Buch-Podcast aus dem Michaelsbund

Ein Buch in acht Minuten

Seit knapp anderthalb Jahren bietet der Bücher-Kanal jede Woche eine neue Buchempfehlung, entdeckt und mit Bedacht formuliert von zwei begeisterten Leserinnen und Bücherkennerinnen.

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München - Gut vier Regalmeter umfassen die Romane bereits, die die beiden Podcast-Autorinnen für „Ein Buch“ empfohlen haben. Das sind Susanne Steufmehl, Diplom-Bibliothekarin und erfahrene Buchberaterin in der Büchereizentrale des Michaelsbunds und Gabie Hafner, Redakteurin beim Münchner Kirchenradio, für das sie auch viele Autorinnen und Autoren interviewt hat. „Ein Buch“ ist zur festen Anlaufstelle geworden, für rund 3500 AbonnentInnen, die auf der Suche sind nach guten Büchern. Veröffentlicht wird die Leseempfehlung immer dienstags in den Podcastportalen, aber auch auf mk-online.de und im Onlineshop michaelsbund.de

Viel sehr geschätztes Feedback kommt von Menschen, die immer wieder nach Lesetipps gefragt werden. „Die MitarbeiterInnen aus den Büchereien sprechen mich eigentlich bei fast jedem Anruf auf den Podcast an“, berichtet Susanne Steufmehl. Besonders wissen sie zu schätzen, dass die beiden Podcast-Autorinnen jeweils so unterschiedliche Bücher vorstellen, dadurch eine große Bandbreite erfassen und durch die Abwechslung auch einen Unterhaltungswert bieten.

Die Grundprinzipien für die Buchempfehlungen haben sich bewährt. „Vorgestellt wird nur wovon wir überzeugt sind“, betonen die Podcasterinnen: „Wenn zu viele Punkte beim Lesen negativ auffallen, lohnt es sich logischerweise auch nicht, das Buch zu empfehlen.“ Dabei sind diese Entscheidungen natürlich sehr subjektiv und Romane, die vielleicht gut, aber sehr ungewöhnlich oder unbequem zu lesen sind, fallen womöglich zu Unrecht durch das Raster.  „Die Bücher sollten schon ein breiteres Publikum ansprechen können, was ja nicht heißt, den Massengeschmack zu bedienen“ erklärt Gabie Hafner.

Nicht zu viel verraten

Ein anderes wichtiges Prinzip: Die Podcast-HörerInnen sollen ein realistisches Bild bekommen, von dem was sie zwischen den Buchdeckeln erwartet. Die Handlung wird umrissen, so knapp wie möglich, so ausführlich wie nötig. Gerade bei umfangreicheren oder sehr vielschichtigen Romanen immer wieder eine Herausforderung. „Wir wollen nicht mit Nacherzählungen nerven, aber doch Orientierung bieten. Die Spannung soll unbedingt erhalten bleiben“, versprechen die Podcast-Autorinnen. Außerdem gibt‘s Informationen zu den AutorInnen. Aber vor allem soll deutlich werden, warum ein Roman lesenswert ist, was ihn auszeichnet, vielleicht ein außergewöhnliches Thema oder ein besonderer Sprachstil, die Spannung, oder die Informationen, die Leser nebenbei mitnehmen können.

„Natürlich sind das unsere persönlichen Leseeindrücke, aber wir versuchen schon zu einer fundierten Meinung zu kommen,“ betont Gabie Hafner und ist froh über den Austausch mit ihrer Podcastkollegin.
„Ich freue mich immer wieder darüber, neue AutorInnen zu entdecken und Romane, die nicht zwangsläufig auf der Bestsellerliste landen, aber trotzdem unterhaltsam und spannend sind“, bekräftigt Susanne Steufmehl. Sie bevorzugt Bücher, die Geschichten erzählen, und in der Gegenwart oder dem 20. Jahrhundert spielen. Und: es darf auch schon mal ein Krimi sein. Co-Autorin Gabie Hafner schätzt Romane, die überraschen und durch Figuren überzeugen, mit denen man sich gerne auch mal einen Abend lang unterhalten würde. Künstlichkeit, gespreizte Sprache oder klischeehafte Figuren sind rote Tücher für sie. „Lieber ein bisschen verrückt als zu nah an der TV-Serie.“

Während früher neue Bücher jeweils kurz vor den Buchmessen in großer Zahl herauskamen, verteilen sich die Erscheinungstermine inzwischen gleichmäßiger übers Jahr. Und kaum sind die meisten Titel eines Verlagsprogramms ausgeliefert, liegt schon wieder die Vorschau für die nächste Produktion im Postfach. Ein entspannter Kopf und etwas Muße schaden bei der Auswahl nicht. „Eigentlich füllt sich die Leseliste viel zu schnell“.

Ausblick auf den Bücherherbst

Susanne Steufmehl hat bereits so gut wie alle Verlagsvorschauen für den Herbst gesichtet: „Meine Liste möglicher Podcast-Kandidaten ist umfangreicher denn je“, gesteht sie. Nun gilt es, eine Lesestrategie zu entwickeln, damit der Podcast möglichst nah am Erscheinungsdatum fertig ist.“ Die Diplom-Bibliothekarin freut sich auf neue Romane von Jenny Erpenbeck und Alina Bronsky, hat aber auch schon vielversprechende DebütantInnen entdeckt und auf ihre Leseliste gesetzt. Die Radio-Journalistin Gabie Hafner möchte mal wieder einen Krimi lesen, der nicht unnötig brutal ist, dafür intelligent ausgedacht ist und Erkenntnisse über den Fall hinaus erbringt.

Susanne Steufmehl und Gabie Hafner