Ein gelingendes Leben führen

Ein Buch für Menschen im Umbruch

Schwester Carmen Tatschmurat (72) war bis Anfang 2021 Äbtissin der Benediktinerinnen-Gemeinschaft Venio in München und Prag. Nach ihrer Amtszeit nahm sie ein Sabbatjahr, das sie unter anderem dazu nutzte, ein Buch zu schreiben. Es ist soeben erschienen und trägt den Titel: „Mein Leben neu ordnen – Benediktinische Impulse für Zeiten des Umbruchs“.

Schwester Carmen Tatschmurat hat in ihrem Sabbatjahr ein Buch über Umbrüche geschrieben. © Sr. Teresa Spika

mk online: Schwester Carmen, für wen haben Sie dieses Buch geschrieben?

Schwester Carmen Tatschmurat: Ich habe es geschrieben für Menschen, deren Leben sich grade verändert – entweder durch einen beruflichen Wechsel oder den Beginn des Rentenalters oder auch durch Trennung oder Verlust des Partners/der Partnerin – und die diese neue Lebensphase bewusst gestalten möchten.

Sie gehen auf verschiedene Lebensbereiche ein – vom Wohnumfeld bis zum Leseverhalten. Nach welchen Kriterien haben Sie diese ausgewählt?

Tatschmurat: Ich habe ganz konkret bei dem angefangen, was bei mir in meinem Sabbatjahr das Erste war: meine Wohnumgebung gestalten, und bin dann schrittweise durch die Bereiche durchgegangen, die mir wichtig waren. Natürlich dürfen für eine Benediktinerin Gebet, Arbeit und das Lesen nicht fehlen. Aber es geht auch um das genauere Anschauen von Freundschaften und vieles andere. Es ist kein Ratgeber in dem Sinne: Wie richte ich mich passend ein oder wie strukturiere ich meinen Tag am besten? Ich möchte dazu anregen, die eigene Biographie als Leitfaden zu nehmen und zu schauen, was hat sich verändert, was passt heute zu mir und worauf will ich meine Aufmerksamkeit lenken.

Die Empfehlungen, die Sie geben, stützen sich zum Teil auf die im Untertitel angesprochene Benediktsregel. Welche weiteren Quellen haben Sie herangezogen?

Tatschmurat: Zu jedem Kapitel gibt es noch die eine oder andere Leseempfehlung, bunt gemischte Bücher aus der spirituellen oder auch der soziologischen und anderen Literatur beziehungsweise Filme, die mir grade selbst wichtig geworden sind.

Ihr Buch liest sich wie ein Rundumschlag für ein gutes Leben. Kann ein Buch von knapp 150 Seiten diesen Anspruch überhaupt erfüllen?

Tatschmurat: Nein, diesen Anspruch hatte ich auch nicht. Es sind ja ganz verschiedene Umbruchssituationen, in denen die Menschen sich befinden. Es geht mir nicht darum, dass ein Programm abgearbeitet werden muss. Ich will aufzeigen, auf welche Themenbereiche man stoßen kann, wenn man in eine veränderte Lebenssituation bewusst und auch neugierig und freudig hineingeht. Vielleicht ist es nur ein einziger Bereich, der jetzt auftaucht und angeschaut werden will.

Gibt es dennoch „Zutaten“, die zu jedem gelingenden Leben gehören?

Tatschmurat: Angesichts dessen, was wir gerade erleben, einen Krieg in unmittelbarer Nachbarschaft, Geflüchtete im eigenen Haus, Menschen, die in den vergangenen, von Corona überschatteten Jahren viel verloren haben, fällt es mir schwer, etwas Allgemeingültiges zu sagen. Dennoch: Ich zitiere meinen früheren Professor Karl Martin Bolte, der sagte, der Mensch braucht Sinn, Ordnung und Gefährten. Um all das kann man sich in guten Zeiten bemühen und hoffen, dass es in schweren Zeiten trägt.

An welchen Eckpfeilern richten Sie persönlich Ihr Leben aus?

Tatschmurat: Die "große" Antwort: Mein Weg ist der Weg der Gottsuche und ich möchte ihn mit Freude gehen und mich an jeder Wegbiegung überraschen lassen. Und konkret bemühe ich mich (nach Ignatius von Loyola) immer wieder neu um die „Unterscheidung der Geister“: Bei welchen Menschen und Themen kommt etwas in mir in Bewegung, und was lässt mich kalt? Soweit irgend möglich, richte ich mein Leben danach aus, wo ich Resonanz spüre. (Das Interview führte Karin Hammermaier, Redakteurin bei der Münchner Kirchenzeitung)

Buchtipp

Mein Leben neu ordnen – Benediktinische Impulse für Zeiten des Umbruchs

Es gibt Umbruchsphasen im Leben, selbst gewählte oder erzwungene. Dann stellen sich viele Fragen, v.a. die Frage: Aus welcher Quelle speist sich meine Kraft? Diese Grundfrage bringt mich dazu, mein inneres Navigationsgerät wieder zu justieren.

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