Missbrauchsdebatte 2010

Ehemaliger Augsburger Bischof Mixa erreicht Pensionsgrenze

Im Zuge der kirchlichen Missbrauchsdebatte gerät auch der Augsburger Bischof Walter Mixa in die Mühlen der öffentlichen Auseinandersetzung. Er muss zurücktreten. Nun wird der ehemalige Oberhirte 75 Jahre alt.

Der ehemalige Augsburger Bischof Walter Mixa feiert seinen 75. Geburtstag. (Bild: imago) © imago

Kaisheim-Gunzenheim – 2010 war ein schwarzes Jahr für die Katholiken in Deutschland. Nicht nur die Missbrauchsfälle sorgten für Schlagzeilen, sondern auch Prügel- und Veruntreuungsvorwürfe gegen den Augsburger Bischof Walter Mixa. Nach quälenden Wochen musste der Oberhirte seinen Hut nehmen, auch wenn sich die Vorwürfe später kaum als stichhaltig erwiesen. Allerdings hat es auch der Bischof lange an einer klaren Linie fehlen lassen. Am Montag wird Mixa 75 Jahre alt und erreicht damit die offizielle bischöfliche Pensionsgrenze.

Rückblick ins Frühjahr 2010: Wochenlang beherrscht das Thema Mixa die Schlagzeilen. Als Pfarrer in Schrobenhausen soll er einst Heimkinder geohrfeigt und Gelder veruntreut haben. Er sieht sich zudem mit dem Vorwurf des sexuellen Missbrauchs an einem Ministranten in Eichstätt konfrontiert, wo Mixa seit 1996 Bischof war. Der Streit spitzt sich zu, als er "die eine oder andere Watschn" einräumt und seinen Rücktritt anbietet. Papst Benedikt XVI. nimmt Mixas Ersuchen an - der aber widerruft, will persönlich mit dem Papst sprechen. "Die Bitte habe ich ein paar Mal wiederholt", sagt er heute. "Sie ist nicht erfüllt worden." Vor allem der Eichstätter Vorwurf erwies sich, wie Mixa sagt, als Verleumdung und "vollkommene Lüge". Dies sei der "letzte Hammerschlag" gewesen, um ihn wegzubringen. "Und warum?" Der promovierte Theologe meint, den Grund zu wissen. Er glaubt, dass seine erzwungene Demission auch mit seinem entschiedenen Eintreten gegen Abtreibung und für den Lebensschutz zusammenhing.

Debatten ausgelöst

Tatsächlich war Mixa ein markanter Kirchenvertreter in Deutschland. Stets habe er sich öffentlich für Ehe und Familie sowie für eine "sachgerechte Kindererziehung" eingesetzt, sagt der Geistliche. Heftig griff er etwa 2007 die Kita-Ausbaupläne der damaligen Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) an, mit der Frauen zu "Gebärmaschinen" degradiert würden. Mit umstrittenen Vergleichen löste der Bischof öfter Debatten aus.

Nach dem Rücktritt erlahmten die Bestrebungen, die Vorwürfe aufzuklären. Den Missbrauchsverdacht legte die Staatsanwaltschaft schnell zu den Akten. Zum Abgang des Bischofs hatten letztlich nicht die Vorhaltungen selbst geführt, sondern sein schlechtes Krisenmanagement sowie mangelnder Rückhalt in Diözese und Bischofskonferenz.

Kein Gespräch mit Benedikt XVI.

Trifft man Mixa heute, ist kaum Groll zu spüren. Er verwendet zwar Begriffe wie "Unerhörtheit" und "Verleumdung". Zugleich sagt er: "Es gibt auch innerhalb der Kirche nichts Vollkommenes. Jeder hat gute Seiten, aber auch Schwächen und Fehler." Das Geschehene habe er im Gebet aufarbeiten können. Voriges Jahr habe er um ein Gespräch bei Benedikt XVI. gebeten, doch Erzbischof Georg Gänswein habe ihn auf die lange Wartezeit verwiesen. "Da habe ich nur den Kopf geneigt und bin schweigend gegangen."

Seinen Geburtstag feiert der pensionierte Oberhirte bei einem Pontifikalamt am Samstag in Wemding. Das Erreichen der Altersgrenze ist für Mixa kein Einschnitt. Er will weiter Gottesdienste in der Umgebung feiern, Beichten abnehmen, Vorträge halten. Seelsorgliche Aufgaben habe er nie als "niederdrückende Last" empfunden, sagt er. Gerade heute sei es wichtig, "in einer einladenden und in sich begründeten, plausiblen Weise den Glauben zu verkünden". (kna)