Korbinian in Europa

"Ein eindrucksvoller Heiliger"

Er ist der Patron des Erzbistum München und Freising: Zum Korbiniansfest pilgern jährlich tausende Gläubige auf den Freisinger Domberg. Dabei hat der Heilige auch in unseren Nachbarländern seine Spuren hinterlassen.

Eine Ausschnitt aus dem Standbild des Heiligen Korbinian im Freisinger Mariendom. (Bild: Archiv/EOM) © Archiv/EOM

Freising/Kuens/Evry – Zahlreiche Wunder und Anekdoten ranken sich um die Biographie des Heiligen Korbinian. An der geschichtlichen Gestalt des Heiligen habe sich schon so mancher Historiker abgearbeitet, erklärt Ulrike Götz, Leiterin des Stadtmuseums in Freising. "Sicher ist, dass dieser Mann, der im frühen achten Jahrhundert lebte und im süddeutschen-alpenländischen Raum in Erscheinung trat, einen außerordentlichen Eindruck auf seine Mitmenschen gemacht haben muss. So sehr, dass die Erinnerung an ihn und sein Wirken den Tod überstrahlte, ja den Glanz eines heiligmäßigen Lebens gewann", so Götz." Ihr gefällt die etwas seltsame Erzählung vom Fass Wein, das dem Klösterchen des Heiligen eines Tages geschenkt wird. "Da der Wein noch gärt, fliegt in der Nacht der Zapfen mit lautem Knall aus dem im Keller gelagerten Fass. Nur das sofortige Eingreifen würde den kostbaren Inhalt am Ausfließen hindern. Korbinian hört das Geräusch durchaus, aber es berührt ihn nicht, denn er ist mitten im Gebet – ein Vorbild für jeden von uns, den ein Handyklingeln während des Gottesdienstes aus der Fassung bringt. Damit aber nicht genug: Am nächsten Morgen sehen die Klosterbrüder, dass der Wein trotz des geöffneten Spundloches nicht ausgelaufen ist. Aus der Haltung des gesammelten Gebets entsteht etwas Segensreiches und Wohl-Tuendes, das mächtig in die Außenwelt hinein wirkt. Ein eindrucksvoller Heiliger, dieser Korbinian!“

Korbinian in Südtirol

Nicht nur in Freising wird das am kommenden Wochenende stattfindende Korbiniansfest gefeiert. Auch im südtirolerischen Kuens bei Meran, werde der Heilige mit einen eigenen Fest verehrt, erzählt Josef Pircher. Seit dem Jahr 2000 fahre sogar jedes Jahr eine Kuenser Delegation zum Korbinansfest nach Freising, meint der Lehrer im Ruhestand und Chronist. "Das Gemeindewappen von Kuens, bildliche Darstellungen des Heiligen an vier Hausfassaden und in einer Wegkapelle, die Korbiniansquelle und die Pension St. Corbinian halten die Erinnerung wach." Die Verbindung Korbininas mit Kuens beruht auf folgender Begebenheit: "Auf der Rückreise von Rom lernte Korbinian Kuens kennen. Auf Drängen des Bayernherzogs Grimoald reiste er dann nach Bayern, wo er der erste Bischof von Freising wurde. Auf sein Bitten hin schenkte Grimoald der bischöflichen Kirche von Freising das Gebiet von Kuens. Als es zum Zerwürfnis mit der Herrscherfamilie kam, floh Korbinian in das idyllische Kuens, wo er – nach der 'Vita Corbiniani' Arbeos – eine Kirche, für sich eine Zelle und ein Widum baute sowie Weinberge anlegen und Obstbäume pflanzen ließ. Unter dem neuen Herzog kehrte er wieder nach Freising zurück und vollendete die Gründung des Bistums. Der von Korbinian erworbene Besitz Kuens verblieb bis zur Säkularisation beim Bistum Freising beziehungsweise beim dortigen Kollegialstift St. Andrä. 1899 schenkte der Erzbischof von München-Freising der Pfarrkirche Kuens eine Reliquie des heiligen Korbinian. Von da an begann die eifrige Verehrung des Heiligen. 1899 wurde der neugotische Hochaltar aufgestellt, eine Holzplastik stellt Korbinian mit dem Bären dar. 1901 hat Rom den heiligen Korbinian als Ortspatron und Mitpatron der Kirche anerkannt. Seit 2005 ist die Reliquie in einem Glasschrein unter dem Volksaltar ausgestellt."

"Solche Zeugen braucht die Kirche"

Korbinian wurde um 680 in Arpajon im heutigen Bistum Evry in Frankreich geboren. "Mit dem heiligen Korbinian assoziieren wir viele sinnreiche, aber auch entgegengesetzte Begriffe: Bär, Papst, Esel, Rom, Wein , Fass, Räuber, Quelle, Einsiedler, Bischof und so weiter. Diese Begriffe leiten sich natürlich aus dem Leben und aus dem Alltag des Heiligen ab", weiß Benoit Dellinger, der Mitglied der „Commisson de Munich“ in der Partnerdiözese Évry-Corbeil-Essonnes ist. Ungeachtet der Frage, wo Korbinians Zuhause nun wirklich ist, sei Korbinian überall seinem Ziel gefolgt, "die frohe Botschaft zu verbreiten, die Liebe Gottes durch sein Benehmen zu 'zeigen'. Er war ein Zeuge. Solche Zeugen braucht die Kirche heute." Dellinger weißt auf die Spuren des Heiligen in Evry hin: 1997 sei dort die Kathedrale der Auferstehung dem „Saint Corbinien, Patron du Diocèse“ geweiht worden: "Dank der Partnerschaft zwischen unseren beiden Diözesen München-Freising und Evry-Corbeil-Essonnes, freuen wir uns, den heiligen Korbinian jedes Jahr zweimal feiern zu dürfen, einmal in Freising, am 20. November und einmal in Arpajon-Evry am 8. September. Diese Feiern bieten Gelegenheit, dass sich Kirchen zwei verschiedener Ländern zum gemeinsamen Dialog treffen können." (taw)