Erzbischof Franz Joseph von Stein

Ein Bischof aus Bayern für Bayern

Erzbischof Franz Joseph von Stein begleitete die Erzdiözese München und Freising ins 20. Jahrhundert. Als kompromissbereiter Oberhirte vermittelte er zwischen Bayern und Rom. Bei seinem Wirken im Bistum waren ihm besonders drei Punkte wichtig.

Erzbischof Franz Joseph von Stein 1897 © Wikipedia/gemeinfrei

München – Franz Joseph von Stein war nach Lothar Anselm von Gebsattel der zweite Erzbischof von München und Freising, der aus dem heutigen Unterfranken stammte. Bevor er auf den Stuhl des heiligen Korbinian berufen wurde, wirkte Stein fast 20 Jahre lang als Bischof von Würzburg. Nach dem Tod des Münchner Erzbischofs Antonius von Thoma im November 1897, wurde Stein bereits einen Monat später von Prinzregent Luitpold als dessen Nachfolger nominiert. Um seinen Wunschkandidaten zu bekommen, nahm es der Prinzregent sogar in Kauf, in Rom um eine „Transferierung“ des Bischofs von Würzburg nach München bitten zu müssen, wie es der Kirchenhistoriker Anton Landersdorfer ausdrückt. Nachdem Papst Leo XIII. den Vorschlag des bayerischen Machthabers genehmigte, trat Stein seinen Dienst als Erzbischof im April 1898 an.

Doktor und Professor

Fast sieben Jahrzehnte zuvor, am 4. April 1832, wurde Stein in Amorbach im Odenwald als Sohn des fürstlichen Herrschaftsgerichtsschreibers Joseph Anton Stein und seiner Frau Helene Appel geboren. Nachdem beide Eltern früh verstarben, kam er in die Obhut seiner Tante in Würzburg und besuchte dort das Gymnasium. Anschließend studierte er in der unterfränkischen Metropole Philosophie und Theologie und trat ins Priesterseminar ein. Im August 1855 empfing er durch den Würzburger Bischof Georg Anton von Stahl die Priesterweihe.

Als Neupriester war Stein jedoch nicht nur in der Seelsorge tätig, sondern arbeitete auch als Lehrer und promovierte 1859 schließlich an der Universität Würzburg in Theologie. Einige Jahre später wurde er zum Professor für Moral- und Pastoraltheologie ernannt und 1879 – nach langer Sedisvakanz im Bistum Würzburg – zum Bischof geweiht. Von papsttreuen Kreisen wurde Stein als „Staatsbischof“ kritisiert, liberale Kräfte bezeichneten den Oberhirten hingegen als „gemäßigten, toleranten und hochgebildeten Kirchenfürsten“, so Historiker Landersdorfer.

Neue Pfarreien für die Erzdiözese

Seine staatsloyale Haltung sei auch ein Grund für seine Berufung nach München, an die Spitze der bayerischen Bischofskonferenz, gewesen. Aufgrund einer sehr disziplinierten Lebensführung sei es ihm gelungen, seine umfangreichen Amtsgeschäfte im Erzbistum auch ohne einen Weihbischof zu erfüllen, schreibt Landersdorfer. In seiner elfjährigen Amtszeit spendete er rund 210.000 Kindern und Erwachsenen das Sakrament der Firmung und weihte 590 Männer zu Priestern.

Die Förderung des geistlichen Nachwuchses, der Kirchenbau und die Errichtung neuer Pfarreien standen im Mittelpunkt seines Wirkens. Zur Jahrhundertwende war die Zahl der Gläubigen im Erzbistum München und Freising auf eine Million angewachsen. Stein errichtete deshalb nicht nur neue Pfarreien in München – wie Sankt Maximilian, Sankt Paul oder Maria Ramersdorf – sondern auch auf dem Land. Haag an der Amper, Olching und Taufkirchen zählten etwa dazu.

Eskalation verhindert

Kirchenpolitisch zeigte sich Erzbischof Stein gegenüber dem bayerischen Staat stets kompromissbereit. In den Konflikten um eine neue Kirchengemeindeordnung, die Pascendi-Enzyklika von Pius X. und die Suspendierung des Münchner Dogmenhistorikers Joseph Schnitzer machte Stein zwar nicht immer eine glückliche Figur, verhinderte aber mit seinem ausgleichenden Handeln stets eine größere Eskalation.

Nach 53 Priester- und 30 Bischofsjahren starb Franz Joseph von Stein am 4. Mai 1909 an einem Schlaganfall. Er war der letzte Oberhirte im Erzbistum München und Freising, der nicht zum Kardinal ernannt wurde.