Deutschsprachige Gemeinde

Ein Stück Heimat in Rom erleben

Seit 600 Jahren gibt es die deutschsprachige Gemeinde in der italienischen Hauptstadt. Der Leiter von Santa Maria dell’Anima erzählt, was das Gemeindeleben ausmacht.

Erstkommunion in Santa Maria dell'Anima © Santa Maria dell'Anima

Mitten in Rom, am Piazza Navona – wo man das Dolce Vita an jeder Ecke spürt, ist die deutschsprachige Gemeinde "Santa Maria dell’Anima" angesiedelt. Seit 2020 ist Michael Max der Leiter dort. Im Interview erzählt der Österreicher vom Leben in der deutschsprachigen Gemeinde.

mk online: Herr Max, wer besucht denn überhaupt so eine deutschsprachige Gemeinde in Rom?

Michael Max: Bei uns ist die Liturgie und Tradition deutschsprachig. Das zieht natürlich Menschen, die Wurzeln in diesem Kulturkreis haben, an. Andererseits sind auch viele Deutsche hier mit italienischsprachigen Partnerinnen und Partnern verheiratet. Viele Familien sind zweisprachig, insofern ist die Pastoral auch der Umwelt angepasst, also immer auch ein Stück italienisch geprägt. 

Wie kann man sich denn das Leben dort vorstellen? Singen Sie deutsche Lieder und feiern die Feiertage so, wie wir hier?

Max: Natürlich diese Dinge, die sich nach Heimat anfühlen, die man von zuhause gewohnt ist, die prägen natürlich die Gemeinde. Das ist auch der Unterschied zu den italienischen Pfarreien. Natürlich haben wir das typisch Deutschsprachige. Wobei man das ja auch schwer definieren kann: In Hamburg sind die Traditionen anders als in Oberbayern und in Tirol ist es anders als in Wien. Aber wir haben zum Beispiel unser Gotteslob mit den deutschsprachigen Liedern hier. Wir feiern auch das Kirchenjahr mit den speziellen deutschsprachigen Traditionen. Zum Beispiel ist die Adventskranzweihe, die gibt es nur hier bei uns. Diese Tradition schätzen die italienischen und gemischtsprachigen Familien.

Die Mitglieder von Santa Maria dell’Anima schätzen also die Traditionen aus der Heimat. Was ist es denn bei Ihnen? Was reizt Sie an der Arbeit dort?

Max: Ich mag das einfach, mit Menschen verschiedenster Altersgruppen, verschiedenster biografischer Hintergründe den Glauben zu teilen. Mit ihnen zu feiern, die Sakramente gestalten und sie begleiten. Das, was man Verkündigung nennt. Natürlich ist das in einer Auslandsgemeinde nochmal spannender, weil wir das vor dem Hintergrund einer etwas anders geprägten Kultur und Mentalität anders wahrnehmen und gestalten.

In Deutschland stehen die Gemeinden vor vielen Herausforderungen: Kirchenaustritte, wenig Personal, große pastorale Räume und so weiter. Gibt es in Santa Maria dell’Anima auch solche Herausforderungen?

Max: Was wir merken, ist, dass langsam eine Generation kommt, die ihre Wurzeln mehr in den italienischen Pfarreien hat, in denen sie wohnt. Eine Generation vorher, sozusagen deren Eltern und Großeltern, hatte hier in Santa Maria dell’Anima tatsächlich ihre Wurzeln, ihre Identität und Heimat. Die nächste und übernächste Generation wächst dann schon in Rom auf und fühlt sich in den italienischen Gemeinden zu Hause. 

Herr Max, warum ist denn eine deutschsprachige Gemeinde dann überhaupt noch wichtig, wenn es auch italienische Gemeinden vor Ort gibt?

Max: Gerade bei so einer Reise nach Italien ein Stück Heimat zu erleben, das tut den meisten Menschen gut. Deshalb kommen immer noch viele Menschen zu uns. Das war wahrscheinlich auch der Grund, warum das Institut vor 600 Jahren gegründet wurde. (Interview: Magdalena Rössert)