Adventruf

Eine Reittherapie für Hanne

Im Caritas-Haus Christophorus finden Menschen mit Behinderungen ein liebevolles Zuhause. Dort lebt auch zehnjährige Hanne, die unter einem schweren Gendefekt leidet.

Die zehnjährige Hanne lebt seit acht Jahren im Haus Christophorus. © Caritas-Haus Christophorus

Brannenburg - Die zehnjährige Hanne sitzt in der strahlenden Herbstsonne und strahlt über das ganze Gesicht. Trotz eines Gendefekts, der bei ihr zu einer schweren Fehlbildung des Hirns geführt hat, sprüht das Mädchen nur so vor purem Lebensmut und Fröhlichkeit. Hanne ist blind, sie sitzt im Rollstuhl, leidet unter epileptischen Anfällen und immer wieder unter lebensgefährlichem Sauerstoffmangel. Seit acht Jahren lebt Hanne im Haus Christophorus in Brannenburg im Rosenheimer Landkreis, wo sie die Pflege, Betreuung und Förderung bekommt, die sie benötigt. Und die Gesellschaft, die sie so liebt. Deswegen sitzt Hanne gemeinsam mit zwei ihrer Mitbewohner im Garten des Wohnheims und ist mittendrin, als Honoratioren im Garten die Spaten für den offiziellen Baubeginn des Erweiterungsbaus in die Erde stoßen.

Eine ganzheitliche Förderung

Nach Monaten der Kontaktbeschränkungen und Besuchsverbote hält das Leben langsam und vorsichtig wieder Einzug ins Haus Christophorus, in dem aktuell 13 Kinder und 28 Erwachsene mit schwersten Behinderungen und mehrfachen Beeinträchtigungen ihr Zuhause gefunden haben. Der Jüngste ist zweieinhalb Jahre alt, die Älteste 64. Alle erfahren hier eine ganzheitliche Förderung, die auf ihre individuellen körperlichen, emotionalen und sozialen Bedürfnisse eingeht. Das ist immer eine riesige Herausforderung, aber Corona und die Angst um die ihnen anvertrauten Menschen belasten das Team um die Einrichtungsleitung Alexandra Huber sehr. „Natürlich beobachten wir die aktuell stark steigenden Inzidenzzahlen mit großer Sorge“, erklärt Huber. „Für unsere Bewohnerinnen und Bewohner ist es trotzdem wichtig, dass zumindest in manchen Bereichen das soziale und gewohnte Leben wieder aufgenommen werden kann. Denn wie soll Inklusion gelingen, wenn Kontakt nicht stattfindet?“ Jetzt befürchten alle, dass es im Winter 2021 wieder zu massiven Einschränkungen wie im vergangenen Jahr kommen könnte.

 

Adventrufe


In der Vorfreude auf Weihnachten und in besinnlichen Stunden wird uns besonders deutlich, dass Krankheit, Armut und Schicksalsschläge vor der „staaden Zeit“ nicht Halt machen. Wir möchten Ihnen deshalb auch heuer wieder Menschen vorstellen, mit denen es das Leben nicht immer gut gemeint hat. Um Familien, Frauen, Männern und Kindern in großen Notlagen gezielt helfen zu können, bitten Caritas und Münchner Kirchenzeitung auch dieses Jahr in der Adventszeit wieder gemeinsam um Spenden für die Aktion „Adventrufe“.

Alltag mit Corona

Monatelang keine Schule, kein Besuch der Förderstätten, keine Ausflüge, keine Reittherapie – nicht einmal der Austausch mit den „Geschwistern“ aus dem Haus war in den Hochzeiten der Pandemie möglich. Dazu das absolute Besuchsverbot in den ersten Monaten, danach Besuche nur mit Abstand, Maske und Test – das war nicht nur für die Schützlinge des Hauses eine Belastung. Auch die Familien und Angehörige, die ihre Kinder, ihre Geschwister nicht mehr berühren, nicht mehr in den Arm nehmen durften, litten unter den Vorschriften. Mit Herzblut und Engagement haben die über 70 Mitarbeitenden – Heilerziehungspflegerinnen, Krankenpfleger, Ärztinnen, Physiotherapeuten, Sozialpädagoginnen und viele mehr – in dieser Zeit dafür gesorgt, dass die Lebensqualität und Lebensfreude ihrer Schützlinge nicht zu kurz kamen.

Eine davon war die Heilerziehungspflegerin Monika Huber. Kurzentschlossen rief sie die „kleine Fördergruppe“ ins Leben. Jeden Vormittag buk, kochte, spielte, las oder bastelte sie mit jeweils vier Kindern. Lustig ging es dabei immer zu, mitunter auch wild. „Die Kinder können die Küchenmaschine über einen sogenannte ‚Powerlink‘ relativ einfach selbst bedienen“, schildert Monika Huber. „Einmal hatte ich einen Kuchenteig vorbereitet. Den habe ich den Kindern gezeigt und dabei war der Rührbesen der Küchenmaschine nach oben gekippt. Unser achtjähriger Fabian hat in dieser Sekunde ganz allein über den Powerlink das Rührgerät gestartet und der Teig, der noch am Rührbesen war, ist in der Gegend herumgespritzt. Er hatte so einen Spaß und war so stolz – und wir ehrlich gesagt auch!“ Im Sommer hätten es alle genossen, dass wieder mehr Normalität in den Wohnalltag eingekehrt sei. „Die Ausflüge, den Tag der offenen Tür, die Teilhabe am Leben im Ort, das haben wir alle vermisst“, gibt Heilerziehungspflegerin Julia Herold zu.

Platz für mehr Kinder

Das einzigartige Konzept und die liebevolle Betreuung des Hauses Christophorus sind über die Landkreisgrenze hinaus bekannt und gefragt. Und wenn alles gut geht, können im Spätherbst 2023 acht weitere Kinder einziehen. Denn das Haus Christophorus wächst und bekommt einen Neubau. Dort wird nicht nur eine neue Wohngruppe entstehen. Platz wird es auch für eine eigene Schulklasse geben – eine Außenklasse der Rosenheimer Philipp-Neri-Schule für die Kinder, für die der Schulweg zu weit oder ein ganzer Schultag zu anstrengend sind. Dann wird es auch für Hanne leichter, die Schule zu besuchen, denn aktuell braucht sie dafür einen Schulbegleiter mit speziellem medizinischem Fachwissen.

„Die Warteliste für die neuen Plätze ist voll“, bestätigt Alexandra Huber. „Und natürlich freuen wir uns über jede Spende. Denn zum Beispiel die Reittherapie, mit der wir ganz fantastische Erfahrungen gemacht haben, ist ausschließlich spendenfinanziert. Hanne kann wunderbar entspannen, wenn sie auf einem Pferd sitzt. Dabei stärkt sie automatisch ihre Muskulatur und verbessert ihre Atmung.“  Eine Erfahrung, die für alle Kinder ein großes Glück wäre. (Maria Wildmann, Pressereferentin des Diözesancaritasverbands)

Wenn Sie helfen möchten, können Sie unter dem Stichwort „Adventruf 2021“ auf folgendes Konto des Caritasverbandes der Erzdiözese bei der Liga-Bank München spenden:

IBAN: DE 53 7509 0300 0002 2977 79

BiC: GENODEF1M05