der Betroffenen sozusagen ein Notprogramm ab, meint der Notfallseelsorger: sie sind hilflos, wissen im Moment nicht mehr, wie es weitergehen kann, sind unfähig, Entscheidungen zu treffen. Hermann Saur und seine Kollegen begleiten viele Menschen in den Stunden nach dem Attentat, damit sie aus dem Notprogramm wieder herausfinden. „Ganz banal gesagt, heißt die Aufgabe vielleicht, jemanden so zu begleiten, dass er den Schritt vom Trauma zur Trauer schafft.“