800. Weihetag der Basilika Scheyern

Ein Dach für den Glauben

Vor 800 Jahren wurde die Scheyrer Klosterkirche geweiht – pünktlich zum Jubiläum erstrahlen nach mehrjährigen Restaurierungsarbeiten bereits der Altarraum und die Seitenschiffe in alter Pracht. Dabei ist es aber nicht die prunkvolle Ausstattung dieses Gotteshauses, die Abt Markus Eller besonders schätzt.

Der bereits restaurierte Altarraum der Scheyrer Basilika (Bild: SMB/Wenger) © SMB/Wenger

Scheyern – Wenn es die Gräfin Haziga nicht gegeben hätte, gäbe es uns hier heute alle nicht“, so Abt Markus Eller bei einem Blick in die Historie des Klosters Scheyern. Die Benediktiner, die heute hier am ehemaligen Stammsitz der Wittelsbacher leben, schauen in diesen Tagen zurück: Nach Bränden 1171 und 1183 hat Abt Baldemar, in dessen Regierungszeit die Kreuzreliquie durch Graf Konrad III. von Dachau 1180 nach Scheyern kam, zunächst die Kapitelkirche wieder aufgebaut. Die Klosterkirche wurde schließlich vor 800 Jahren, am 9. Oktober 1215 unter Abt Konrad I. von Luppburg geweiht.

Auf dieses Jubiläum habe man lange hingearbeitet, und es ist tatsächlich gelungen, die Klosterkirche, die 1980 von Papst Johannes Paul II. zur „Basilica minor“ erhoben wurde, ohne Gerüst zu präsentieren. Die Restaurierungsarbeiten hatten bereits 2010 begonnen; bisher erstrahlen die beiden Seitenschiffe und der Altarraum des im neubarocken Stil ausgestatteten Gotteshauses in alter Pracht. Goldene Umrahmungen anstelle des lange?vorherrschenden Grautons zieren dort bereits die Deckenfresken. In der Kreuzkapelle kann die berühmte Kreuzreliquie, die seit jeher Pilger aus nah und fern anzieht, bestaunt werden. In dieser kleinen Seitenkapelle ist das ursprüngliche barocke Antlitz des gesamten Gotteshauses nun wieder hergestellt, so Eller. Generell sei es das Ziel, die Vorkriegs-Fassung, die bei Renovierungsarbeiten der 1970er Jahre verändert worden war, wieder herzustellen. 2019 – zum 900-jährigen Jubiläum des Klosters – sollen die Arbeiten in der denkmalgeschützten Basilika abgeschlossen sein. Nicht die prunkvolle Ausstattung der Kirche ist es, die Abt Markus besonders schätzt, sondern die „vielen kleinen Ecken und Nischen“, die die Räumlichkeit aufweist, „wo Menschen, ohne beobachtet zu werden, einfach für sich sein können“. Aber letztlich zähle für ihn das Gesamtbild dieses „festlichen Raumes“. Für Besucher, die sich davon überzeugen möchten, gibt es jeden Sonntag um 15 Uhr die Möglichkeit, an einer öffentlichen Führung teilzunehmen.

Eine Begegnungsstätte

Neben der Kreuzreliquie ist und war Scheyern „ein Ort, wo Glaube ein Dach über dem Kopf bekommt“ – so einfach und gleichzeitig klar beurteilt Abt Markus die Bedeutung des Klosters für das Erzbistum damals, zu Zeiten der Gründung, wie auch heute. Ein offenes Ohr für die Anliegen der Gläubigen, ein intensives Gespräch, eine Begegnungsstätte: Hier wird „gebetet, geglaubt und gelebt“. Und die Möglichkeit, ein Stück weit daran teilzuhaben, nutzt doch der ein oder andere gern, beispielsweise beim öffentlichen Chorgebet, erzählt Eller. Freilich habe sich das Leben im Kloster verändert, und das nicht erst seit der Säkularisierung 1803, als es an diesem Standort 35 Jahre lang keine Mönche mehr gab, ist sich Eller sicher. Danach sei die Klosterkirche schließlich zur Pfarrkirche geworden. Als weitere wichtige Persönlichkeiten in der Geschichte der Abtei führt Abt Markus König Ludwig I. an, dem die Wiederbegründung der Benediktinerabtei zu verdanken ist, sowie Abt Johannes Hoeck, der vor Ort die Beschlüsse des Zweiten Vatikanums umsetzte und den seit 1971 im Stundengebet verwendeten „Scheyrer Psalter“ herausgab. Wohlwollend stünden dem Kloster viele andere gegenüber: nicht zuletzt Papst emeritus Benedikt XVI., der in Scheyern immer ein gern gesehener Gast war und sich den Benediktinern hier sehr verbunden fühlt. Eller weiß eine kleine Anekdote seines Besuchs beim emeritierten Papst 2014 zu erzählen: Als er ihm ein Foto des Klosters gezeigt habe, habe ebendieser sich sogar an die Farbe des Kirchturms der Scheyrer Basilika erinnern können und die Veränderung bemerkt.

Lernen und Leben

Für frischen Wind in den historischen Räumlichkeiten sorgen in Scheyern sicher die Schüler der zwei weiterführenden Schulen (wir berichteten). Die Berufsoberschule als Nachfolgerin des Klostergymnasiums und die Fachoberschule sind an das Kloster angegliedert ebenso wie ein dazugehöriges Wohnheim, in dem seit Ostern auch vier Flüchtlinge aus Eritrea und Sierra Leone leben. „Lernen und leben ist hier möglich, das ist schon etwas Besonderes“, weiß Eller. Auf dem Areal sind neben der Klostergemeinschaft auch ein Gästehaus, ein Tagungshaus und mehrere Handwerksbetriebe von der Brauerei bis zur Schreinerei beheimatet. Für die Zukunft wünscht sich der 57. Abt der Heilig-Kreuz-Abtei, dass das „Dach des Glaubens“ hier auch weiter in Anspruch genommen wird. (taw)