Feste in der Bibel

Ein Moment der Fülle

Das bewusste Heraustreten aus dem Alltag, das Genießen und Wertschätzen besonderer Momente - Jesus war ein Freund der fröhlichen und ausgiebigen Feste und lädt ein, es ihm gleichzutun.

Feste soll man feiern, wie sie fallen - so hielt es auch schon Jesus mit seinen Jüngern. © DisobeyArt - stock.adobe.com

"Unser Leben sei ein Fest!" – So beginnt ein bekanntes neues geistliches Lied. Aber leider ist unser Leben meistens alles andere als das. Der Alltag mit all seinen Problemen hat uns fest im Griff und auch der Blick hinaus in unsere Welt zeigt uns eine Krise nach der anderen. Das war zur Zeit Jesu auch nicht anders. Das Leben damals war sogar härter als unseres, Armut und Ungerechtigkeit prägten das Leben vieler. Die Situation der Welt war auch damals ernst. Und das bringt Jesus ja immer wieder zum Ausdruck, wenn er sich den Notleidenden und ungerecht Behandelten besonders zuwendet.

Aber seine Botschaft – so sehr sie ernst zu nehmen ist – ist eine frohe! Immer wieder bringt er zum Ausdruck, dass es Grund zur Freude gibt, weil das Reich Gottes bereits angebrochen ist. Die Evangelien erzählen, dass Fröhlichkeit und Feiern für Jesus keine Fremdworte waren. Im Matthäus-Evangelium muss er sich sogar verteidigen, weil manche ihm vorwerfen: „Siehe, ein Fresser und Säufer, ein Freund der Zöllner und Sünder!“ (Mt 11,19).

Beten und feiern

Jesus hat mit seinen Freunden die Feste gefeiert, wie sie fielen. Und das gilt für die klassischen jüdischen Feste des Jahres genauso wie für Hochzeiten und andere Gelegenheiten. Dabei müssen wir uns vor Augen halten, dass es damals keine Unterscheidung gab zwischen religiösen Festen und weltlichen. Das ganze Leben war fest im Glauben verankert und jedes Fest war damit immer auch religiös.

Jüdische Feste waren immer beides: ernsthafte, hochritualisierte Feiern am Tempel und in den Synagogen – und fröhliche Feste zu Hause. Wir dürfen nicht vergessen, dass die einfachen Leute lange Zeit nur an hohen Festtagen Fleisch aßen, das Opferfleisch nämlich, nachdem all das im Gebet verbrannt worden war, was Gott zustand. Nach dem Opfer ging man nach Hause, aß und trank so gut wie sonst nie und feierte fröhlich. Vielleicht gerade weil das tägliche Leben in der Regel von harter Arbeit und schwerem Alltag geprägt war, haben die Menschen die Feste umso mehr und umso bewusster genossen und gefeiert.

Heraustreten aus dem Alltag

An den Hochzeitsfesten sieht man das deutlich: Die Bibel berichtet von Hochzeitsfesten, die bis zu zwei Wochen dauerten. Da mag etwas Übertreibung dabei sein, fest steht aber, dass man für ein Hochzeitsfest viel Aufwand betrieb, um dieses zu einem unvergesslichen Ereignis zu machen. Umso peinlicher, wenn bei einer solchen fröhlichen Feier der Wein ausging. Die Hochzeit von Kana ist im Johannesevangelium die Erzählung, bei der Jesus zum ersten Mal seine Macht zeigt – und es geht darum, ein Fest zu retten!

Denn Feste sind wichtig. Dabei geht es nicht ums Party-Machen bis zum Umfallen. Aber es geht um ein bewusstes Heraustreten aus dem Alltag, um ein Genießen und Wertschätzen der besonderen Momente des Lebens, ganz gleich, wie trist und schwierig es sonst ist, um die glitzernden und funkelnden Splitter des Reichs Gottes, die in unserem Leben immer wieder einmal aufleuchten. Nicht umsonst beschreibt Jesus das bereits angebrochene Reich Gottes auch mit dem Bild des Hochzeitsfestes.

Geschenk Gottes

In Matthäus 22 lädt der König (Gott) zur Hochzeitsfeier – und keiner geht hin! Da lässt er alle möglichen Leute von der Straße holen, um mit ihm Hochzeit zu feiern. Hier könnte das heißen: Wenn ihr nicht begreift, zu welch großartigem Fest ihr von Gott eingeladen seid, wenn ihr die Gelegenheit zu Freude und Fülle verstreichen lasst, ist das euer Verlust. Ja, es wäre sogar sündhaft! Denn es wäre eine Missachtung des Geschenks Gottes, der uns immer wieder sein Reich mit all seinem Glück und strahlendem Glanz mitten in unserem Leben aufleuchten lässt.

Wir dürfen also nicht nur Feste feiern, wir sollen es auch! Immer dann, wenn wir das Gefühl haben, dass in unserem Leben etwas „Himmlisches“ aufblitzt, das uns heraushebt aus den Aufgaben und Sorgen des Alltags, uns einen Moment der Fülle gewährt, der über diese Welt hinausreicht. Welche Gelegenheiten das für die Einzelnen sind, müssen und dürfen wir selbst entscheiden. Wenn wir diese Momente erkennen, feiern und mit anderen teilen, dürfen wir uns aber gewiss sein, dass das ganz im Sinne Jesu ist.
(Susanne Deininger, Pastoralreferentin im Pfarrverband Dachau-St. Jakob und freie MK-Mitarbeiterin)