Krailing – Ihr Tag beginnt um sechs Uhr. Dann bereitet Mira Blazevic die Medikamente vor. Einige Bewohnerinnen und Bewohner brauchen sie vor dem Frühstück, einige danach. Um halb sieben beginnt die Pflege. Duschen, baden, Toilette, mobilisieren. Dann gibt es Frühstück: Das Essen muss verteilt werden, einige brauchen Unterstützung beim Essen. Während die Bewohnerinnen und Bewohner des Caritas Altenheims Maria Eich in Krailling im Anschluss Zeitung lesen, gemeinsam im Aufenthaltsraum sitzen oder fernsehen, hat sie eine kleine Pause. Es ist neun Uhr. Blazevic ist Leiterin des Wohnbereichs vier. Sie sitzt am Tisch im Aufenthaltsraum für die Mitarbeitenden.
Personal ist Familie
Früher gehörten die Gebäude zu einer Hotelanlage. Heute leben dort rund 165 Bewohnerinnen und Bewohner im Alter. Einige brauchen rund um die Uhr Betreuung. In ihrem Wohnbereich sind es zurzeit 38 Menschen, für die 14 Pflegerinnen und Pfleger, vier Mitarbeitende in der Altersbegleitung und einige Auszubildende zuständig sind. Einige der Bewohnerinnen und Bewohner sind noch rüstig, es gibt einige mit Pflegegrad fünf und einige, die palliativ versorgt werden. Viele sind dement. Es gibt Menschen mit und ohne Angehörige. „Wenn jemand keine Familie hat, dann sind wir die Familie“, sagt Blazevic. Und das meint sie wörtlich.
Einsamkeit schlimmer als Krankheit
In ihrem Beruf muss sie nicht nur Krankenschwester, Managerin, Pflegerin und Leiterin sein, sondern auch Familienersatz. Viele der Senioren seien einsam und Einsamkeit sei manchmal noch schlimmer, als krank zu sein. Vor allem während der Pandemie, in der Blazevic noch eine andere Sprache lernen musste, wenn die Mimik unter der Maske verborgen blieb: mit den Augen lachen. Das Radio läuft im Aufenthaltsraum. In der einen Ecke brodelt die Kaffeemaschine, in der anderen arbeitet der Kopierer. Zwei Kolleginnen leisten ihr Gesellschaft. Eine kümmert sich um den Kaffee, eine andere legt Semmeln, Aufschnitt und Eier auf den Tisch. Alles geht Hand in Hand, wie auch bei der Arbeit. „Auch wir sind wie eine Familie, halten zusammen und unterstützen uns gegenseitig“, sagt Blazevic.
Arbeiten ohne Pausen
Während sie sich noch Butter auf ihre Semmelhälfte schmiert, rauscht der Arzt herein. Die Medikamentenliste muss aktualisiert werden. „Es gibt bei uns keine richtige Pause. Wir sind immer auf Abruf“, sagt sie. Während der Arzt die Liste durchgeht, schaut sie ihm über die Schulter. So weiß sie genau, wer was braucht, und kann im Anschluss die Bestellungen aufgeben. Der Arzt lässt seine halbvolle Kaffeetasse stehen und muss weiter. Blazevic und ihre Kolleginnen beenden schnell das Frühstück.